| # taz.de -- Atomdebatte und die Grünen: Unnütze Panik | |
| > Die Argumentation grüner SpitzenpolitikerInnen gegen Atomenergie ist oft | |
| > viel zu schwarz-weiß. Das Gebot der Stunde gilt der Grauzone. | |
| Bild: Abschalten – nur wann? | |
| Es sind immer wieder die gleichen Argumente. Atomkraft sei keine Lösung für | |
| den drohenden Gasmangel, argumentiert die grüne [1][Fraktionschefin | |
| Katharina Dröge]. Das stimmt. Aber sie könnte das Problem ein wenig | |
| verkleinern, wo angesichts der aktuellen Versorgungslage doch jede | |
| Kilowattstunde zählt. | |
| Die Debatte über eine [2][längere Laufzeit] der drei noch nicht | |
| abgeschalteten AKWs solle verhindern, Gas zu sparen. Sie sei ein | |
| Ablenkungsmanöver, sagt sie. Mag sein, aber das funktioniert nur, wenn man | |
| sich ablenken lässt. Richtig ist deshalb, darauf hinzuweisen, dass es nicht | |
| um entweder-oder geht, sondern dass beides passieren muss. Richtig ist | |
| auch, grundsätzlich daran festzuhalten, dass es niemals einen | |
| Wiedereinstieg in die Atomkraft geben wird. Alles andere wäre absurd. | |
| Es geht aber doch jetzt erst einmal nur um einige Monate, bis die | |
| Energieversorgung – möglichst durch Erneuerbare – so weit hergestellt ist, | |
| dass niemand Angst vor einem kalten Winter haben muss. Die Panik, die bei | |
| der Argumentation grüner SpitzenpolitikerInnen, so auch [3][Parteichefin | |
| Ricarda Lang], durchklingt, wenn sie mantramäßig vor einem Wiedereinstieg | |
| warnen, ist allerdings irreführend, sind es doch die Grünen selbst, die | |
| sich im [4][Koalitionsvertrag] gemeinsam mit den zwei anderen | |
| Regierungsparteien zum Ausstieg verpflichtet haben. | |
| Der Vertrag ist bindend, es sei denn, alle Koalitionsparteien sind sich | |
| einig, etwas daran zu verändern. Die Sorge davor, dass die ganze Hand | |
| gefressen wird, wenn man jetzt den kleinen Finger reicht, also einem | |
| Streckbetrieb zustimmt, ist deshalb völlig unbegründet. Die Grünen sitzen – | |
| noch dazu mit Rückendeckung der SPD – an einem deutlich längeren Hebel als | |
| die FDP. | |
| Es ist zweifellos bitter, nach dem jahrzehntelangen Kampf, der | |
| streckenweise eine Art Raison d’Être der Partei war, ausgerechnet jetzt, wo | |
| man politisch stärker ist als je zuvor, gerade bei diesem Thema Abstriche | |
| machen zu müssen. Die Sorge um große Teile der Basis mag begründet sein. | |
| Aber sie ist kein Grund, sich nicht auf die veränderten Umstände | |
| einzustellen und logisch zu entscheiden. | |
| 2 Aug 2022 | |
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| [1] https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&q=dr%C3%B6ge+deutschla… | |
| [2] /Erklaerung-zur-Atomkraft/!5868401 | |
| [3] https://www.zdf.de/nachrichten/politik/zdf-sommerinterview-ricarda-lang-gru… | |
| [4] https://www.spd.de/fileadmin/Dokumente/Koalitionsvertrag/Koalitionsvertrag_… | |
| ## AUTOREN | |
| Susanne Knaul | |
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