| # taz.de -- Waldzustandsbericht 2025: Nicht mehr viel Luft nach unten | |
| > Dem Berliner Wald geht es so schlecht wie lange nicht – vielleicht sogar | |
| > wie nie. Die Zahl der wirklich gesunden Bäume tendiert bedrohlich gegen | |
| > Null. | |
| Bild: Traurige Kiefern: Ihnen geht es aktuell besonders schlecht | |
| Der Berliner Wald wartet seit einigen Jahren mit einer exotischen Spezies | |
| auf: gesunde Bäume. Auch wenn es für Laien nicht unbedingt zu erkennen ist, | |
| gibt es aus Sicht von ExpertInnen kaum noch Exemplare, die nicht irgendein | |
| Schadbild aufweisen. Und [1][laut dem aktuellen Waldzustandsbericht], den | |
| die Senatsumweltverwaltung am Dienstag vorgelegt hat, sind es jetzt noch | |
| weniger: 3 Prozent des gesamten Bestandes – ein absoluter Negativrekord. | |
| Nach dem verheerend trockenen und heißen Jahr 2018 war der Anteil von | |
| Bäumen mit einer von vier Schadstufen sprunghaft angestiegen. Der Anteil | |
| der gesunden Bäume (Schadstufe 0) hatte sich von einem Jahr zum anderen von | |
| 27 auf 8 Prozent verringert, und seitdem ist er weiter gefallen. Schon mit | |
| den 4 Prozent im Waldzustandsbericht 2024 sah es so schlecht aus wie nie | |
| zuvor. | |
| Die Berliner Forsten, die das Waldmanagement im Land betreiben, machen als | |
| Ursache für das weitere Abrutschen das trockene Frühjahr verantwortlich – | |
| aber eben auch die anhaltende Trockenheit des Bodens seit 2018. Das führe | |
| zu einer reduzierten Stoffwechselaktivität der Bäume, was deren | |
| Regenerationsfähigkeit einschränke. Zwar hat es seitdem auch wieder Jahre | |
| mit „normalem“ Niederschlag gegeben, für eine richtige Trendwende hat das | |
| aber nicht gereicht. | |
| Laut den Berliner Forsten ist aktuell besonders die Kiefer die | |
| Leidtragende: 40 Prozent ihrer Bestände weisen jetzt deutliche Schäden | |
| (Schadstufe 2–4) auf, im vergangenen Jahr waren es nur 13 Prozent gewesen. | |
| Daran sei in erster Linie die extreme Frühjahrstrockenheit schuld – die | |
| ausgiebigen Niederschläge im Juli seien für das Nadelwachstum zu spät | |
| gekommen. | |
| ## Stabil miserabel | |
| Dem zweithäufigsten Berliner Waldbaum, der Eiche, geht es dagegen zwar ein | |
| bisschen besser als im Vorjahr, sie befindet sich trotzdem quasi stabil auf | |
| schlechtem Niveau. Hier waren es vor allem Spätfröste Anfang April, die | |
| sich negativ auf den Blattaustrieb auswirkten. Und während sich die | |
| Schadbilder insgesamt leicht abgemildert haben, liegt der Anteil komplett | |
| schadfreier Eichen mit 2 Prozent sogar noch unter dem der Buchen. | |
| „Der diesjährige Waldzustandsbericht macht deutlich, dass die Berliner | |
| Wälder weiterhin unter dem Druck der veränderten klimatischen Bedingungen | |
| stehen“, sagte Umweltsenatorin Ute Bonde (CDU) zu dem Bericht. Die Forsten | |
| arbeiteten aber „seit Jahren mit großer Sorgfalt daran, die Wälder zu | |
| stabilisieren und Schritt für Schritt widerstandsfähiger zu machen“. Im | |
| kommenden Frühjahr würden angepasste und weiterentwickelte | |
| Waldentwicklungsgrundsätze vorgestellt. | |
| Weil Bäume sehr langsam wachsen, während sich gleichzeitig die | |
| Klimaveränderung beschleunigt, müssen die FörsterInnen freilich ständig | |
| dazulernen. Auch wenn das Motto seit Jahren „Umbau vom Nadel- zum | |
| Mischwald“ lautet, nahm Sturm „Ziros“, der im Juni [2][verheerende Schäd… | |
| im Tegeler und Spandauer Forst] anrichtete, offenbar wenig Rücksicht auf | |
| solche Prämissen und warf stattliche alte Buchen genauso um wie dürre | |
| Kiefern. | |
| Imke Wardenburg vom Naturschutzbund Nabu Berlin, kritisiert derweil, dass | |
| nicht nur das Klima und Wetter dem Berliner Wald zu schaffen machten: „Der | |
| Wald wird immer weiter zerschnitten und in Anspruch genommen“, sagt sie. So | |
| sehe der Nabu die im Rahmen des Windenergieflächenbedarfsgesetzes | |
| vorgeschlagenen Windeignungsgebiete „besonders kritisch“, denn mehr als die | |
| Hälfte der potenziellen Flächen liege in Berliner Waldgebieten. | |
| Auch Planungen wie den [3][Wohnungsbau auf der Fläche des Neuköllner | |
| Emmauswalds] oder das projektierte neues Stadtquartier „Am Sandhaus“ in | |
| Buch seien problematisch, weil sie Lebensräume und Frischluftschneisen | |
| zerstörten. „Wenn wir den Wald erhalten wollen, müssen wir endlich | |
| aufhören, ihn weiter zu belasten“, so Wardenburg. | |
| 25 Nov 2025 | |
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| [3] /Aus-Solidaritaet-mit-den-Baeumen/!6127830 | |
| ## AUTOREN | |
| Claudius Prößer | |
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