# taz.de -- Aufnahmeprogramm Afghanistan: Regierung lässt einige festsitzende … | |
> Erst nach Gerichtsurteilen zugunsten von Afghanen lenkt die | |
> Bundesregierung ein. Ein Teil der in Pakistan gestrandeten Menschen soll | |
> einreisen dürfen. | |
Bild: Kennt sich aus mit gebrochenen Versprechen: Bundesregierung unter Kanzler… | |
Berlin epd/rtr/taz | Deutschland beendet einen monatelangen Aufnahmestopp | |
für schutzbedürftige Afghanen, denen eine Einreise zugesagt worden war. „In | |
Pakistan befinden sich Personen in unterschiedlichen Schritten des | |
Ausreiseverfahrens. Die verschiedenen Prüfverfahren laufen derzeit wieder | |
an“, hieß es am Dienstag aus dem Auswärtigen Amt in Berlin. „Personal der | |
zuständigen Behörden ist vor Ort in Pakistan, um die Aufnahmeverfahren | |
fortzuführen.“ | |
Aus dem Bundesinnenministerium hieß es ergänzend: „Afghanen, bei denen die | |
Bundesrepublik Deutschland durch rechtskräftige Gerichtsbeschlüsse zur | |
Visaerteilung und Gestattung der Einreise verpflichtet wurde, werden | |
sukzessive nach Deutschland einreisen.“ | |
Zuerst hatten [1][ARD] und Welt darüber am Dienstag berichtet. Betroffene | |
Familien seien bereits über die Wiederaufnahme des Programms informiert | |
worden, [2][berichtete die Zeitung] unter Berufung auf Regierungskreise. | |
Die ersten Familien würden in den kommenden Tagen erwartet. Die Einreise | |
solle mit kommerziellen Linienflügen über Dubai oder Istanbul erfolgen. | |
Hintergrund sind der wachsende juristische Druck in Deutschland und eine | |
von den pakistanischen Behörden vorangetriebene Abschiebekampagne. | |
Im Bundesinnenministerium wurde betont, alle betroffenen Personen müssten | |
das Aufnahmeverfahren und die Sicherheitsprüfung vollständig durchlaufen. | |
Voraussetzung sei zudem, dass die pakistanischen Behörden die | |
Ausreisegenehmigung erteilten. Über die Zahl könnten noch keine Aussagen | |
gemacht werden. | |
Pakistan will anerkannte afghanische Flüchtlinge bis zum 1. September des | |
Landes verweisen, darunter auch Personen, die für das deutsche | |
Aufnahmeprogramm vorgesehen sind und die in Afghanistan von Verfolgung | |
bedroht sind. Dabei drohen ihnen unter der Regierung der Taliban Folter und | |
Hinrichtung. Bei den [3][Mädchen und Frauen] auch Vergewaltigung und | |
Zwangsehe. | |
Mehr als 200 Afghaninnen und Afghanen mit Zusagen aus Deutschland sind in | |
der vergangenen Woche bereits in ihr Herkunftsland abgeschoben worden. | |
Menschenrechtsgruppen und Dutzende Betroffene hatten erfolgreich gegen den | |
von der Bundesregierung verhängten Stopp geklagt. | |
## Verwaltungsgerichte geben Geflüchteten recht | |
Rund 2.000 Afghanen, die unter der Taliban-Herrschaft als gefährdet gelten, | |
[4][sitzen trotz Aufnahme-Zusage aus Deutschland seit Monaten in Pakistan | |
fest]. Bis Ende vergangener Woche hatte das Berliner Verwaltungsgericht | |
nach eigenen Angaben in mehr als 20 Fällen entschieden, dass den | |
Betroffenen die Einreise ermöglicht werden muss, weil sie entsprechende | |
verbindliche Zusagen aus Deutschland haben. | |
Die Koalition aus Union und SPD hatte indes vereinbart, freiwillige | |
Aufnahmeprogramme „soweit wie möglich“ zu beenden und meinte damit auch die | |
von der Vorgängerregierung versprochenen Aufnahmen aus Afghanistan. | |
