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# taz.de -- Die Vogelgrippe breitet sich weiter aus: Biohuhn bleibt Biohuhn
> Betriebe, die ihren Tieren viel Freilauf gewähren, sind von der
> Stallpflicht besonders betroffen. Ökobetriebe zeigen sich der Seuche aber
> gewachsen.
Bild: Normalerweise haben Biohühner ein Drittel ihrer Lebenszeit Zugang zu beg…
Betriebe, die ihre Gänse, Puten, Hühner oder Enten nach Biostandards
halten, leiden nicht unbedingt stärker unter der Vogelgrippe. Sie betrieben
„eine risikominimierte Landwirtschaft und sind bei Krisen durch enge
Kreisläufe und Größenbeschränkungen oft deutlich resilienter“, sagt Leon
Mohr, Sprecher des Anbauverbandes Bioland. So seien bei
Bioland-Legehennenbetrieben maximal 6.000 Tiere pro Stall zugelassen, daher
seien Seuchenbefälle in ihrem Ausmaß enger begrenzt als bei großen
Industriebetrieben mit 40.000 Tieren.
Hühner, die eigentlich in mobilen Ställen wohnen und sich tagsüber auf
Wiesen tummeln dürfen, haben allerdings gerade Stress. Leben sie in
Regionen mit einer Stallpflicht, bleiben die Luken nach draußen dicht. „Das
ist für die schon eine große Umstellung“, sagt Lasse Brandt,
Geschäftsführer der Brandenburger Bio-Ei GmbH.
Dann sei es wichtig, den „Beschäftigungsaspekt von draußen nach drinnen zu
verlagern“, sagt Brandt, also zum Beispiel gepflegte Sandbäder anzubieten,
Luzerne und Körner auszustreuen und Strohballen anzubieten, [1][damit die
Hennen picken können und sich nicht mit den Federn der Nachbarhennen
beschäftigen].
Die Geflügelhalter:innen müssten sich zudem Gedanken über die
Biosicherheit in ihren Betrieben machen, also „überlegen, mit welchem
Fahrzeug fahr ich wo lang, wann wechsele ich meine Schuhe, meine Kleidung,
um ja nicht das Virus in den Stall zu bringen“, sagt Brandt.
## Biogeflügel hat mehr Platz
Wenn die Behörden eine Stallpflicht anordnen – in der Regel geschieht dies
auf Ebene der Landkreise, bis Donnerstagmittag hatten nur Brandenburg, das
Saarland und Hamburg eine landesweite Stallpflicht erlassen –, wird damit
zugleich die Vorschrift aufgehoben, dass Biohühner ein Drittel ihrer
Lebenszeit Zugang zu begrünten Außenflächen haben müssen.
„Mehr Platz im Stall, mehr Sitzstangen und Nester, mehr Tränken und
Biofutter, das bleibt ja alles bestehen“, sagt Brandt, „darum dürfen wir
diese Hühner und ihre Eier weiter mit Biosiegel vermarkten“. Zu den
Vorgaben gehöre auch, dass Ställe über einen „zaunkönigdichten“
Außenbereich verfügen müssen und damit gegen Übertragungen durch andere
Vögel abgesichert seien.
Anders sieht es aus, wenn die Geflügelhalter ihren Tieren ohne Stallpflicht
den Auslauf verwehren. Dann verfällt das Biosiegel. „Es sollte zusätzlich
eine Möglichkeit geben, dass Bio-Betriebe in betroffenen Gebieten ihre
Bestände vorsorglich aufstallen dürfen, ohne damit den Bio-Status zu
gefährden“, so der Biolandsprecher, „schließlich geht es hier sowohl um d…
Begrenzung der Seuchen-Ausbreitung als auch um den Schutz der betrieblichen
Tier-Bestände.“
Die Vogelgrippe hat inzwischen in neun Bundesländern Geflügelfarmen
erfasst, in denen zur Seuchenprävention alle Tiere getötet werden mussten.
Wie das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) in Greifswald mitteilte, wurden
seit Anfang September bundesweit 41 Vogelgrippe-Ausbrüche in kommerziellen
Geflügelhaltungen registriert. Dies belege die weiterhin sehr dynamische
Entwicklung bei der Ausbreitung der Tierseuche, sagte eine Sprecherin des
Instituts.
Die meisten verzeichne bislang Niedersachsen mit bestätigten Infektionen in
13 Geflügelhaltungen. Danach folgten Brandenburg und
Mecklenburg-Vorpommern. Auch in Nordrhein-Westfalen greift das Virus um
sich. Der Nabu NRW zeigt sich besorgt über die zunehmende Ausbreitung und
die möglichen Rückkopplungseffekte zwischen Wildvogelpopulationen und
Nutztierbeständen. „[2][Das Virus bewegt sich nicht in einer Richtung.
Geflügelhaltungen und Wildvögel können sich gegenseitig anstecken]“,
erklärt Christian Chwallek, Sprecher des Landesfachausschusses Ornithologie
und Vogelschutz im NABU NRW. „Entscheidend ist, dass wir die
Infektionsketten besser verstehen und klare Strategien entwickeln, um
sowohl Tiere in der Landwirtschaft als auch Wildvögel zu schützen.“
30 Oct 2025
## LINKS
[1] /Federpicken-von-Huehnern/!5622564
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## AUTOREN
Heike Holdinghausen
## TAGS
Geflügel
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Landwirtschaft
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Tierschutz
Vogelgrippe
Artgerechte Tierhaltung
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