# taz.de -- Baerbock in Sarajevo: Noch keine Konturen | |
> Die Unterstützung von Außenministerin Baerbock für Bosnien-Herzegowina in | |
> Kriegszeiten ist wichtig. Doch es fehlt an einer Strategie. | |
Bild: Außenministerin Annalena Baerbock beim Besuch in Bosnien-Herzegowina | |
Als nächste Ziele für Putins Aggression werden in Medien und Politik zwar | |
häufig [1][die Republik Moldau und Georgien] genannt, niemals aber der | |
Balkan. Das ist kurzsichtig. Dabei wird übersehen, dass Putin in den | |
vergangenen Jahren auf dem Balkan eine Strategie entwickelt hat, die sich | |
gegen die liberalen Demokratien und die EU insgesamt richtet. Ihm ist es | |
gelungen, in einigen Ländern offene Bündnispartner zu finden und über | |
Ungarn, Slowenien und Polen sogar einen Spaltpilz in die EU zu tragen. | |
Das ist mit dem Krieg in der Ukraine jetzt Geschichte. Selbst Ungarns | |
Regierungschef [2][Viktor Orbán ist zurückgerudert]. Doch auf dem Balkan | |
müssen sich die EU und Deutschland endlich neu aufstellen. Es geht nicht | |
mehr an, dass sich im Windschatten ihrer eigenen Tatenlosigkeit | |
nationalistisch autokratische Politiker etablieren können, die sich offen | |
als Feinde der liberalen Demokratie und als Einfallstor für Putin entpuppt | |
haben. Vor allem in Bosnien und Herzegowina. | |
So haben sich die bosnisch-serbischen Nationalisten unter Milorad Dodik als | |
Gefolgsleute Putins geoutet, verbreiten in ihren Medien die russische | |
Version des Krieges in der Ukraine und koordinieren ihre Politik der | |
Aufspaltung des Landes mit Moskau. Die serbische Teilrepublik könnte sich | |
demnach sogar von Bosnien abspalten und dann von Russland diplomatisch | |
anerkannt werden. | |
Außenministein Annalena Baerbock hat jetzt [3][bei ihrem Besuch in | |
Sarajevo] deutlich gemacht, dass Deutschland für die territoriale | |
Integrität des Landes einsteht. Bosnien und Herzegowina soll ein | |
demokratischer Rechtsstaat werden; im Herbst sollen Wahlen stattfinden, die | |
Dodik und auch die kroatischen Rechtsextremisten verhindern wollen. | |
Wie Baerbock allerdings diese Ziele erreichen will, bleibt undeutlich. Die | |
neue Politik gegen diese antidemokratischen Kräfte hat noch keine Konturen. | |
Es fehlt eine durchdachte Strategie. Die liberalen Demokratien müssen | |
entschlossen sein, die autokratischen Kräfte ökonomisch und militärisch | |
einzugrenzen. Nicht nur in Bosnien – auch in Montenegro und selbst in | |
Serbien. | |
10 Mar 2022 | |
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## AUTOREN | |
Erich Rathfelder | |
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