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) will jeden Einzelfall prüfen | |
lassen und nur diejenigen aufnehmen, die rechtsverbindliche Zusagen haben | |
und die Sicherheitsüberprüfungen ohne Beanstandungen absolvieren. | |
Bundesaußenminister Johann Wadephul hatte am Sonntag darauf hingewiesen, | |
dass die Menschen mit zugesagter Aufnahme ein Recht darauf hätten, nach | |
Deutschland zu kommen. „Die Betroffenen brauchen nicht zu klagen“, sagte | |
der CDU-Politiker beim Tag der Offenen Tür der Bundesregierung im | |
Auswärtigen Amt. „Wir sind an Recht und Gesetz gebunden, und das heißt nach | |
meiner Auffassung haben wir das zu erfüllen. Das muss schnell geschehen.“ | |
Allerding verwies auch er auf die Sicherheitsüberprüfung. | |
## „Das absolute Minimum“ | |
Die Kritik am Vorgehen der Bundesregierung riss indes nicht ab. Anwalt | |
Matthias Lehnert, der mehrere betroffene Afghanen vertritt, sagte der | |
Nachrichtenagentur Reuters, die Regierung mache nur „das absolute Minimum, | |
nur das, wozu sie rechtlich verpflichtet und gezwungen ist“. Erforderlich | |
sei aber, dass allen betroffenen Afghanen ein Visum ausgestellt werde. | |
Gerichte hätten grundsätzlich und nicht nur im Einzelfall entschieden, | |
„dass sich die Menschen auf diese Aufnahmezusagen verlassen können und | |
ihnen zudem ernsthaft die Abschiebung droht“, sagte Lehnert. „Deshalb ist | |
es wirklich skandalös, dass die Regierung in all den anderen Fällen nicht | |
handelt und die Sache weiter hinauszögert.“ | |
Wie es mit den anderen Wartenden in Pakistan weitergeht, bleibt indes | |
weiter offen. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es dazu, die Personen befänden | |
sich „in unterschiedlichen Schritten des Ausreiseverfahrens“. Das | |
Bundesinnenministerium hatte am Montag erklärt, dass inzwischen wieder | |
Personal vor Ort ist, um Aufnahmeverfahren und Sicherheitsüberprüfungen | |
fortzuführen. | |
27 Aug 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/afghanen-visa-einreise-100.ht… | |
[2] https://www.welt.de/politik/deutschland/plus68acce325d3e123a945ab023/welt-e… | |
[3] /Taliban-und-Bildung-in-Afghanistan/!6108673 | |
[4] /Gefluechtete-aus-Afghanistan/!6106313 | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Afghanistan | |
Pakistan | |
Aufnahmeprogramm | |
Alexander Dobrindt | |
GNS | |
Bundesregierung | |
Schwerpunkt Afghanistan | |
Schwerpunkt Afghanistan | |
Innensenatorin Iris Spranger | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Einreise von Afghan:innen: Internationale Aufmerksamkeit als vielleicht einzige… | |
50 Afghan:innen dürfen nach Deutschland einreisen. Doch die Mehrheit der | |
von den Taliban bedrohten Personen wartet noch immer auf ein Visum. | |
Geflüchtete aus Afghanistan: Aufnahme versprochen, doch Berlin zögert | |
Trotz deutscher Zusage sitzen rund 2.300 Afghaninnen und Afghanen in | |
Pakistan fest. Nun könnten wenige von ihnen bald ausreisen. | |
Taliban und Bildung in Afghanistan: Für Mädchen verboten | |
Afghanistans Taliban verschließen Mädchen nun auch den Zugang zu religiösen | |
Schulen. Damit bleibt ihnen nur noch der Besuch von Grundschulen offen. | |
Abschiebungen nach Afghanistan: Aus den Augen, aus dem Sinn | |
Unter den jüngst nach Afghanistan abgeschobenen 81 Personen befanden sich | |
auch vier aus Berlin. Deren weiteres Schicksal interessiert den Senat | |
wenig. |