Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Gewalt an Schulen: Es bleibt eine Machtfrage
> Eine Kommission gegen sexuellen Kindesmissbrauch sieht Probleme an
> Schulen. Zwei Politikerinnen fordern verpflichtenden Kinderschutz in der
> Ausbildung.
Bild: Kinder und Jugendliche sollten nicht nur in Schulen vor Gewalt geschützt…
Schüler*innen erhalten bei sexualisierten Gewalterfahrungen nicht
genügend Unterstützung durch Lehrkräfte. Das geht aus einer [1][Studie der
unabhängigen Kommission des Bundes zur Aufarbeitung sexuellen
Kindesmissbrauchs] hervor. Deren Vorsitzende Julia Gebrande sprach bei der
Vorstellung der Untersuchung am Mittwoch davon, dass ein Kernproblem sei,
dass Lehrer*innen ihre Machtpositon ausnutzen können.
Für die Studie hat die Aufarbeitungskommission 133 Berichte und Anhörungen
mit Betroffenen und Zeitzeug*innen ausgewertet. Dafür nahm sie auch
Fälle unter die Lupe, die weit in der Vergangenheit lagen: Mit dem
Analysezeitraum zwischen 1949 und 2020 sollten auch die strukturellen
Ursachen der sexualisierten Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in der
Bundesrepublik und der DDR besser verstanden werden.
„Sexualisierte Gewalt war und ist ein Problem von Schule insgesamt“, sagte
Studienautorin Edith Glaser bei der Vorstellung der Studie. Sie und ihr
Team schätzen, dass ein bis zwei Kinder pro Klasse von sexualisierter
Gewalt betroffen sind. In der Schule sollten sie in solchen Fällen
Unterstützung vorfinden. Doch auch dört könnten sie Opfer von
sexualisierter Gewalt werden – durch Lehrkräfte oder Mitschüler*innen.
Die Aufarbeitungskommission hat deshalb im Jahr 2021 Menschen mit einer
Kampagne aufgerufen, in einer vertraulichen Anhörung oder einem
schriftlichen Bericht zu schildern, wie sie sexualisierte Gewalt in der
Schule erlebt haben.
Dabei sei besonders auffällig geworden, dass die Täter meist männliche
Lehrpersonen waren. Opfer waren demnach hingegen meist weiblich. Auffallend
vulnerabel seien Schüler*innen aus prekären Familienverhältnissen
gewesen, die bereits Gewalterfahrungen erlebt hätten.
Auffallend sei mittlerweile eine Häufung vermeintlich romantischer
Beziehungen zwischen Lehrer*innen und Schüler*innen. „Oft war es den
Betroffenen erst im Nachhinein möglich, die Manipulation zu erkennen und
den Missbrauch zu benennen“. Die meisten hätten mit Schweigen auf die Taten
reagiert.
Betroffene würden oft nicht die richtigen Worte dafür finden, wenn sie an
der Schule sexualisierte Gewalt erfahren würden. Dabei spiele auch Angst
vor den Konsequenzen eine Rolle. Wenn sich jedoch Schüler*innen ihrem
Umfeld anvertrauten, stießen sie oft auf taube Ohren. „Kollegiale Loyalität
hatte offensichtlich Vorrang“, sagte Studienautorin Edith Glaser.
Die Macht in den Händen der Lehrer*innen bleibe ein entscheidender
Faktor für grenzüberschreitendes und gewaltvolles Verhalten, so die
Studienautorin. Die Kommission fordert daher ein Schutzkonzept für jede
Schule. Dabei sollen Schulen sexuelle Bildung verstärkt thematisieren und
Präventionspläne einführen. Dabei müsse es auch darum gehen, Schutzkonzepte
und klare Zuständigkeiten auszuarbeiten.
Die Bildungssprecherin der Linkspartei, Nicole Gohlke, schließt sich den
Forderungen der Kommission an. Sie hebt hervor, dass diese
Präventionsprogramme natürlich Geld kosten. Doch wenn man Kinder wirklich
schützen wolle, müsse man Mut haben, zu investieren. Vor allem, wenn „diese
Koalition Milliarden für Rüstung und Autobahnen mobilisieren kann“.
Auch die Bildungssprecherin der Grünen, Denise Loop, erklärte, dass sie als
ehemalige Mitarbeiterin im Jugendamt wisse, wie sehr sexualisierte Gewalt
und der Umgang damit den weiteren persönlichen und beruflichen Lebensweg
der Kinder und Jugendliche präge. Sie forderte ebenfalls, dass Kinderschutz
verpflichtend in die Ausbildung von Lehrkräften und Schulpersonal etabliert
werden solle.
3 Dec 2025
## LINKS
[1] https://www.aufarbeitungskommission.de/mediathek/sexualisierte-gewalt-und-s…
## AUTOREN
Beritan Dik
## TAGS
Sexualisierte Gewalt
Schule
Aufklärung
Bildungspolitik
Social-Auswahl
Oldenburg
Gewalt in der Schule
Argentinien
## ARTIKEL ZUM THEMA
Suchtberater über digitale Medien: „Ein Handyverbot ist sinnvoll“
Mediensucht wird oft spät erkannt. Auch, weil digitale Medien zum Alltag
gehören. Suchtberater Oliver Poelmann erklärt, worauf Eltern achten
sollten.
Umgang mit Schulvermeidern: Willie will’s nicht wissen
Niedersachsen pflegt die Wegsperrkultur: Schulvermeider bekommen häufiger
Arrest als anderswo. Die Kultusministerin könnte das ändern. Wenn sie
wollte.
Amtseinführung in Argentinen: Drastische Sparpolitik in Aussicht
Begleitet von Gästen wie Orbán, Bolsonaro und Selenski wurde der neue
Präsident Argentiniens vereidigt. Javier Milei spricht von einer neuen Ära.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.