# taz.de -- Manfred Krug feiert 75. Geburtstag: Auf der Sonnenseite wird noch g… | |
> Ganz gleich ob Hannes Balla, Liebling Kreuzberg oder Kommissar Stoever, | |
> das Publikum hat Schauspieler Manfred Krug stets geliebt. Am Mittwoch | |
> wird der "DDR-Star mit Weltniveau" 75. | |
Bild: Seine wohl beliebteste Rolle: Manfred Krug als "Liebling Kreuzberg". | |
Berlin dapd | Schauspieler gehen eigentlich nicht in Rente, Manfred Krug | |
schon. Er hat sich die Freiheit genommen, Schluss zu machen mit der | |
"Textlernerei", wie er vor Journalisten in Berlin sagte. "Ich wollte noch | |
ein paar Sachen ausprobieren, die ich noch nicht kann." Allerdings ist er | |
weiter als Sänger auf der Bühne zu erleben. Am 8. Februar feiert er seinen | |
75. Geburtstag. Dazu erscheint das dicke "MK Bilderbuch", in dem er | |
pointenreiche Geschichten aus seinem Leben erzählt. | |
Seine 2003 erschienene Autobiografie "Mein schönes Leben" endet damit, dass | |
er Schauspieler werden will. Er hatte genug von seiner Knochenarbeit als | |
Stahlschmelzer in Brandenburg. Sein Vater, ein Eisenhütten-Ingenieur, hatte | |
ihn als Zwölfjährigen von Duisburg nach Leipzig mitgenommen. | |
Als Jugendlicher versuchte er sein Glück an der Schauspielschule. Die | |
Zusammenarbeit mit Regisseur Frank Beyer begann mit dem Film "Fünf | |
Patronenhülsen" (1960). Als die Berliner Mauer gebaut wurde, war Krug 24 | |
und hielt sich in Duisburg auf. Er kehrte in die DDR zurück, weil er seine | |
Freundin Ottilie und seinen "Busenfreund" Jurek Becker, mit dem er sich die | |
Wohnung teilte, wiedersehen wollte. | |
"Auf der Sonnenseite" hieß der Film, mit dem Krug 1962 über Nacht ein Star | |
wurde. 1966 folgte der Film, den Krug als den besten seiner Karriere | |
ansieht: "Die Spur der Steine" von Beyer. Als draufgängerischer | |
Brigadeführer Hannes Balla demonstriert er Selbstbewusstsein und schüttet | |
dem neuen Parteisekretär bei der Vorstellung Regenwasser aus seiner | |
Zimmermannshutkrempe auf die Hand. Drei Tage nach der Premiere, in der Krug | |
zufolge "bezahlte Kampfgruppenleute maulten", verbot der Machtapparat den | |
Film. | |
## Kulturpolitische Vorbildfunktion | |
Der Karriere Krugs schadete es nicht, im Gegenteil: Ihm wurde sogar eine | |
kulturpolitische Vorbildfunktion zugeschrieben. Für seine Darstellung eines | |
"Helden des antifaschistischen Kampfes und des sozialistischen Aufbaus" | |
bekam er 1968 gemeinsam mit vier Kollegen den Nationalpreis der DDR. Dabei | |
habe der Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht zu ihm gesagt: "Der Genosse | |
Krug. Haben Sie denn auch schon die richtige Richtung gefunden?" | |
Krug sagte, er sei verdattert gewesen und habe geantwortet: "Herr Krug, | |
Herr Ulbricht - so viel Zeit muss sein. Woher wissen Sie denn, dass ich mal | |
die falsche Richtung eingeschlagen habe?" Darauf sei lautes Gelächter | |
ausgebrochen. Viel später sagte Krug in einem Interview, er habe nie Angst | |
vor Ulbricht gehabt, weil dieser "dem sanftmütigen Volk der Sachsen" | |
angehört habe. | |
In rund 40 Filmen, 20 Fernsehspielen und vielen Shows hatte der "DDR-Star | |
mit Weltniveau" mitgewirkt. Krug war auch als Jazz- und Chansonsänger | |
populär. Stolz ist er auch auf seine sechseinhalb Jahre im Musical "Porgy & | |
Bess" in Ostberlin. | |
1976 kam der Bruch. Wegen seiner Unterschrift unter die Protestresolution | |
gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns wurde er kaltgestellt. Heimlich nahm | |
er ein Treffen zwischen hohen Parteifunktionären und Unterstützern | |
Biermanns in seinem Haus auf Tonband auf, dokumentiert im Buch "Abgehauen". | |
## 17 Jahre Stoever und Brocki | |
Am 20. Juni 1977 übersiedelte Krug mit seiner Familie nach West-Berlin. Er | |
fasste bald Fuß im Westen - bei der "Sesamstraße" und als Lastwagenfahrer | |
in der Vorabendserie "Auf Achse". Diese brachte den Regisseur Hartmut | |
Griesmayr auf die Idee, ihm die Rolle des Hamburger "Tatort"-Kommissars | |
Paul Stoever anzutragen. Zusammen mit Charles Brauer als Peter Brockmöller | |
("Brocki") war er 17 Jahre an dieser Stelle im Einsatz, beide mehrten ihren | |
Ruhm als singendes Kommissars-Duo. | |
Sein anderer herausragender Erfolg wurde die von Jurek Becker geschriebene | |
ARD-Serie "Liebling Kreuzberg". Becker ist auch Autor der ARD-Serie zur | |
deutschen Einheit, "Wir sind auch nur ein Volk". 1997 starb Becker an | |
Krebs, ein Schock für Manfred Krug. Einige Wochen darauf erlitt er einen | |
Schlaganfall, von dem er sich wieder erholte. Doch mit 65 entschied er | |
sich: "Ich bin jetzt Rentner." | |
8 Feb 2012 | |
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