| # taz.de -- Über Ehrenamt und Kultur in Chemnitz: „Ich bin hier noch nicht f… | |
| > Antonia Melzer ist ein Jahr als Freiwillige rund um die Aktionen der | |
| > Europäischen Kulturhauptstadt dabei. Und was macht sie nun? Ein Resümee. | |
| Bild: „Gerade das letzte Jahr hat doch gezeigt, wie viele Möglichkeiten wir … | |
| Es ist kurz nach 17 Uhr und schon finster, als mich Antonia Melzer (20) am | |
| „Garagen-Campus“ abholt. Das ist einer der Kulturorte, die im Kontext der | |
| [1][Europäischen Kulturhauptstadt 2025] in Chemnitz entstanden sind. Das | |
| Jahr unter dem Motto „C the Unseen“ geht in diesen Tagen vorbei und damit | |
| für die Stadt und auch Antonia Melzer ein wichtiges Kapitel zu Ende. Bei | |
| Eiseskälte laufen wir durch die Straßen von Chemnitz. Viel los ist an | |
| diesem Sonntagabend nicht. | |
| taz: Frau Melzer, Sie sind eine der über 1.200 Chemnitzer Freiwilligen, die | |
| in diesem Jahr bei Veranstaltungen rund um die Kulturhauptstadt Europa 2025 | |
| geholfen haben. | |
| Antonia Melzer: Ja, letztes Jahr im September hat das angefangen, da gab es | |
| für mich das erste Kennlerntreffen. Ich war gerade mit dem Abi fertig und | |
| ziemlich lost, wusste nicht, wohin mit mir und was werden soll. Und da kam | |
| mir das gerade recht. Über das Jahr habe ich rund 50 Einsätze gehabt und | |
| viele Menschen kennengelernt, die ich sonst nie getroffen hätte. Bei dem | |
| Volunteerprogramm haben ja vor allem ältere Menschen mitgemacht. | |
| taz: Demografisch gesehen ist Chemnitz eine der ältesten Städte | |
| Deutschlands. Es gibt fast doppelt so viele Rentner:innen wie Kinder und | |
| Jugendliche unter 18. | |
| Melzer: Ja, bis auf meine Omas hatte ich bisher aber kaum Kontakt zu | |
| Älteren. Erst dachte ich auch: Schade, dass hier so wenig junge Leute | |
| mitmachen. Aber dann habe ich mich mit denen total gut verstanden. Unter | |
| den Volunteers kamen Leute aus allen Schichten zusammen, da waren | |
| Lehrerinnen und Krankenschwestern dabei, ich hab auch mit einem | |
| Matheprofessor von der TU gearbeitet. Die haben alle verschiedene | |
| Erfahrungen mitgebracht, der gegenseitige Austausch war so bereichernd für | |
| mich. Die haben mich auch gar nicht verurteilt, dass ich nicht weiß, was | |
| ich mal machen will, sondern gesagt: „Nimm dir Zeit und find’s raus. Wir | |
| haben dieses Jahr doch alle Möglichkeiten.“ | |
| taz: Hat das Jahr der Kulturhauptstadt die Menschen in dieser Stadt also | |
| zusammengebracht? | |
| Melzer: Ja, auf jeden Fall. Ich erinnere mich noch gut an die | |
| Eröffnungsveranstaltung am 18. Januar, da habe ich bei einer der | |
| Hauptbühnen im Backstagebereich gearbeitet. Das hat es in Chemnitz vorher | |
| noch nie gegeben, dass die Stadt so rappelvoll war und eine so riesengroße | |
| bunte Menge gemeinsam gefeiert hat. Viele Leute kamen auch von außerhalb. | |
| Das kannten wir hier vorher nicht. | |
| taz: Das Geräusch von Rollkoffern gehört nun also auch zum Chemnitzer | |
| Stadtalltag dazu? | |
| Melzer: Ja, und Leute, die Englisch sprechen! Menschen mit Stadtplänen, die | |
| sich umschauen, Fotos vom Karl-Marx-Monument machen, vorm Opernhaus stehen | |
| und Fahrpläne lesen. Dass die alle hierherkommen und sich für uns | |
| interessieren, hat mich total gefreut. Und auch ein bisschen stolz gemacht. | |
