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# taz.de -- Debatte um Wehrpflicht und Drohnen: Generalinspekteur gegen Losen b…
> Bundeswehr-Generalinspekteur Breuer will jeweils den gesamten Jahrgang
> mustern. Dem Abschuss von verdächtigen Drohnen erteilt er eine Absage.
Bild: Will alle jungen Männer mustern lassen: Generalinspekteur der Bundeswehr…
afp | In der Debatte über den neuen Wehrdienst hat sich der
Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, entschieden gegen den
Vorschlag eines Losverfahrens bei der Musterung gewandt. „Aus militärischer
Sicht ist es entscheidend, dass jeweils der gesamte Jahrgang gemustert
wird“, sagte Breuer den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND)
vom Montag. „Nur so wissen wir, wer zur Verfügung steht.“
Die Musterung des gesamten Jahrgangs verschaffe die nötigen personellen
Reserven und ausreichend Flexibilität, sagte Breuer weiter. „Wenn wir
stattdessen erst dann, wenn es darauf ankommt, nachmustern müssten, würden
wir Zeit verlieren, die wir in einer Krisensituation nicht haben.“ Ein
Losverfahren schränke die eigenen Handlungsmöglichkeiten ein.
## Koalitionseinigung steht aus
In der Koalition gibt es derzeit Streit über den geplanten neuen
Wehrdienst. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) setzt in seinem
Gesetzentwurf zunächst auf Freiwilligkeit, um [1][Rekrutinnen und Rekruten
für die Bundeswehr] zu gewinnen. Der Union reicht das nicht aus. Sie will
einen Automatismus in Richtung einer Wehrpflicht, wenn sich nicht genügend
Freiwillige melden.
Fachpolitiker von Union und SPD im Bundestag hatten deshalb Mitte Oktober
einen Kompromissvorschlag ausgearbeitet. [2][Demnach sollte ein
Losverfahren bestimmen], wer zur verpflichtenden Musterung muss. Die
Einigung scheiterte zunächst, Pistorius ist aber weiterhin zuversichtlich,
dass das Gesetz bis zum Jahresende durchs Parlament kommt.
## Erst Freiwilligkeit, dann Zwang
Breuer geht nach eigenen Worten davon aus, „dass wir mit dem Prinzip der
Freiwilligkeit zum Erfolg kommen werden“. Dabei komme es vor allem auf
einen sinnstiftenden und attraktiven Wehrdienst an, dann werde es auch „ein
hohes Freiwilligenaufkommen“ geben. „Sollte die Zahl der Freiwilligen
jedoch nicht ausreichen und eine verpflichtende Einberufung durch Kabinett
und Bundestag beschlossen werden, würden wir diejenigen heranziehen, die
besonders qualifiziert und motiviert sind“, sagte er zugleich.
Derzeit dienen etwa 182.000 Soldatinnen und Soldaten in der Bundeswehr. Um
die [3][Verpflichtungen gegenüber der Nato] zu erfüllen, wird eine
Aufstockung auf rund 260.000 aktive Kräfte angestrebt. Hinzukommen sollen
200.000 Reservistinnen und Reservisten.
## Drohnen: Breuer will auf Abschuss verzichten
Breuer will auf den Abschuss von Drohnen, die in den deutschen Luftraum
eindringen, möglichst verzichten. „Es geht darum, den Nutzen der Drohnen
für den Gegner zu begrenzen und gleichzeitig unsere eigene
Handlungsfähigkeit zu sichern“, sagte er. „Das kann man zwar erreichen,
indem man Drohnen abschießt – aber dabei entsteht ein Problem: Die
getroffene Drohne stürzt ab, und auch die verschossene Munition fällt
irgendwo zu Boden.“
Im Umfeld von Städten könne so größerer Schaden entstehen. Die Bundeswehr
setze deswegen auf andere Techniken, erläuterte Breuer: „Etwa indem wir
Drohnen elektronisch von ihrer Flugbahn abbringen, sie übernehmen oder mit
einem Netz einfangen.“ Das gehe „ohne Kollateralschäden am Boden“ und
hierfür habe die Bundeswehr in den vergangenen Monaten ihre Fähigkeiten
verstärkt ausgebaut.
Der Generalinspekteur unterstrich mit Blick auf die von Bundesinnenminister
Alexander Dobrindt (CSU) gewünschte Amtshilfe bei der Drohnenabwehr, dass
diese wegen prinzipiell unterschiedlicher Aufgaben Grenzen habe. „Wenn eine
zivile Behörde über bestimmte Fähigkeiten nicht verfügt, kann sie die
Unterstützung der Bundeswehr anfordern. Hier unterstützen wir, wenn wir die
Kapazitäten und Fähigkeiten haben“, sagte Breuer.
## Innenbehörden für die innere Sicherheit verantwortlich
Klar sei zugleich, dass die Zuständigkeiten klar geregelt sind und [4][die
Innenbehörden die innere Sicherheit] verantworten. „Wir bereiten uns primär
gegen eine militärische Bedrohung von außen vor, und wir begegnen ihr mit
militärischen Fähigkeiten“, betonte der General. Und „100-prozentige
Sicherheit kann es nicht geben“.
Offenkundig sei, dass es „eine Zunahme von hybriden Angriffen“ gebe, sagte
Breuer dem RND weiter. Dazu zählten Cyberangriffe, Sabotageakte und auch
Luftraumverletzungen, etwa durch Drohnen über Industrieanlagen oder
Kasernen. „Das ist nicht mehr ganz Frieden. Aber es ist auch kein offener
Krieg.“
Krieg zeige sich heute in verschiedenen Formen. „Russland begreift Krieg
als Kontinuum und denkt nicht in den Kategorien von Frieden, Krise und
Krieg, wie wir dies machen. Diese hybriden Angriffe sind Teil dieses
Kontinuums.“ Er habe in seinen 40 Jahren als Soldat jedenfalls „noch keine
Lage erlebt, die so gefährlich war wie die aktuelle Bedrohung durch
Russland“.
In Europa gab es zuletzt immer wieder Drohnensichtungen, unter anderem an
Flughäfen. So wurde zum Beispiel am Sonntagabend der Flugverkehr am Bremer
Flughafen wegen der Sichtung einer Drohne kurzzeitig unterbrochen und am
Freitagabend der Flugbetrieb am Berliner Hauptstadtflughafen BER.
3 Nov 2025
## LINKS
[1] /Die-Bundeswehr-bedient-sich-bei-Tolkien/!6119847
[2] /Debatte-um-neue-Wehrpflicht/!6121345
[3] /Aufruestung-als-Sackgasse/!6122498
[4] /Drohnensichtung-am-BER/!6125947
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