| # taz.de -- „Justizreform“ in Italien: Endlich durchregieren | |
| > Kühl beschneidet Giorgia Meloni die Unabhängigkeit der Justiz. Es ist | |
| > Teil eines ideologischen Feldzuges von Italiens rechter Regierung. | |
| Bild: Ist allergisch gegen eine unabhängige Justiz: Italiens Regierungschefin … | |
| Geräuschlos – so kann man wohl Giorgia Melonis Regierungsführung seit ihrem | |
| Wahlsieg vor drei Jahren beschreiben. Italiens postfaschistische | |
| Ministerpräsidentin tat fast alles dafür, bloß nicht als die radikale | |
| Populistin aufzufallen, die sie doch immer war. Deshalb verbreitete sich im | |
| europäischen Ausland der Eindruck, es sei doch alles nicht so schlimm in | |
| Rom. | |
| Die [1][verfassungsändernde Justizreform, die Melonis Rechtsbündnis in | |
| dieser Woche im Senat endgültig verabschieden wird], hat das Zeug, diesen | |
| Eindruck zu korrigieren. [2][Melonis Freunde sind und bleiben Viktor Orbán, | |
| Jaroslaw Kaczynski und natürlich Donald Trump]. Und ganz wie sie ist | |
| Italiens Regierungschefin allergisch gegen eine unabhängige Justiz. | |
| Gerade Italiens populistische Rechte hat auf diesem Feld eine lange | |
| Tradition. Seit seinem Einstieg in die Politik im Jahr 1994 wetterte Silvio | |
| Berlusconi immer wieder gegen die angeblich „roten Roben“, die „mental | |
| gestörten Richter“. Berlusconi hatte höchstpersönliche Motive für seinen | |
| Feldzug, wurde doch in dutzenden Verfahren gegen ihn ermittelt – und | |
| einmal, im Jahr 2013, wurde er wegen Steuerbetrug verurteilt. | |
| Melonis Motive dagegen sind nicht persönlich; nie kam auch nur der leiseste | |
| Verdacht auf, sie habe sich unkorrekter Amtsführung schuldig gemacht. Nein, | |
| ihr Anliegen ist politisch: Sie will jetzt die Laufbahn der Staatsanwälte | |
| von der der Richter abkoppeln, um dann in einem zweiten Schritt die | |
| Unabhängigkeit der Staatsanwaltschaften ins Visier zu nehmen. Ihre Reform | |
| hat nichts damit zu tun, die Effizienz der Justiz im Sinne der | |
| Bürger*innen zu steigern. Auch sie befindet sich, ganz wie Berlusconi, | |
| im Kampf gegen die „Übergriffe einer Minderheit politisierter Richter“, und | |
| Vize-Ministerpräsident Matteo Salvini spricht offen von den | |
| „kommunistischen Richtern“, denen das Handwerk gelegt gehöre. | |
| Dann nämlich könnte auch Italiens Rechtsregierung endlich den | |
| populistischen Traum des „Durchregierens“ ohne Gegengewichte wahr machen. | |
| Das gilt umso mehr, als Meloni eine zweite Verfassungsänderung anpeilt: die | |
| Direktwahl des Ministerpräsidenten durch das Volk, sprich die plebiszitäre | |
| Ermächtigung eines starken Mannes oder einer starken Frau an der Spitze der | |
| Exekutive. Spätestens dann wird sich die Frage erneut stellen, ob in | |
| Italien tatsächlich „alles nicht so schlimm“ ist. | |
| 28 Oct 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Justizumbau-in-Italien/!6124939 | |
| [2] /Rechtspopulistinnen-in-Europa/!6048543 | |
| ## AUTOREN | |
| Michael Braun | |
| ## TAGS | |
| Giorgia Meloni | |
| Italien | |
| Reden wir darüber | |
| Social-Auswahl | |
| Italien | |
| Flüchtlingssommer | |
| Italien | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Justizumbau in Italien: Schluss mit lästigen Korruptionsermittlungen | |
| Ministerpräsidentin Meloni will die Laufbahnen von Richter*innen und | |
| Staatsanwält*innen trennen. Kritiker warnen vor einer Schwächung der | |
| Justiz. | |
| 10 Jahre zivile Seenotrettung: Menschenrechte über Bord | |
| Sea-Watch rettet seit zehn Jahren Flüchtende in Seenot. Immer wieder | |
| erleben ihre Crews Repressionen. Bei ihrer jüngsten Mission fällt ein | |
| Schuss. | |
| Regionalwahlen in Italien: Georgia Meloni bleibt fest im Sattel | |
| Regionalwahlen in der Region Marken bringen dem regierenden Rechtsbündnis | |
| einen klaren Sieg. Melonis postfaschistische Partei bleibt stärkste Kraft. |