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# taz.de -- Lebensmittel: Kartoffeln mit Gift und Würmern
> Schwere Vorwürfe gegen Niedersachsens Landwirtschaftskammer: Zum Schutz
> der Agrarindustrie sollen belastete Bodenproben verschwunden sein.
Bild: Ob Nematoden in den Kartoffeln sind, sieht man nicht. Aber der Bauer merk…
HANNOVER taz | Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat Vorwürfe
zurückgewiesen, sie lasse mit Schädlingen belastete Bodenproben zu Gunsten
der Agrarindustrie verschwinden. „Bei uns ist nichts abhanden gekommen“,
versicherte Kammersprecher Walter Hollweg gegenüber der taz. „Jede Probe
wird erfasst und dokumentiert.“
Die Selbstverwaltungsorganisation der Landwirtschaft im größtem Agrarland
der Bundesrepublik reagiert damit auf ein Schreiben der Arbeitsgemeinschaft
bäuerliche Landwirtschaft (ABL). Diese Interessenvertretung traditionell
wirtschaftender Bauern hatte darin Hinweise aufgegriffen, die offenbar
schon länger kursieren: Danach soll die Landwirtschaftskammer kapitalstarke
Kartoffelzüchter gezielt schützen.
Insider vermuten, die mehr als 100 Millionen Euro Umsatz schweren Züchter
dürften Saatkartoffeln ausliefern, die mit Nematoden genannten Fadenwürmern
(siehe Kasten) belastet seien – und so die Felder von Kartoffelbauern über
Jahre mit den Schädlingen verseuchen. Dazu seien belastete Bodenproben
schlicht nicht ausgewertet worden, behaupten Landwirte.
Denn für die werden die Fadenwürmer zu einem immer größeren Problem: Zwar
sind Nematoden für den Menschen zunächst unschädlich. Allerdings führen die
Schädlinge zu massiven Ernteausfällen – ein Befall des Bodens ist selbst
für Laien an großflächigen Lücken in den Kartoffelfeldern leicht zu
erkennen. Damit könnten jedes Jahr Schäden in mittlerer zweistelliger
Millionenhöhe anfallen: Fachleute schätzen, dass aktuell zwischen 50 und 70
Prozent der 100.000 Hektar, auf denen in Niedersachsen Kartoffeln angebaut
werden, mit den Fadenwürmern belastet sind.
Die Leiterin des bei der Landwirtschaftskammer angesiedelten
Pflanzenschutzamts, Carolin von Kröcher, weist diese Zahlen zurück:
Stichproben von 2.000 Hektar Fläche hätten ergeben, dass Nematoden aktuell
auf 28 Prozent der Anbaufläche von „Konsumkartoffeln“ nachgewiesen werden
könnten. „Und bei Saatkartoffeln liegt der Anteil bei exakt null Prozent“,
sagt die Expertin.
Für Verbraucher ist der Schädlingsbefall allerdings in jedem Fall
problematisch: Um Einnahmeausfälle zu vermeiden, bekämpfen viele Landwirte
die Nematoden mit dem einzigen noch wirksamen Pestizid Nemathorin, das
nicht nur gewässerschädlich, sondern auch für Vögel giftig ist. Wegen
unsachgemäßer Anwendung, so ist in der Agrarszene zu hören, sei das Gift
schon schon in der Saison 2011/2012 erstmals in verkaufsfertigen
Supermarktkartoffeln gefunden worden.
30 Mar 2015
## AUTOREN
Andreas Wyputta
## TAGS
Landwirtschaft
Lebensmittel
Gesundheit
Schädlinge
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