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# taz.de -- Club-Krise in Berlin: SchwuZ macht Schluss
> Der älteste queere Club Deutschlands hat sein Ende verkündet. Das SchwuZ
> war schon länger in finanzieller Not und hatte bereits Insolvenz
> angemeldet.
Bild: Für immer geschlossen: Die Clubtoilette des SchwuZ 2015
taz | Nach 48 Jahren Betrieb hat das [1][SchwuZ] seine Schließung
bekanntgegeben. „Wir haben alles versucht, doch am Ende hat es nicht
gereicht“, schrieb der Club am Donnerstagabend in einem Instagram-Post. Es
habe sich auch nach monatelangem Bemühen kein Weg aus der finanziellen
Schieflage finden lassen. Am 1. November soll die letzte Party stattfinden:
„Ein Abschied, aber auch ein großes Dankeschön“ solle sie sein, so das
SchwuZ.
„Mit großer Betroffenheit“ reagiert die [2][Clubcommission Berlin] in einer
Mitteilung auf die Ankünding der Schließung. Das SchwuZ habe „über
Jahrzehnte das queere Nachtleben der Hauptstadt“ geprägt und sei „ein
sicherer Ort für Generationen von Menschen aus der LGBTQIA*-Community“
gewesen. Es sei wichtig, [3][die Clubschließungen in Berlin nicht als
Einzelfälle] zu betrachten und sich bewusst zu machen, dass Berlin mit
jeder Schließung „ein Stück seiner Identität“ verliere.
Die Geschichte des SchwuZ ist [4][tief verwoben mit der Westberliner
Lesben- und Schwulenbewegung der 1970er Jahre]. Nach Streitigkeiten über
den politischen Kurs löste sich die sozialistische [5][Homosexuelle Aktion
Westberlin] im Jahr 1977 auf, in ihren Räumen aber wurde daraufhin das
SchwulenZentrum, kurz SchwuZ, gegründet. Zu Beginn also noch ein Treffpunkt
für radikale Aktivist*innen, entwickelte sich das Zentrum im Laufe der
Jahrzehnte zum eher massentauglichen Club, der er heute ist.
## Krisen der Vergangenheit
Vor einigen Jahren musste sich die LGBTIQ*-Institution zu dem Vorwurf
verhalten, [6][sie betreibe eine rassistische Türpolitik und diskriminiere
Schwarze und People of Colour] – und gelobte, die Kritik ernstzunehmen und
sich zu bessern. Wie viele andere Berliner Clubs hatte der Laden dann
spätestens seit der Corona-Pandemie mit finanziellen Einbußen und
unsicheren Zukunftsaussichten zu kämpfen. Auch nach dem Ende der Lockdowns
war das SchwuZ mit geringeren Besucher*innenzahlen, Inflation und
gestiegenen Betriebskosten konfrontiert.
Im Mai habe man aber das Ausmaß der Krise erst so richtig realisiert, wie
es hieß: Am Monatsende sollen regelmäßig 30.000 bis 60.000 Euro gefehlt
haben. Die Geschäftführung kündigte eine „Neuausrichtung“ an: Ein „kla…
Finanzplan“, weniger Events unter der Woche und die [7][kontroverse
Kündigung von fast 40 Mitarbeiter*innen] – rund einem Drittel der
Belegschaft – waren Maßnahmen, um vielleicht doch noch die Existenz des
Clubs zu sichern.
## Kein Ausweg gefunden
All das konnte nicht verhindern, [8][dass das SchwuZ im Juli Insolvenz
anmelden musste] – und jetzt nach monatelangem Ringen feststellen muss,
dass sich keine Investor*innen finden lassen, „die das SchwuZ im
jetzigen Zustand übernehmen und weiterführen“ wollen, wie der Club in
seinem Post schreibt. Es bleibe also nichts mehr übrig, außer mit „einem
schweren Herzen“ Schluss zu machen.
Zu diesem clubpolitischen Einschnitt meldet sich auch Klaus Lederer,
queerpolitischer Sprecher der Linksfraktion und ehemaliger Kultursenator,
zu Wort. Er spricht von einem „schweren Schlag für queeres Leben in unserer
Stadt“ und erinnert an die „queere Infrastruktur“, die aus dem SchuZ
hervorgegangen ist: Das [9][Stadtmagazin Siegessäule], der Buchladen
[10][Prinz Eisenherz] und auch der erste Berliner CSD sind alle aus dem
Umfeld des Zentrums entstanden.
Ein „Weckruf für die Landespolitik“ müsse die Schließung sein, so Ledere…
Beim schwarz-roten Senat herrsche trotz der Krisen der queeren Kultur der
Stadt „business as usual“, wenn nicht sogar „Gleichgültigkeit und Ablehn…
gegenüber queeren Belangen“. Zum Schutz und Erhalt queeren Lebens brauche
es jetzt dringend Strategien wie die Raumsicherung in öffentlichen
Immobilien und „finanzielle als auch politische Hilfe im Krisenfall“.
24 Oct 2025
## LINKS
[1] https://www.schwuz.de/
[2] https://www.clubcommission.de/
[3] /Forderungskatalog-der-Clubcommission/!6121235
[4] https://www.siegessaeule.de/magazin/3599-k%C3%A4mpfe-balz-und-tr%C3%BCmmer-…
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Homosexuelle_Aktion_Westberlin
[6] /Kritik-am-queeren-Club-Schwuz-in-Berlin/!5355659
[7] /Berliner-Clubs-unter-Druck/!6089832
[8] /Berliner-Clubs-in-der-Krise/!6104433
[9] https://www.siegessaeule.de/
[10] https://prinz-eisenherz.buchkatalog.de/
## AUTOREN
Anselm Mathieu
## TAGS
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