| Als Volunteers repräsentieren wir die Stadt ja auch, wir hatten offizielle | |
| Kleidung an. Ich hab gemerkt: Dass man aus Chemnitz kommt, ist jetzt mehr | |
| was Positives und nichts mehr, was man verstecken muss. | |
| taz: Wieso, haben Sie Ihre Herkunft bisher verschwiegen? | |
| Melzer: Ja, manchmal, weil ich wusste, dass das oft zu negativen Reaktionen | |
| führt. Einmal war ich zum Beispiel mit meiner besten Freundin im Zug nach | |
| Dresden. Wir saßen zwei älteren Damen gegenüber und sind mit denen ins | |
| Gespräch gekommen. Als wir gesagt haben, woher wir kommen, kam da direkt | |
| ein abfälliger Blick: „Uff, okay, aus Chemnitz, aha!“ | |
| taz: Und damit war das Gespräch vorbei? | |
| Melzer: Von denen aus, ja. Ich hab das aber nicht so stehen lassen. Zu | |
| einem wirklichen Austausch ist es aber nicht gekommen. | |
| Endlich kommen wir in Antonia Melzers Stammlokal an, „Emmas Onkel“ in | |
| Chemnitz Szenebezirk Kaßberg, eins der größten Gründerzeit- und | |
| Jugendstilviertel Deutschlands. Wohlige Wärme schlägt uns entgegen, die | |
| Brillengläser beschlagen, so groß ist der Temperaturunterschied. Als wir | |
| Platz nehmen, zückt Antonia Melzer sogleich ihr Smartphone. | |
| Melzer: Sorry, unsere Basketballer, die [2][Niners Chemnitz], spielen | |
| heute. Das Spiel hat gerade angefangen, Bundesliga, gegen Alba Berlin. | |
| taz: Spielen Sie auch Basketball? | |
| Melzer: Nein, aber ich jobbe beim Basketballverein. Vor zwei Jahren fing | |
| das an, dass ich mit meinen Freunden regelmäßig zu den Heimspielen gegangen | |
| bin, das war jedes Mal eine Riesenparty. Meine Freunde und ich saßen da mit | |
| Familien und Rentnern im Zuschauerring. Da kommen auch ganz | |
| unterschiedliche Nationen zusammen, ein richtiges Gemeinschaftserlebnis ist | |
| das. Ganz anders als beim Fußball, der in Chemnitz leider nicht so | |
| weltoffen, bunt und inklusiv ist, sondern eher in die rechte Ecke geht. Die | |
| Niners sind auch sehr erfolgreich, 2020 sind sie in die Bundesliga | |
| aufgestiegen und haben letztes Jahr den Fiba-Europe-Cup gewonnen. | |
| taz: Ich höre Stolz heraus. | |
| Melzer: Ja, das ist eine große Sache für Chemnitz. | |
| taz: Im Gegensatz zu vielen anderen Chemnitzer:innen sächseln Sie gar | |
| nicht. Kommt Ihre Familie nicht von hier? | |
| Melzer: Doch, beide Großeltern sind von hier. Als meine Eltern geboren | |
| sind, hieß das hier allerdings Karl-Marx-Stadt. Sie sprechen aber kein | |
| derbes Sächsisch. Auch in meinem Freundeskreis sprechen wir eher | |
| Hochdeutsch. Vielleicht ist das auch ein bisschen dieses unterbewusste | |
| Verstecken, also dass man denkt, man muss da drauf achten, weil man sonst | |
| gleich abgestempelt wird. | |
| taz: Wie von den Frauen aus dem Zug? | |
| Melzer: Ja. Nach den Vorfällen von 2018 war Chemnitz nur noch die graue | |
| Stadt in Sachsen, aus der Menschen vertrieben werden. | |
| taz: Im August 2018 haben Fake News zu rechtsextremen Ausschreitungen | |
| geführt. Es kam zur „Jagd“ auf Migranten, Übergriffen auf | |
| Pressevertreter:innen sowie dem Angriff auf ein jüdisches Restaurant. | |
| Wie alt waren Sie damals? | |
| Melzer: Dreizehn. Ich kann mich daran erinnern, dass die Stadt wie im | |
| Ausnahmezustand war und wir wie in einem Fiebertraum, die Zeit ist | |
| irgendwie nicht vergangen. Wir wussten nicht, wohin mit uns. Durch die | |
