# taz.de -- Ausschreitungen in Israel: Verletzte bei Eritreer-Protest | |
> In Tel Aviv haben am Samstag Hunderte Gegner der eritreischen Regierung | |
> gegen eine Veranstaltung protestiert. Dabei brach Gewalt aus. | |
Bild: Ausschreitungen am Samstag in Tel Aviv | |
TEL AVIV dpa | Bei schweren Zusammenstößen zwischen Israels Polizei und | |
Migranten aus Eritrea sind in der Küstenstadt Tel Aviv mehr als 150 | |
Menschen verletzt worden. Hunderte Eritreer protestierten am Samstag vor | |
der Botschaft ihres Landes gegen die dortige Regierung und durchbrachen | |
dabei auch Absperrungen der Polizei, wie israelische Medien berichteten. | |
Die Polizei teilte mit, Sicherheitskräfte hätten aufgrund der unmittelbaren | |
Gefahr für sie selbst auch Schüsse abgegeben. Dadurch seien mindestens drei | |
Menschen verletzt worden. Mindestens 19 Demonstranten seien bei den | |
Ausschreitungen schwer verletzt worden, berichtete die Zeitung Haaretz | |
unter Berufung auf Rettungskräfte. | |
Laut Polizei waren unter den Verletzten auch mindestens 49 Beamte. | |
Sicherheitskräfte hätten 39 Demonstranten verhaftet und bei ihnen | |
Schlagstöcke, Tränengas und Elektroschocker gefunden. Am späten Nachmittag | |
beruhigte sich die Lage demnach wieder. Zu ersten Zusammenstößen war es | |
bereits am Morgen gekommen. | |
Die Demonstranten schlugen auch Scheiben von Polizei- und anderen Autos | |
sowie Fenster umliegender Geschäfte ein, wie die Haaretz schrieb. Sie | |
hätten dabei erheblichen Schaden verursacht. Sicherheitskräfte setzten dem | |
Bericht zufolge unter anderem Blendgranaten und Schlagstöcke gegen die | |
Demonstranten ein. Augenzeugen berichteten, viele Demonstranten hätten bei | |
der Kundgebung im Süden der Stadt Holzstöcke bei sich getragen. Ein | |
Krankenhaus der Stadt teilte mit, Ärzte der Klinik hätten zwölf Menschen | |
wegen schwerer Kopfverletzungen behandelt. | |
In der Botschaft sollte Medien zufolge am Samstagnachmittag eine | |
Veranstaltung anlässlich eines Jahrestags des Eritreischen | |
Unabhängigkeitskrieges stattfinden. Der Krieg, bei dem sich Eritrea die | |
Unabhängigkeit von Äthiopien erkämpfte, dauerte von 1961 bis 1991. Seit | |
1993 regiert Präsident Isaias Afewerki das Land in einer | |
Ein-Parteien-Diktatur. Dessen Kritiker sahen die Veranstaltung in Tel Aviv | |
Berichten zufolge als Propaganda an. Meinungs- und Pressefreiheit sind in | |
Eritrea stark eingeschränkt. Zudem herrscht ein strenges Wehrdienst- und | |
Zwangsarbeitssystem, vor dem viele Eritreer ins Ausland fliehen. | |
Die Demonstranten hätten die Polizei zuvor darum gebeten, das Event | |
abzusagen und andernfalls vor Gewalt gewarnt. Die Regierungsgegner | |
randalierten demnach auch im Saal der Botschaft, in dem die Veranstaltung | |
stattfinden sollte. Es habe zudem Konfrontationen zwischen Anhängern und | |
Gegnern der eritreischen Regierung gegeben. | |
Weder Asyl noch Abschiebung | |
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu wies die Polizei nach Angaben | |
seines Büros an, die Ordnung wiederherzustellen. Die Beamten gingen eigenen | |
Angaben zufolge mit Hunderten Kräften gegen die „Gesetzesbrecher“ in Tel | |
Aviv vor, um die Gewalt zu stoppen. Die Beamten riefen die Bürger dazu auf, | |
Abstand zu den Unruhen zu halten. Zwei Eritreer wurden den Angaben zufolge | |
bislang festgenommen. | |
Medien zufolge gibt es rund 18.000 Migranten aus Eritrea in Israel. Die | |
Behörden des Landes machen demnach beim Asylverfahren keinen Unterschied | |
zwischen Anhängern und Gegnern der dortigen Regierung. Asylanträge werden | |
allerdings auch nur in Ausnahmefällen gebilligt. Abgeschoben in ihre Heimat | |
werden die Menschen jedoch nicht. | |
[1][Auch in Deutschland war es im Juli zu Ausschreitungen bei einem | |
Eritrea-Festival mit mindestens 26 verletzten Polizisten gekommen], als | |
Gegner der Veranstaltung Sicherheitskräfte mit Stein- und Flaschenwürfen | |
attackierten und Rauchbomben zündeten. Die Beamten setzten unter anderem | |
Schlagstöcke gegen sie ein. Die Organisatoren des Events in Gießen stehen | |
der umstrittenen Führung des ostafrikanischen Landes nahe. In Stockholm kam | |
es im August bei einem Eritrea-Festival zu gewalttätigen Ausschreitungen | |
mit mehr als 50 Verletzten. | |
In der norwegischen Stadt Bergen bewarfen sich am Samstag Gegner und | |
Anhänger der eritreischen Regierung mit Steinen und Flaschen, wie die | |
Zeitung „Bergens Tidende“ meldete. Mindestens ein Mensch sei verletzt | |
worden. Augenzeugen berichteten, auch die Polizei sei attackiert worden. | |
Auslöser der Ausschreitungen war demnach ein Fest von Regierungsanhängern. | |
3 Sep 2023 | |
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