| # taz.de -- CDU-Präsidium diskutiert Umgang mit AfD: Wie stabil ist die Brandm… | |
| > Die CDU berät über den Umgang mit der rechtsextremen Partei. Kanzler Merz | |
| > sieht in ihr den „Hauptgegner“, andere fordern dagegen eine neue | |
| > Strategie. | |
| Bild: Augen zu und durch: CDU-Chef Friedrich Merz, 2023 | |
| Berlin (dpa) | Die CDU-Führung kommt heute zu einer zweitägigen | |
| Klausurtagung zusammen, bei der es vor allem um den Umgang mit der AfD mit | |
| Blick auf die fünf Landtagswahlen im kommenden Jahr gehen wird. Vor den | |
| Beratungen hat der Parteichef und Bundeskanzler Friedrich Merz die AfD zum | |
| „Hauptgegner“ für die bevorstehenden Wahlkämpfe erklärt und klargestellt, | |
| dass es unter ihm als CDU-Chef [1][keine Zusammenarbeit mit der Partei] | |
| geben wird. Vor der Klausur wurden die Forderungen nach einer Aufweichung | |
| der harten Abgrenzung zur AfD aber lauter. | |
| Als [2][Merz] 2018 erstmals für den Parteivorsitz kandidierte, schrieb er | |
| diese Sätze auf dem Online-Portal Twitter, heute X: „Wir können wieder bis | |
| zu 40 % erzielen und die AfD halbieren. Das geht! Aber wir selbst müssen | |
| dafür die Voraussetzungen schaffen. Das ist unsere Aufgabe.“ Damals war die | |
| AfD gerade wieder in den Bundestag zurückgekehrt und lag in den Umfragen | |
| bei etwa 14 Prozent. | |
| Das Gegenteil von dem, was Merz seiner Partei damals als Ziel setzte, ist | |
| eingetreten. Die AfD hat ihre bundesweiten Umfragewerte fast verdoppelt und | |
| liegt heute etwa gleichauf mit der CDU/CSU bei 25 bis 27 Prozent. In | |
| Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern, wo nächstes Jahr neue | |
| Landesparlamente gewählt werden, ist die AfD mit Werten an die 40 Prozent | |
| in den Umfragen bereits mit Abstand stärkste Partei. | |
| In den drei anderen Ländern mit Landtagswahlen 2026 – Baden-Württemberg, | |
| Rheinland-Pfalz und Berlin – liegt die AfD allerdings noch deutlich hinter | |
| der CDU. Kleiner Hoffnungsschimmer für Merz: Bei den Kommunalwahlen in | |
| seinem Heimatland Nordrhein-Westfalen legte die AfD zwar deutlich zu, wurde | |
| aber in keiner kreisfreien Stadt und in keinem Landkreis stärkste Partei. | |
| ## Die Ansage des Chefs: Keine Zusammenarbeit | |
| Die CDU hat auf ihrem Hamburger Parteitag im Dezember 2018 folgenden | |
| Beschluss gefasst: „Die CDU Deutschlands lehnt Koalitionen und ähnliche | |
| Formen der Zusammenarbeit sowohl mit der Linkspartei als auch mit der | |
| Alternative für Deutschland ab.“ Zweifel an der sogenannten Brandmauer | |
| kamen aber im Bundestagswahlkampf auf, als Merz damals noch als | |
| Oppositionsführer einen Migrationsbeschluss mit den Stimmen der AfD durch | |
| das Parlament brachte. | |
| Vor der Präsidiumsklausur stellte er aber klar, dass es mit ihm als | |
| Parteivorsitzenden keine Zusammenarbeit mit der AfD geben werde. Das | |
| bedeutet für ihn aber nicht, dass man keine Anträge mehr in den Bundestag | |
| einbringen dürfe, denen die AfD zustimmen könnte. „Wenn wir etwas für | |
| richtig halten, dürfen wir uns nicht von der AfD abhängig machen“, sagte er | |
| der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. | |
| Merz will die Wahlkämpfe im kommenden Jahr auf die Auseinandersetzung mit | |
| der [3][AfD] als Hauptgegner konzentrieren. „Wir unterscheiden uns in allen | |
| wesentlichen Grundüberzeugungen von der AfD“, sagt er. „Und darum wird der | |
| Meinungskampf mit der AfD und werden die künftigen Wahlkämpfe in | |
| Deutschland vermutlich allein um die Frage gehen: die oder wir.“ | |
| Der Kanzler setzt darauf, die AfD inhaltlich zu stellen. „Wir müssen vor | |
| allem den Wählerinnen und Wählern in Deutschland ein gutes Angebot machen, | |
| so dass sie gar nicht auf den Gedanken kommen, erneut möglicherweise bei | |
| der nächsten Wahl wieder diese Partei zu wählen.“ Von dem von der SPD | |
| angestrebten Verbotsverfahren vor dem Bundesverfassungsgericht hält Merz | |
| wenig. Die rechtlichen Hürden dafür lägen sehr, sehr hoch, sagt er. „Ich | |
| habe wenig Sympathie dafür, mit einem solchen Instrument zu arbeiten.“ | |
| ## Die Zweifler: „Entzauberung gelingt nicht durch Boykott“ | |
| Mehrere ostdeutsche CDU-Politiker plädierten vor der Präsidiumsklausur für | |
| einen anderen Umgang mit der AfD. Für die Brandenburger | |
| Bundestagsabgeordnete Saskia Ludwig heißt das zum Beispiel: „Ihr erst | |
| einmal demokratische Rechte zuzugestehen wie Ausschussvorsitze und | |
| Vizepräsidenten. Das gibt es schon in den Ländern“, sagte sie der Bild. | |
| Auch ehemals einflussreiche Unionspolitiker, darunter der frühere | |
| CDU-Generalsekretär Peter Tauber und Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor | |
| zu Guttenberg (CSU) sprechen sich für eine Lockerung der sogenannten | |
| Brandmauer zur AfD aus. „Entzauberung gelingt nicht durch Boykott“, sagte | |
| der frühere CSU-Generalsekretär Guttenberg dem Stern. | |
| Der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil erwartet von der CDU-Führung, dass sie | |
| sich gegen solche Äußerungen wendet. „Ich erwarte von allen in der Union, | |
| die Verantwortung tragen, dass sie sehr deutlich machen: Mit der AfD gibt | |
| es keinerlei Form der Zusammenarbeit, weder im Bund noch in den Ländern“, | |
| sagte der Vizekanzler der Bild am Sonntag. „Diese Festlegung war für uns | |
| eine Eintrittsbedingung in die Bundesregierung.“ | |
| Er habe zwar keine Zweifel daran, dass Kanzler Merz jede künftige | |
| Zusammenarbeit mit der AfD ablehne, sagte Klingbeil. „Aber ich nehme | |
| natürlich wahr, dass es andere in der CDU gibt, die versuchen, diese klare | |
| Abgrenzung aufzuweichen. Das muss dringend gestoppt werden.“ | |
| 19 Oct 2025 | |
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