| Stadt zu gehen, haben wir uns nicht so richtig getraut. Kraftklub (eine | |
| Band aus Chemnitz; d. Red.) hat zu einer Gegendemo aufgerufen, ich war auch | |
| dabei. Wir waren 65.000 Leute, die Toten Hosen sind auch aufgetreten. | |
| Daraus ist dann das [3][Kosmos-Festival] entstanden, das es bis heute gibt. | |
| Eigentlich kann man also sagen, dass aus etwas total Negativem etwas | |
| Positives entstanden ist. | |
| taz: Was in dem Rest der Republik aber kaum wahrgenommen wurde? | |
| Melzer: Genau. Deswegen habe ich mich auch so gefreut, als Chemnitz zur | |
| Kulturhauptstadt ernannt wurde. Das weiß ich noch gut, da saß ich mit | |
| meinem Papa nach einer Wanderung im Erzgebirge in einem Landgasthof, wir | |
| waren die einzigen Gäste und haben was gegessen, im Hintergrund lief leise | |
| das Radio. Ja, und dann kam die Nachricht. Wir haben uns beide so gefreut, | |
| denn wir wussten, das wird was ganz Großes für unsere Stadt. | |
| taz: Ein solch großes Kulturevent führt dazu, dass viel Geld in die | |
| städtische Infrastruktur fließt. Haben Sie Veränderungen in und an Chemnitz | |
| wahrgenommen? | |
| Melzer: Auf jeden Fall. Jedes Mal, wenn ich durch die Innenstadt gegangen | |
| bin, hab ich was gesehen, was da vorher noch nicht war. Das waren auch ganz | |
| kleine Dinge. Gegenüber dem Roten Turm (Wahrzeichen der Stadt Chemnitz und | |
| deren ältestes erhaltenes Bauwerk; d. Red.) haben sie zum Beispiel zwei | |
| Fassaden bunt angestrichen. Das hat mich total gefreut. | |
| taz: Das Konzept sah vor, dass auch die Bürger:innen mit einbezogen | |
| werden, es gab künstlerische Interventionen im öffentlichen Raum, viele mit | |
| Möglichkeit zur Partizipation. Ist das aufgegangen, haben sich die | |
| Chemnitzer:innen beteiligt? | |
| Melzer: Ja, vor allem bei den Aktionen der „Gelebten Nachbarschaft“, da | |
| haben wir unter anderem Apfelbäume gepflanzt. Oder bei dem | |
| [4][„3.000-Garagen-Projekt“]. Ich habe zum Beispiel bei einer | |
| Kunstaktion mitgeholfen, bei der immer ein Grüppchen von zehn Leuten | |
| einzeln in eine verschlossene Garage geführt wurde. Dort stand dann „das | |
| Fischelant“ – ein Mischwesen aus Auto und Goldesel. Ja, und in den konnten | |
| die Leute dann eine Schaufel Pferdemist reinschütten. Dann hat es gerumpelt | |
| und dann kam mit Glück hinten ein bisschen „Gold“ raus. Mein Job war es, | |
| das „Gold“ dann zu wiegen. | |
| taz: „Fischelant“ ist sächsisch und bedeutet „schlau“ oder „geschick… | |
| Dieses Werk der Künstlerin Cosima Terrasse basiert auf Interviews mit | |
| Chemnitzer Garagennutzer:innen. „Aus Scheiße Gold machen“ war im Osten eine | |
| gängige Umschreibung für den großen Erfindungsgeist, der wegen des | |
| Ressourcenmangels in der DDR auch notwendig war. | |
| Melzer: Schon vorher gab es hier sehr viel Innovation. Zur Zeit der | |
| Industrialisierung war Chemnitz die reichste Stadt Deutschlands. Die Stadt | |
| wurde damals [5][das sächsische Manchester] genannt. | |
| taz: Ja, und ehrlich gesagt wusste ich das bis zu meinem heutigen Besuch im | |
| Industriemuseum gar nicht. Überhaupt hatte ich gar keine Ahnung von dieser | |
| Stadt. | |
| Melzer: Das haben viele Gäste gesagt! | |
| taz: Was bestätigt, dass das Motto der Kulturhauptstadt „C the Unseen“ | |
| wirklich passend gewählt ist. Gesehen wurden dieses Jahr nicht nur | |
| unbekannte Orte und Aspekte der Stadt, auch ihre Bewohner:innen rückten | |
