| # taz.de -- Forderungen vor dem Stahlgipfel: 200 Milliarden Euro, Schutzzölle … | |
| > Am Donnerstag lädt Kanzler Merz zum Stahlgipfel. Während der | |
| > CDU-Generalsekretär Schutzzölle will, schlägt die Linke ein | |
| > Investitionsprogramm vor. | |
| Bild: Sinnbild der Krise: Thyssenkrupp Steel Stahlwerk in Duisburg-Marxloh | |
| Vor dem Stahlgipfel kommenden Donnerstag im Kanzleramt hat | |
| [1][Linken-Chefin Ines Schwerdtner] eine Strategie für den Umbau der | |
| Stahlbranche und die wirksame Senkung der Energiekosten angemahnt. „Dafür | |
| muss ein Investitionsprogramm in Höhe von 200 Milliarden Euro her, das über | |
| einen Fonds auch der Stahlindustrie zur Verfügung gestellt wird“, sagte | |
| Schwerdtner der taz. Dabei sei klar: „Wer öffentliche Fördermittel erhält, | |
| muss garantieren, dass alle Arbeitsplätze und Standorte erhalten bleiben.“ | |
| Der Preis allein dürfe nicht das entscheidende Kriterium sein, weil hier | |
| sonst bald kein Stahl mehr produziert wird. „Wir dürfen die Zukunft der | |
| Industrie nicht dem freien Markt überlassen“, so Schwerdtner. | |
| Zuvor wurde insbesondere die Forderung nach Schutzzöllen erhoben. Diese | |
| hatte die EU-Kommission Anfang Oktober ins Spiel gebracht. Man müsse jetzt | |
| dafür sorgen, dass in Deutschland produzierter Stahl „eine Chance“ habe, | |
| forderte die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) am | |
| Sonntagabend in der ARD-Sendung Bericht aus Berlin. „Sie hat völlig Recht“, | |
| pflichtete ihr CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann bei. Chinesische | |
| Konkurrenten produzierten dieselben Güter und „besetzen den europäischen, | |
| den deutschen Markt, gehen 50 Prozent unter Marktpreis, machen unsere | |
| Firmen kaputt“. Auch die Gewerkschaft IG Metall befürwortet | |
| Schutzmaßnahmen. | |
| Der Vorschlag der EU-Kommission sieht eine Verringerung des zollfreien | |
| Importkontingentes um 47 Prozent auf 18,3 Millionen Tonnen Stahl pro Jahr | |
| vor. Danach will die Kommission einen Zoll von 50 Prozent erheben. Zuspruch | |
| erhielt Brüssel dafür von der Wirtschaftsvereinigung Stahl. „So wird die | |
| europäische Stahlproduktion geschützt, ohne die verarbeitende Industrie | |
| unverhältnismäßig zu belasten“, kommentierte der Präsident des | |
| Branchenverbandes, Gunnar Groebler, den Vorschlag aus Brüssel. Seiner | |
| Organisation zufolge brach die Rohstahlproduktion in den ersten sieben | |
| Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 12,1 Prozent | |
| ein. Sinnbild dieser Krise ist die Stahlsparte von [2][Thyssenkrupp]. Der | |
| Mutterkonzern tauschte dort am Freitag zum zweiten Mal innerhalb eines | |
| Jahres die Führung aus und verhandelt derzeit mit dem indischen | |
| Jindal-Konzern über den Verkauf der Sparte. | |
| ## Klingbeil für mehr EU-Patriotismus | |
| Einen ganz eigenen Vorschlag machte indes Bundesfinanzminister und | |
| [3][SPD-Chef Lars Klingbeil] zur Stützung der Stahlbranche: einen Stopp von | |
| Stahlimporten aus Russland und „mehr europäischen Patriotismus“. Allerdings | |
| dürfte das angesichts der geringen Importmengen von Stahl und Eisen aus | |
| Russland nur eine begrenzte Wirkung haben. „Ein Importverbot für russischen | |
| Stahl wäre angesichts von Putins Angriffskrieg gerechtfertigt, doch wenn | |
| Klingbeil jetzt so tut, als könnte das die deutsche Stahlindustrie retten, | |
| dann führt er die Menschen hinters Licht. Stahl-Importe aus Russland | |
| spielen doch kaum eine Rolle und belaufen sich auf nicht einmal 69 | |
| Millionen Euro“, erklärte dazu Linken-Chefin Schwerdtner. | |
| 4 Nov 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Simon Poelchau | |
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