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# taz.de -- Erfolg für Waldschützer: Nestlé verzichtet auf Papier aus nordsc…
> Der Lebensmittelkonzern will kein Holz mehr von Europas größtem
> Waldbesitzer SCA kaufen. Umweltschützer hoffen, dass weitere Unternehmen
> folgen.
Bild: Der Lebensmittelkonzern Nestlé kauft künftig keinen Frischfaser-Zellsto…
Sie kämpfen gegen die Abholzung alter Wälder, und damit gegen die seit
Jahrzehnten geltende Normalität in Schweden. Wenn Umwelt- und
Klimaschutzargumente nicht gehört werden, dann hoffentlich ökonomische: Mit
diesem Gedanken richten [1][schwedische Waldschutz-Organisationen eine
Kampagne] direkt an die Kunden der schwedischen Holz-Industrie. Nun
meldeten sie das Erreichen eines Etappenziels: Der weltgrößte
Lebensmittelkonzern Nestlé will künftig auf den Kauf von
Frischfaser-Zellstoff aus den Wäldern im Norden verzichten.
„Wir haben entschieden, den Bezug von Frischfasern von Anbietern zu
beenden, die in Kontroversen in Nordschweden verwickelt sind“, teilte der
Konzern selbst auf seiner Website mit mit. Mit „Kontroversen“ bezieht sich
Nestlé auf die kontinuierlichen Vorwürfe verschiedener Gruppen [2][gegen
Waldkonzerne wie SCA]. Der nutze die schwachen schwedischen Waldgesetze und
Schutzmechanismen aus, sagt etwa die Gruppe „Skydda Skogen“ („Schützt den
Wald“), zerstöre immer mehr Naturwälder und damit nicht zuletzt auch die
Lebensgrundlage der [3][samischen Rentierhalter].
Der Name „Nestlé“ ist inzwischen durchgestrichen auf der Kampagnen-Website,
mit der Skydda Skogen [4][und Greenpeace] seit Ende Oktober Unterschriften
sammelten in der Absicht, den Druck auf die großen Kunden zu verstärken.
Vor einem Jahr hatten die Organisationen Nestlé-Vertreter und die weiterer
Kunden zu einer Tour durch SCA-eigene Wälder eingeladen.
Nun also machte der Lebensmittelkonzern seine Entscheidung öffentlich –
nicht ohne zu betonen, dass Papier-Rohstoff aus Nordschweden nur einen
kleinen Anteil des Gesamtbedarfs ausmache, im vergangenen Jahr demnach 1,72
Prozent. Bis Ende März solle dieser Anteil zu 95 Prozent durch Rohstoff aus
anderen Quellen ersetzt werden.
## Signal an die Regierung
Den schwedischen Organisationen geht es um den großen Namen hinter der
Entscheidung. „Für uns ist das ein Zeichen, dass die schwedische
Waldindustrie nicht den Standards genügt. Ein Zeichen, dass Kunden keine
kontroversen Rohwaren wollen, bei deren Herstellung die Rechte indigener
Völker verletzt und Naturwerte zerstört werden“, sagt Daniel Rutschman von
Skydda Skogen der taz.
Die Hoffnung sei, dass weitere Unternehmen dem Beispiel folgen, wenn ein so
großer Konzern Nordschweden als Kunde verlasse. So soll am Ende auch die
Regierung verstehen, dass der bisherige Weg langfristig niemandem nütze –
nicht einmal der Industrie.
Die Geschichte vom grünen Gold aus unendlichen Wäldern ist allerdings tief
verankert in der schwedischen Gesellschaft. Bäume wachsen wieder, weshalb
die Industrie sich als nachhaltig präsentiert.
Die liberalkonservative Regierung hatte erst kürzlich die Ergebnisse einer
von ihr beauftragten Untersuchung zur Zukunft der Waldindustrie
vorgestellt. Darin ging es vor allem um die weitere Steigerung der
Produktivität. „Eine ganze Reihe schlechter Vorschläge, die alle davon
handelten, den Waldschutz zu verschlechtern und die Holzproduktion zu
steigern“, so sieht es Waldschützer Rutschman. Die Untersuchung sei eine
reine Auftragsarbeit für die Waldindustrie. Im kommenden Jahr sind in
Schweden Wahlen – aber selbst bei einem Regierungswechsel werde die
Waldsituation „höchstens etwas weniger schlimm“. Auch die Sozialdemokraten
hätten vor allem die Industrie im Blick.
9 Nov 2025
## LINKS
[1] https://forestscandal.org/
[2] /Abholzen-schwedischer-Waelder/!6079236
[3] /Aktiv-gegen-Abholzung-in-Schweden/!6081730
[4] /Kahlschlag-in-Schwedens-Waeldern/!6010827
## AUTOREN
Anne Diekhoff
## TAGS
Wald
Schweden
Holz
Umweltschutz
Samen
Nestlé
Schweden
Wald
Lesestück Recherche und Reportage
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