| # taz.de -- Staatsstreich in Guinea-Bissau: Ein Putsch mit Fragezeichen | |
| > Ein Putsch ist in Afrika keine Seltenheit, aber ob es in Guinea-Bissau | |
| > einer war, ist zweifelhaft. Er sieht sehr nach „Operation Machterhalt“ | |
| > aus. | |
| Bild: Der Übergangspräsident von Guinea-Bissau: General der Armee Horta N'Tam… | |
| [1][Putsche in Westafrika sind schon Routine]. Nun erwischt es also | |
| Guinea-Bissau, und doch fällt der Staatsstreich an der tropischen | |
| Atlantikküste aus dem Rahmen. In einem klassischen Putsch gibt nicht der | |
| weggeputschte Machthaber als erstes seinen Sturz bekannt und wird auch | |
| nicht durch seinen eigenen treuen Stabschef ersetzt. Dieser Staatsstreich | |
| riecht nach einer Operation Machterhalt. | |
| Denn am vergangenen Sonntag fanden Wahlen in Guinea-Bissau statt, und an | |
| diesem Donnerstag hätten die Ergebnisse verkündet werden sollen. Es sah | |
| nach einer Wahlniederlage für [2][Präsident Embaló] aus. Überträgt der | |
| Brigadegeneral der Reserve nun lieber seinen Freunden in Uniform die Macht, | |
| damit nicht die Opposition um die ehemalige Staatspartei PAIGC in den | |
| Genuss eines Wahlsieges kommt? | |
| Man wird es wohl nie erfahren, denn die Wahlergebnisse sind ausgesetzt. | |
| Aber der neue Übergangspräsident General Horta N'Tam ist der bisherige | |
| Stabschef des Präsidenten und krumme Methoden wären Embaló nicht fremd. Als | |
| die Opposition 2023 Parlamentswahlen gewann, löste er das frischgewählte | |
| Parlament einfach ersatzlos auf. Seine Amtszeit ist schon lange abgelaufen, | |
| aber das kümmerte die Generäle nicht – erst der drohende Machtwechsel an | |
| der Wahlurne ließ sie aktiv werden. | |
| Guinea-Bissau hat eine besondere Stellung in Westafrika. Die kleine, | |
| ehemals portugiesische Kolonie musste vor fünfzig Jahren als einziges Land | |
| der Region seine Freiheit mit der Waffe erkämpfen. Die sozialistische | |
| Einparteienherrschaft der einstigen Befreiungsbewegung PAIGC ist längst | |
| Geschichte, aber an ihre Stelle ist bloß ein „failed state“ getreten, in | |
| dem der Staat zur Beute der Generäle geworden ist. | |
| Sie überlassen das Land entweder der Drogenmafia als Transitstation für den | |
| Kokainschmuggel zwischen Südamerika und Europa oder greifen internationale | |
| Hilfe zum Kampf gegen den Drogenschmuggel ab, gerne auch beides parallel | |
| oder abwechselnd. Das funktioniert am besten, solange alle Macht aus den | |
| Gewehrläufen kommt, nicht vom Volk. Kein Wunder, dass die Generäle in | |
| Wahlen eine Gefahr sehen. | |
| 27 Nov 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
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