| # taz.de -- Performance über Männer im Feminismus: Feminist sein? So bitte ni… | |
| > Die Theaterperformance „Men in Feminism“ hinterfragt, welche Rolle | |
| > privilegierte Männer im Feminismus spielen – und setzt auf Humor statt | |
| > Reflexion. | |
| Bild: Sophiensaele: „Men in Feminism“ untersucht die Rolle von Männern im … | |
| „Stimmt es, dass Männer Feministen sein wollen, um von Frauen gemocht zu | |
| werden?“, fragt eine weibliche Stimme aus dem Off. Der Mann auf der Bühne | |
| bejaht kleinlaut. „Fühlt sich Feminismus an wie ein Fluch?“, bohrt sie | |
| weiter. „Schreibt Feminismus Männern vor, dass sie ihre Männlichkeit | |
| aufgeben sollen? Ist das Patriarchat ein Daddy-Issue?“ Er antwortet | |
| kleinlaut: „Vielleicht …“ | |
| Der verunsicherte Mann spielt am Sonntag den ersten Teil der | |
| Theaterperformance „Men in Feminism“, die am vergangenen Wochenende in den | |
| Sophiensälen lief. Die Trilogie untersucht die [1][Rolle privilegierter | |
| Männer im Feminismus] aus indischer, ruandischer und deutscher Perspektive. | |
| Im Zentrum steht die Frage: Welche Rollen spielen Männer im Feminismus und | |
| was erwarten Feministinnen von ihnen? | |
| Der indischstämmige Mann spielt einen Schauspieler, der an einem Casting | |
| teilnimmt, das nach dem „idealen feministischen Mann“ sucht. „Wir alle | |
| spielen eine Rolle. Mit Engagement kann ich jeder werden: auch ein | |
| feministischer Mann“, sagt er überzeugt. Die unsichtbare Stimme – teils | |
| Regie, teils Gewissen, teils gesellschaftlicher Spiegel – testet ihn: Ist | |
| Feminismus Schauspielerei? „Äh, ja!“, meint der. „Es ist eine Performanc… | |
| Und ich bin Schauspieler.“ | |
| Es folgt eine Tanzsequenz: Er trägt Sonnenbrille und pinkfarbene | |
| Bomberjacke, in der Hand bell hooks’ Buch „Alles über Liebe“. Aus dem Off | |
| kommentieren weibliche Stimmen: „Was für ein Typ: Er hört tatsächlich zu! | |
| Er liest, er geht zur Therapie, er ist sanft, er kocht und putzt!“ | |
| ## „Performative Males“-Debatte | |
| Es soll eine Anspielung auf „performative Males“ sein. Auf Tiktok werden so | |
| cis-Männer bezeichnet, die sich [2][nur zu Selbstvermarktungszwecken | |
| feministisch inszenieren]. Das Problem an dem Trend: Er trifft die | |
| falschen. Nicht diese Männer sind die Hauptgegner von Feministinnen. Es | |
| sind die Männer, die geschlechtsspezifische Gewalt legitimieren oder | |
| reproduzieren, die feministische Errungenschaften angreifen und | |
| patriarchale Machtverhältnisse verteidigen. | |
| Das Stück karikiert Männer, die behaupten, Feministen zu sein. Eine solche | |
| Überspitzung kann unterhaltsam sein, doch solange es kaum Theaterarbeiten | |
| von Männern gibt, die sich ernsthaft, selbstkritisch und tiefgehend mit der | |
| eigenen Verstrickung in patriarchale Strukturen auseinandersetzen, | |
| reproduziert diese Form ein altbekanntes Muster: Feminismus wird zum | |
| Gegenstand des Spotts statt zum Anlass echter Auseinandersetzung. | |
| Das Stück lässt wenig Raum für Ambivalenzen, buchstabiert Pointen aus, | |
| statt Räume für Reflexion zu öffnen, und reproduziert stereotype | |
| Geschlechterbilder (ironisch!). So heißt es etwa im zweiten Teil des Stücks | |
| „Kalinga“, das Geschlechtergerechtigkeit im heutigen Ruanda hinterfragt: | |
| „Ich bin ein perfekter feministischer Mann: Ich räume auf, spüle, wasche, | |
| fege und koche. Ich bin jederzeit bereit für Sex, wenn sie es möchte.“ Ihm | |
| wird ein toxischer Mann gegenübergestellt, der alle Klischees bedient. | |
| ## Stereotypische Überzeichnung statt Tiefgang | |
| Zu bedauern ist die Unterkomplexität des Stücks vor allem, weil der Ansatz, | |
| Feminismus aus einer nicht-eurozentrischen Perspektive zu betrachten, | |
| großes Potenzial hat. So erfährt man etwa, dass der Begriff Feminismus in | |
| der Sprache Kinyarwanda nicht existiert, obwohl Gleichberechtigung in | |
| Ruanda auf allen politischen Ebenen propagiert wird und Frauen 74 Prozent | |
| der Erwerbstätigen stellen. | |
| Doch die Frage, welche Rolle Männer im Feminismus spielen sollten, bleibt | |
| unbeantwortet. Allenfalls wird sie ironisch und in Negativform verhandelt: | |
| [3][So sollten feministische Männer nicht sein.] | |
| 15 Dec 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Lilly Schröder | |
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