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# taz.de -- Performative-Left-Contest: Mate, Marx und vollendeter Style
> In Anlehnung an den "Performative Male Contest" küren Studierende der
> Humboldt-Universität in einem selbstironischen Wettbewerb das "linkeste"
> Outfit.
Bild: Gute Performance, aber leider nicht Teil des Wettbewerbs: Linke Demonstri…
„Ich habe das Gefühl, dass das gesamte Publikum mitmachen könnte“, flüst…
eine Zuschauerin mit gebleichten Haaren und Cargohosen. Auf dem Hegelplatz
vor dem Hauptgebäude der Humboldt-Universität haben sich etwa fünfzig
Studierende versammelt. An ihren Füßen liegen Mate-Flaschen, an den Mündern
und in ihren Händen hängen selbstgedrehte Zigaretten. Das angepasste
Publikum für den ersten Performative-Left-Contest Berlins.
Nacheinander treten fünfzehn Studierende ans Mikrofon und präsentieren sich
ihrem Publikum. Das Ziel: Möglichst links wirken. Wer den typischen linken
Studierenden am besten verkörpert, wird dann von einer Jury aus HU- und
FU-Studierenden sowie dem Publikum gekürt. Bei den Kandidierenden
dominieren nicht nur Club-Mate-Flaschen – am besten Granatapfelrot –,
sondern auch aus dem Second-Hand-Laden geshoppte, geerbte oder „gefundene“
Outfits und die Klassiker von Marx, Stalin oder [1][Şeyda Kurt], für die
Moderneren auf den Armen. Ab und zu wird eine Ausgabe der Jungen Welt oder
der taz aus den mit linken Buttons voll gepinnten Tote Bags hervorgeholt.
Unser Ruf ist gerettet.
Inspiriert von den letzten „[2][Performative Male Contests]“ wollte der
Sozialistisch-Demokratische Studierendenverband Berlin (SDS) den linken
Studierenden an dem regnerischen Nachmittag einen Hauch von Leichtigkeit
und Selbstironie bringen. „Wir haben uns überlegt, warum junge Menschen
wegen so einem banalen Grund zusammenkommen. Alle kulturellen Angebote sind
so teuer geworden, dass man gar nicht mehr so leicht Teil einer Gruppe
wird. Und links sein heißt auch, gemeinsam zu sein“, erklärt Nika,
SDS-Mitglied und Moderatorin des Wettbewerbs.
Zwischen den Runden ruft die Jury dazu auf, [3][Tickets zum Protest gegen
die Neugründung der AfD-Jugend in Gießen zu kaufen] und zum Auftakttreffen
des Verbandes zu kommen. Es folgt eine Lesung des Kommunistischen
Manifests, Abschnitt über französische Radikale und deutsche Polizisten.
„Eure Vorstellungen sind revolutionär! Wenn es so weitergeht, haben wir das
Drecksystem gleich überrollt!“, ruft der Kandidat, der sich
"Black-Block-Tobi" nennt, am Mikrofon. Der schwarz gekleidete Antifaschist
mit Hammer-und-Sichel-Halskette um den Hals wird vom Publikum bejubelt.
Doch in der Finalrunde wird hart gekämpft. Auf ihn folgt Silke mit einer
„leeren Weinflasche mit kleinem Handtuch“, zwei Karabinern am Gürtel und
einer roten Sternburg-Sweatjacke.
Was einen guten links-performativen Jugendlichen ausmacht, verrät Minze aus
der Jury. Klischees allein reichen nicht aus, man braucht einen
Überraschungseffekt oder eine pseudo-linke Rap-Performance am Mikrofon für
die Show. „Man kann links sein, aber trotzdem performativ … Das bedeutet,
es hauptsächlich zu tun, um sein soziales Ansehen zu steigern, ohne
Interesse an der Sache zu haben“, sagt der*die HU-Student*in.
Mit ihrer mit „FCK-NZS“-Stickern beklebten Plastikflasche und ihrer „Die
Internationale“ spielenden Spieluhr erhält Patricia den Preis des
Publikums. „Ich bin der lebende Beweis, dass man keine Ahnung von Theorie
haben muss, um es in der Linken weit zu schaffen“, bedankt sie sich mit
übertriebener Emotion am Mikrofon. Sie darf sich über eine golden gesprühte
Ausgabe des „Kapital“ freuen. Genau die gleiche Ausgabe hatte sie in ihrer
Tote Bag mitgebracht. Genauso ungelesen wie die neue.
28 Oct 2025
## LINKS
[1] /Buchpremiere/!5921570
[2] https://www.tiktok.com/@.dyke._/video/7547074553017584918
[3] /AfD-Jugend-gruendet-sich-in-Giessen-neu/!6117457
## AUTOREN
Gabrielle Meton
## TAGS
Die Linke
Studenten
Wettbewerb
Social-Auswahl
Männer
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Lesestück Recherche und Reportage
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Aus Pirna, Offenbach und Berlin.
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