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# taz.de -- Petition gegen erhöhten Semesterbeitrag: Mühsamer Kampf gegen teu…
> An kaum einer Uni ist der Semesterbeitrag so hoch wie in Bremen. Der Asta
> mobilisiert dagegen, hat eine Petition eingereicht. Die wurde nun
> beraten.
Bild: Teures Pflaster: Studenten laufen über den Campus der Universität Bremen
„Gemeinsam für eine Bildung für alle“ heißt es in dem Aufruf zur
Kundgebung. Knapp 30 Studierende sind am Freitagnachmittag gekommen, um
gegen die [1][Erhöhung des Semesterbeitrags] zu demonstrieren. Sie stehen
erstmal etwas unschlüssig vor dem Haus der Bürgerschaft in der Bremer
Innenstadt herum. „Gehen wir jetzt alle rein?“ – „Ich glaube schon“.
Drinnen in Raum 2 soll gleich der Petitionsausschuss der Bürgerschaft über
die Petition mit 4.351 Unterschriften beraten, die der Asta der Bremer
Hochschule vorgelegt hat. Die Studierenden fordern in ihrer Petition, dass
das Land Bremen den im Semesterbeitrag enthaltenen Verwaltungskostenbeitrag
übernimmt, das Deutschlandsemesterticket bezuschusst und das
Studierendenwerk Bremen finanziert.
Mit dem gerade gestarteten Wintersemester ist der Semesterbeitrag in Bremen
und Bremerhaven sprunghaft um 77,90 Euro gestiegen. War er zuvor mit 347,50
Euro im bundesweiten Vergleich betrachtet recht günstig, liegt [2][das arme
Bremen] jetzt im bundesweiten Vergleich auf dem fünften Platz der teuersten
Unis. Kurz vor Zusammenkunft der Abgeordneten in der Bürgerschaft
solidarisierte sich auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
in einer Mitteilung mit der Petition der Studierenden.
Eine Studentin erzählt, sie sei im ersten Semester und heute „aus
Solidarität“ dabei. Es sind jedoch nicht alle nur aus Solidarität gegen den
erhöhten Semesterbeitrag dabei. Lena Reinhardt hat die Petition mit
eingereicht, sie ist die erste aus ihrer einkommensschwachen Familie, die
studiert. Der hohe Semesterbeitrag sei eine große Belastung, weshalb die
Petition „aus nicht ganz uneigennützigem Interesse“ entstanden sei, sagt
sie.
## Fonds für Studierende eingerichtet
Für Studierende, die den erhöhten Betrag nicht zahlen konnten, hat der Asta
eigens einen Solifonds eingerichtet. 30 Studierende wären zwangsläufig
exmatrikuliert worden, hätte der Fonds nicht die Semesterbeiträge für sie
übernommen, sagt Saskia Gagel, Sprecherin des Bremer Asta, vor Beginn der
Sitzung.
Beim Asta hätten sich auch Studierende gemeldet, die sich unsicher seien,
ob sie sich ein Studium weiterhin leisten können, so Gagel. Schuld daran
sei selbstverständlich nicht ausschließlich der hohe Semesterbeitrag,
sondern vor allem die steigenden Lebenshaltungskosten. Es sei empörend,
dass sich die Universität nicht hinter die eigenen Studierenden stellt.
Dabei werbe die Uni mit dem Slogan „Come as you are“. Tatsächlich sei
Studieren jedoch immer mehr eine Privilegien-Frage, so Gagel.
## Bildung ist Sparen an der Zukunft
Mit 45 Minuten Verspätung wird die Sitzung des Petitionsausschusses dann
eröffnet. Lena Reinhardt beginnt mit ihrer Rede: Es sei nicht die Aufgabe
der Studierenden, die Lücken im Haushalt zu stopfen. Sozialpolitik
funktioniere nicht über Durchschnittswerte, sondern über soziale
Gerechtigkeit. Ein Sparen an der Bildung sei ein Sparen an der Zukunft. Es
wird lange applaudiert.
Claas Rohmeyer, CDU-Abgeordneter und Schriftführer der Bürgerschaft,
unterbricht den Applaus und die Jubelrufe. Das sei jetzt sicherlich keine
angenehme Aufgabe, das Anliegen der Studierenden sei ja nachvollziehbar.
Warum sich dennoch für die Erhöhung entschieden wurde, fragt er.
Eine Referentin aus dem Wissenschaftsressort antwortet: Es sei keine
leichte Entscheidung gewesen. Studieren solle nicht von Geldbeutel abhängig
gemacht werden. Aber die steigenden Kosten und der knappe Bremer Haushalt
seien eben Rahmenbedingungen, mit denen man umgehen müsse. Man wünsche sich
sehr, die Studierenden in Zukunft nicht mit weiteren Erhöhungen belasten zu
müssen. Man könne allerdings keine Garantie abgeben.
„Frau Reinhardt, gibt Ihnen das Hoffnung?“, fragt Rohmeyer. Die
Studierenden lachen. Die [3][Staatsrätin sei leider nicht mehr da] und
[4][Henrike Müller werde erst nächste Woche zur neuen Umwelt- und
Wissenschaftssenatorin gewählt]. Vielleicht sei es besser, sie in die
Entscheidung miteinzubeziehen, sagt Rohmeyer. Und beendet die Sitzung.
„Sie haben uns 45 Minuten warten lassen und jetzt nach 5 Minuten vertagt?“,
fragt jemand. „Ich glaube schon.“ „Bleiben wir sitzen? Und besetzen die
Bürgerschaft?“, fragt wer anderes. Es wird müde gelächelt. Dann verlassen
die Studierenden den Raum. Ein Termin für die nächste Beratung im
Petitionsauschuss steht noch aus.
12 Nov 2025
## LINKS
[1] /Anstieg-des-Semesterbeitrags-in-Bremen/!6101006
[2] /Studie-Paritaetischer-Wohlfahrtsverband/!6051376
[3] /Staatsrat-Affaere-wird-zur-Strafsache/!6121913
[4] /Bremer-Gruene-nominieren-Umweltsenatorin/!6124758
## AUTOREN
Amanda Böhm
## TAGS
Uni
Bremen
Schwerpunkt Armut
R2G Bremen
Universität Bremen
Wohnen
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