| # taz.de -- Vor der WM in Nordamerika: Ein Fußball-Fest in Mexiko | |
| > Vorfreude auf die Fifa-Spiele: Neben USA und Kanada sollen 2026 in | |
| > Mexiko-Stadt, Monterrey und Guadalajara WM-Partien steigen. | |
| > Immobilienbesitzer freut's. | |
| Bild: Groß ist die Vorfreude auch auf Partien in Guadalajara: Möglicherweise … | |
| Nun ist es offiziell. Der 11. Juni wird in Mexiko-Stadt ein Feiertag. | |
| Zumindest im kommenden Jahr. An diesem Tag beginnt die | |
| Fußball-Weltmeisterschaft der Männer, die in den USA, Kanada und Mexiko | |
| ausgetragen wird. Und [1][im Azteken-Stadion der mexikanischen Hauptstadt] | |
| wird das Eröffnungsspiel stattfinden. Grund genug für Bürgermeisterin Clara | |
| Brugada, einem Teil der arbeitenden Bevölkerung einen freien Tag zu gönnen. | |
| Das passt zu ihrer Ankündigung, den Fans eine „gerechte Gesellschaft“ zu | |
| bieten. Die linke Politikerin verspricht „[2][eine WM ohne Klassismus, | |
| Rassismus, Machismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung]“. | |
| Soll heißen, alle, die wollen, können an der Meisterschaft teilhaben. Eine | |
| Kinder-WM für 40.000 Mädchen und Jungs ist geplant, Fußballpartys in jedem | |
| Stadtviertel, hundert neue Kickplätze, bessere Busverbindung. Und eine | |
| funktionierende Wasser- und Abwasserversorgung – jedenfalls dort, wo das | |
| Azteken-Stadion liegt. | |
| Womit wir beim üblichen Thema wären. Im Vorfeld des Großevents boomt der | |
| Immobilienmarkt. Und das ausgerechnet in Vierteln, in denen bislang prekäre | |
| Verhältnisse herrschen. Seit Jahren kämpft etwa der Stadtteil Santa Ursula | |
| Coapa mit Wasserknappheit und rotten Rohren, die die brüchigen Straßen | |
| überschwemmen. | |
| ## Schicke Wohnungen in prekären Vierteln | |
| Nun entstehen dort schicke Wohnungen, von denen die Anwohner*innen nur | |
| träumen können. Die Projekte könnten die Wasserlage noch verschärfen, | |
| während ihre Versorgung selbstverständlich gewährleistet werden wird. Ganz | |
| abgesehen von der weiteren Dynamik: teurere Alltagswaren, illegaler | |
| Bauboom, Korruption. Brugada verspricht trotzdem Gutes. „Die Bevölkerung | |
| hat Priorität.“ | |
| Ob sich die Linkspolitikerin gegen die Dynamik des Marktes durchsetzen | |
| kann, muss sie erst noch beweisen. Fünf Millionen Besucher*innen | |
| erwartet Mexiko-Stadt während der WM, die Hotelpreise steigen auf das | |
| Dreifache. | |
| Und dann ist da noch Airbnb. Die Wohnungsvermittler sind [3][offizieller | |
| Partner des Weltfußballverbands Fifa] und werben mit „alternativen | |
| Unterkünften und exklusiven Erlebnissen“. Also neben günstigeren | |
| Übernachtungen auch Events, um den „authentischen Spirit“ der Stadt | |
| kennenzulernen, und Trainings mit ehemaligen Fußball-Ikonen. | |
| Nachdem die Regierung Airbnb zunächst geradezu umworben hatte, um | |
| Tourist*innen anzulocken, ist das Geschäft inzwischen zum Problem | |
| geworden. Mittlerweile dürfen Wohnungen so nur noch 180 Tage im Jahr | |
| vermietet werden. | |
| Aber während der WM wird das Angebot massiv genutzt werden, besonders in | |
| den sicheren Wohngegenden. Apropos Sicherheit. Brugada verspricht, dass | |
| zahlreiche Straßen besser beleuchtet werden. Außerdem will sie neue Kameras | |
| installieren. Mexiko-Stadt werde mit 143.000 Apparaten die am meisten | |
| videoüberwachte Stadt des Kontinents. | |
| Wer genug Geld hat, muss sich um Leib und Leben keine Sorgen machen. | |
| Sicherheitsfirmen wollen „VIP-Fans“ anbieten, sich gefahrlos in den | |
| Austragungsorten Mexiko-Stadt, Guadalajara und Monterrey zu bewegen. | |
| Ein Unternehmen stellt dafür eine Flotte von 80 gepanzerten Autos bereit: | |
| schusssichere Scheiben, extrastabile Reifen, Elektroschocker an den Griffen | |
| und die Möglichkeit, aus den Rädern Pfefferspray zu sprühen. Die Miete soll | |
| 800 bis 1.100 US-Dollar pro Tag kosten; wer Fahrer und Begleitschutz will, | |
| muss 500 US-Dollar drauflegen. | |
| ## Auch Kartelle lieben Fußball | |
| In der Hauptstadt sind die Gefahren geringer, [4][aber in Guadalajara | |
| könnten die gepanzerten Autos von Vorteil sein]. Dort ist das berüchtigte | |
| Jalisco-Kartell beheimatet. Morde, Entführungen und Schießereien sind | |
| alltäglich. | |
| Ob die Kriminellen während der WM unangenehm auffallen wollen, ist jedoch | |
| fraglich. Meint jedenfalls der Sicherheitsexperte David Saucedo. Auch die | |
| soziale Basis der Kartelle wolle die Spiele genießen, sagt er. | |
| Außerdem könnten sich Strafverfolger und Kriminelle auf einen | |
| unausgesprochenen Deal einigen: Keine Operation gegen die Mafia, im | |
| Gegenzug keine blutigen Aktionen. „Eine Art WM-Waffenstillstand“, so | |
| Saucedo. [5][Herzlich willkommen in Mexiko]! | |
| 22 Oct 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /XIII/!1055187&s=Azteken+Stadion&SuchRahmen=Print/ | |
| [2] /Fussball-WM-2026/!6121120 | |
| [3] https://inside.fifa.com/de/tournament-organisation/commercial/media-release… | |
| [4] /Mexiko-Knochenreste-auf-Ranch-gefunden/!6073165 | |
| [5] https://www.fc45.de/wm-em/wm/wm-1986.html | |
| ## AUTOREN | |
| Wolf-Dieter Vogel | |
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