| ins Licht. Die Fotografin Maria Sturm etwa hat Dutzende | |
| Garagennutzer:innen porträtiert. | |
| Melzer: Es gab außerdem ein großes Street-Art-Event am Nischel (das | |
| sächsische Wort für Kopf, damit ist der Karl-Marx-Monument gemeint; d. | |
| Red.), da wurden Menschen aus der Stadt porträtiert. Wir haben die Porträts | |
| an den Sockel des Nischels und auf dem ganzen Vorplatz aufgehängt. Um den | |
| Marx-Kopf waren also ganz viele andere Köpfe. | |
| taz: Was sicher auch gezeigt hat, wie vielfältig diese Stadt ist. | |
| Melzer: Genau darum ging es. Die Leute sollten sich fotografieren lassen, | |
| um im Sinne der demokratischen Vielfalt ein Zeichen zu setzen. Zwei bis | |
| drei Tage ging das, die Leute haben Schlange gestanden, alle wollten mit | |
| drauf. Zum Schluss war alles zutapeziert mit Gesichtern. | |
| taz: Sagt Ihnen die „Dritte Generation Ost“ eigentlich etwas? | |
| Melzer: Nein. | |
| taz: Das ist ein Verein von der jüngsten noch in der DDR geborenen | |
| Generation, der unter anderem der Frage nachgeht, inwieweit die ostdeutsche | |
| Herkunft prägend ist – auch im positiven Sinne. | |
| Melzer: Das finde ich eine spannende Frage, weil, klar, Chemnitz ist eine | |
| ostdeutsche Stadt und hat diese Vergangenheit. Aber ich würde sagen, das | |
| betrifft meine Generation nicht mehr so. Mit diesem „Die aus dem Westen | |
| sind so und die aus dem Osten so“ konnte ich noch nie groß was anfangen. | |
| Das sind eher meine Eltern und Großeltern, die noch in diesen Mustern | |
| denken. Ich aber stamme halt nicht aus dieser Zeit. | |
| taz: Der Zeit der deutschen Trennung und nach der Wiedervereinigung? | |
| Melzer: Ja. In meinem jetzigen Alltag betrifft mich das alles nicht. Es ist | |
| auch nicht so, dass ich mit meinen Eltern beim Abendbrottisch über die DDR | |
| oder die Wende spreche. Klar, wenn wir auf das Thema kommen, dann erzählen | |
| sie mir davon. Meine Eltern waren froh über den Mauerfall, sie haben sich | |
| sofort in den Trabi gesetzt und sind nach Westberlin gefahren. | |
| taz: Und dass es eine strukturelle Diskriminierung gegen Ostdeutsche gibt, | |
| weil sie etwa in Führungspositionen unterrepräsentiert sind, ist für Sie | |
| auch kein Thema? | |
| Melzer: Doch, das schon. Auch wenn ich viel von dem Genörgel nicht | |
| nachvollziehen kann, das ist auf jeden Fall ein Punkt, den viele ältere | |
| Menschen mit dem Westen haben, der nicht zu leugnen ist. Dieser Frust über | |
| den geringeren Verdienst, die fehlende Repräsentation in den Parlamenten | |
| und Vorständen, das kann ich verstehen, auch wenn mich das in meiner | |
| bisherigen Laufbahn nicht groß tangiert hat. Es ist aber gut möglich, dass | |
| mich das treffen wird, wenn es später mal um Gehälter und berufliche | |
| Positionen geht. | |
| taz: Jetzt ist das Kulturhauptstadtjahr vorbei. Zieht es Sie nun aus | |
| Chemnitz weg? | |
| Melzer: Nein. Ich hab das Gefühl, ich bin hier noch nicht fertig, und hab | |
| mich deswegen bewusst dazu entschlossen, erst mal zu bleiben. Seit Oktober | |
| studiere ich Medienkommunikation, hier an der TU. | |
| taz: Ein Song von Kraftklub heißt: „Ich will nicht nach Berlin“ … | |
| Melzer: Das trifft auch auf mich und meine Freunde auf jeden Fall zu | |
| (lacht). Also wir waren ein paar Mal auf Klassenfahrt in Berlin, und die | |
