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# taz.de -- Bahnstrecke Hannover – Bielefeld: Nur noch zweigleisig
> Die Suche nach dem Streckenverlauf zwischen Hannover und Bielefeld geht
> in die vorletzten Runde: Nur noch zwei Neubautrassen kommen infrage.
Bild: Die Ost-West-Verbindung läuft nicht gut, schon seit Jahren: Anzeigetafel…
Von zwölf auf zwei: Die seit Jahren vor Ort bekämpften Vorplanungen um den
[1][Ausbau des Bahnverkehrs zwischen Hannover und Bielefeld] gehen in die
vorletzte Runde. Am Freitag stellte die Deutsche Bahn ihre beiden nur noch
in Betracht kommenden Vorzugsvarianten vor, wo genau in der Region
Hannover, im Landkreis Schaumburg und auf der anderen Seite der
Landesgrenze in Ostwestfalen künftig der Fernverkehr rollen soll. Bei
beiden Varianten soll der Neubau auf niedersächsischer Seite zwar in weiten
Teilen neben der bestehenden Strecke verlaufen, trotzdem beklagen
Kritiker:innen „trassenferne“ Abschnitte, die die Landschaft zerstören
und zersiedeln würden.
Ursprünglich zwölf Optionen hatte die Bahntochter InfraGo im August
vergangenen Jahres als denkbar für einen Neubau erachtet: Von einer nahezu
kompletten Abkoppelung zur bestehenden Strecke bis zu einem weitgehenden
Ausbau der Bestandsstrecke gab es unterschiedliche Optionen. Die Varianten
V3 und V4 hätten sich nun in der Abwägung aus 196 Kriterien sowie der
Kosten der Brücken- und Tunnelanteile „klar gegenüber den weiteren
Streckenverläufen durchgesetzt“, teilte die Bahn am Freitag mit.
Auf westfälischer Seite soll bei beiden Varianten ein Tunnel durch das
Wesergebirge gebohrt werden. Auf niedersächsischer Seite verzichten beide
Varianten auf den bisherigen Schlenker ins westfälische Minden und führen
direkt nach Bielefeld. Damit verlaufen sie durch das
Landschaftsschutzgebiet „Bückeburger Niederung“, das teilweise
Naturschutzgebietsstatus hat.
„Es ist aber aktuell nicht vorgesehen, dass wir ein Naturschutzgebiet
direkt durchschneiden“, sagte Projektleiter Marvin Jekel am Freitag. Die
beiden ausgewählten Varianten haben auf niedersächsischer Seite den im
Vergleich geringsten trassenfernen Anteil. Allerdings handelt es sich bei
den ausgewählten Varianten erst um rund 1.000 Meter breite Korridore, die
noch konkretisiert werden müssen.
Aufgeworfen wurde die Idee zum Bau einer zusätzlichen Strecke vor mehr als
fünf Jahren, als der Konzern und das Bundesverkehrsministerium noch an eine
schnelle Realisierung des Deutschlandtaktes glaubten. Zentraler Bestandteil
dabei: Im Halbstundentakt soll der Fernverkehr auf den wichtigsten
Verbindungen fahren können, um bis 2030 die Zahl der Fahrgäste zu
verdoppeln.
Damit das zeitlich funktioniert, wollen Bahn und Ministerium die Fahrzeit
zwischen den 91 Kilometer entfernten Städten Hannover und Bielefeld auf 31
Minuten drücken. Bislang dauert es mindestens 48 Minuten. Zusätzliche
Gleise nur entlang der bestehenden Strecke kommen deshalb nicht in Frage,
weil die Strecke zu kurvig ist, um dort mit bis zu 300 km/h zu verkehren.
Außerdem drängeln sich bislang S-Bahn, Regionalexpress, Güterverkehr und
Fernverkehr auf dem Abschnitt zwischen Wunstorf und Minden auf lediglich
zwei Gleisen, obwohl die Strecke Teil der Verbindung zwischen Berlin und
dem Ruhrgebiet ist. „Die Achse ist deutlich am Limit und nicht gerüstet für
den Deutschlandtakt“, sagte Ute Plambeck, Konzernbevollmächtigte der
Deutschen Bahn für Niedersachsen.
Im S-Bahn- und Regionalverkehr sind durch die hohe Auslastung ungeplante
Halte, um einen Fernzug vorbeizulassen, tägliche Praxis; auch für den
Güterverkehr gilt der Abschnitt nach Ansicht der Bundesnetzagentur als
„Engpass von europäischer Bedeutung“, weil er den Verkehr von Rotterdam bis
zur polnischen Grenze aufhält. Würden die ICEs künftig nicht mehr auf den
bestehenden beiden Gleisen fahren, sondern auf der Neubaustrecke, entstünde
mehr Platz für den Regional- und Güterverkehr, argumentieren Bahn und
Ministerium.
Die Kritik an den Vorhaben ist groß. Einerseits wollen viele
Anwohner:innen [2][keine neue Bahnstrecke vor ihr Zuhause gesetzt
bekommen]. Andererseits stößt die Bahn auch bei ausgewiesenen
Bahnfreund:innen auf Kritik: Im Landkreis Schaumburg etwa hat sich die
Initiative „Pro-Ausbau“ gegründet, die sich für die Priorisierung des
Ausbaus bestehender Strecken statt teurer Neubauprojekte ausspricht.
## Baustart im Jahr 2035
Die [3][Initiative „Pro-Ausbau“] hält die Zielsetzung, für bis zu Tempo 300
eine „landfressende CO2-Neubau-Orgie“ zu errichten, für kaum
klimaverträglich. Sie findet, eine tatsächliche Verbesserung des
Bahnverkehrs in Deutschland sei nicht durch den Zubau von
Hochgeschwindigkeitsstrecken zu erreichen.
Einheitlich ist die Bewertung allerdings bei Verkehrswende- und
Umweltgruppen nicht: [4][Fridays for Future] hat sich schon für einen
Neubau ausgesprochen, um die Verkehrswende voranzubringen. Auch der
ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschland (VCD) steht den
Neubauplänen offen gegenüber.
Unklar ist noch, wie viel der Neubau am Ende kosten wird. Dass es
mindestens ein einstelliger Milliardenbetrag wird, erklärte die Bahn in den
vergangenen Jahren jedoch schon mehrfach. Mehr wisse man in rund vier
Jahren, sagte Projektleiter Jekel am Freitag, wenn die Vorplanungen
abgeschlossen sind. Mit einem Baustart wird in etwa für das Jahr 2035
gerechnet.
5 Dec 2025
## LINKS
[1] /Neue-ICE-Trasse-geplant/!5777539
[2] /Neuberechnung-Zugtrasse-Hamburg-Hannover/!6128457
[3] https://pro-ausbau.de/sample-page/
[4] /Schwerpunkt-Fridays-For-Future/!t5571786
## AUTOREN
André Zuschlag
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Deutsche Bahn (DB)
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