| paar Tage haben uns immer gereicht. Vieles würde mir auch einfach fehlen. | |
| Ins Grüne zu gehen, ist mir zum Beispiel sehr wichtig, ich gehe viel | |
| wandern. Von Chemnitz aus ist man ganz schnell im Erzgebirge und in anderen | |
| Wandergebieten. | |
| taz: Angesichts der demografischen Zahlen ist Ihre Entscheidung jedoch | |
| ungewöhnlich. Wie reagiert Ihr Umfeld darauf? | |
| Melzer: In meinem Freundeskreis ist das kein großes Thema, es bleiben auch | |
| andere hier. Es sind eher Freunde meiner Eltern, die darüber überrascht | |
| sind: „Wie, du bleibst hier? Mein Sohn, der wollte ja direkt weg!“ Ein | |
| wenig hab ich das Gefühl, dass ich mich dafür rechtfertigen muss, dass ich | |
| in meiner Stadt bleiben möchte und nicht wie viele andere jungen Leute in | |
| die nächstgrößere Stadt ziehe, um da meine Projekte zu machen. Dabei ist | |
| das doch Quatsch. Gerade das letzte Jahr hat doch gezeigt, wie viele | |
| Möglichkeiten wir haben. Hier ist so viel Raum für Neues. | |
| taz: Im Gegensatz zu den anderen deutschen Großstädten, in denen | |
| Kulturräume zunehmend verschwinden. | |
| Melzer: Ja, genau. In Chemnitz gibt es noch so viele ungenutzte Flächen. | |
| Das ist doch toll. Ja, überhaupt wünsche ich mir, dass das Leben hier mehr | |
| wertgeschätzt wird und die Leute einfach mal zufriedener sind mit dem, was | |
| sie hier und aneinander haben. Das letzte Jahr hat doch gezeigt: Wir können | |
| so viel gemeinsam schaffen. Viele von uns Volunteers wollen weitermachen. | |
| taz: Gibt es schon Konkretes in Planung? | |
| Melzer: Nein. Aber auf der Abschlussveranstaltung haben wir E-Mail-Adressen | |
| ausgetauscht, wir bleiben in Kontakt. | |
| taz: Mit Blick auf das Wahlergebnis – die AfD hat bei der letzten | |
| Bundestagswahl über 32 Prozent der Chemnitzer Stimmen bekommen – ist jedoch | |
| zu befürchten, dass die öffentliche Kulturförderung zurückgehen wird. | |
| Melzer: Ja, das macht mir auch Angst. | |
| taz: Gegenwind kommt auch aus der Bevölkerung, zum Auftakt des | |
| Kulturhauptstadtjahrs gab es sogar eine Gegendemo. | |
| Melzer: Ja, auch die Montagsdemos sind hier immer noch präsent. Im Oktober | |
| hatten wir an einem Montag eine Stadtführung für die Erstsemester und waren | |
| abends auf Kneipentour. Wir sind durch die Stadt gelaufen und überall war | |
| Blaulicht, dann kamen so ein paar Leute mit ihren Trommeln und Fähnchen. | |
| „Mensch, was ist denn hier los?“, fragten einige. Das musste ich dann | |
| erklären. | |
| taz: War Ihnen das unangenehm? | |
| Melzer: Na ja, die meisten meiner Kommilitonen kommen aus Ostdeutschland. | |
| So blöd es klingt, aber dort kennt man das ja. Es ist nicht schön, aber es | |
| gehört irgendwie dazu. | |
| taz: Haben Sie mal darüber nachgedacht, sich politisch zu engagieren? | |
| Melzer: Bisher nicht. Da hab ich einfach noch nicht die akute Notwendigkeit | |
| gesehen und wahrscheinlich auch nicht genug Mut gehabt. Aber für die | |
| Zukunft würde ich nicht ausschließen, Mitglied in einer Partei oder so zu | |
| werden. Ich will diese Stadt so, wie sie jetzt über das Jahr geformt wurde, | |
| erhalten. Und ich glaube, wir als junge Generation sind jetzt auch in der | |
| Pflicht, da anzuknüpfen und das fortzuführen. Denn wenn das jetzt alles | |
| wieder einschläft, wofür war es dann gut? | |
| 9 Dec 2025 | |
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