| # taz.de -- Linken-Kandidatur in Berlin: Doppelte Aufstiegsgeschichte | |
| > Ist die Kandidatin der Berliner Linken für das Rote Rathaus zu links? Bei | |
| > ihrer Vorstellung klingt Elif Eralp zeitweise schon staatstragend. | |
| Bild: Hier ohne „Mietendeckel“ an der Halskette: Elif Eralp im Berliner Abg… | |
| Berlin taz | „Menschen wie ich sollen in diesem Land eigentlich nicht | |
| Bürgermeister werden“, sagt Elif Eralp, designierte Spitzenkandidatin der | |
| Berliner Linken für die Wahl zum Abgeordnetenhaus im September nächsten | |
| Jahres. Es ist der erste Satz in einem Video, das die Partei parallel zur | |
| Verkündung ihrer Nominierung am Donnerstag verbreitete. Ein Satz, der | |
| vieles andeutet, vor allem aber für die Aufstiegsgeschichte einer Frau | |
| steht, die nicht die wahrscheinlichste Kandidatin für das Amt im Roten | |
| Rathaus ist. Und womöglich auch für die [1][Aufstiegsgeschichte der | |
| Linken], die noch vor einem Jahr am Boden lag und sich nun ernsthafte | |
| Chancen auf einen Wahlsieg ausrechnet. | |
| Bis es soweit ist, bleibt ein Jahr lang Zeit, um Eralp, die auf einem | |
| Parteitag im November offiziell zur Spitzenkandidatin gekürt werden soll, | |
| bekannt zu machen. Denn die 44-Jährige sitzt zwar seit 2021 als | |
| Fachpolitikern für Mietenpolitik, Migration und Antidiskriminierung im | |
| Abgeordnetenhaus, aber einer breiten Öffentlichkeit ist sie bislang kaum | |
| bekannt. Wer also ist die Frau, die Kai Wegner (CDU) ablösen will? | |
| Antworten darauf finden sich in dem Video ebenso wie in ihrer Biografie, | |
| und es gab sie auch bei ihrer Vorstellung bei einem Pressetermin am | |
| Freitag. Da ist zunächst die Migrationsgeschichte: 1980 flohen ihre Eltern, | |
| die Mutter im achten Monat schwanger, als politisch Verfolgte vor dem | |
| Militärputsch in der Türkei nach München, wo Eralp geboren wurde. Als | |
| Flüchtlingskind, aufgewachsen in Hamburg, hat Eralp auch Diskriminierung | |
| erfahren. Dass sie Karriere machen würde, war nicht vorgezeichnet. | |
| Wird das also die dominante Erzählung ihrer Kandidatur in einer Stadt, in | |
| der mehr als 40 Prozent einen Migrationshintergrund haben? Eralp, die auch | |
| Türkisch spricht, widerspricht: „Das wird nicht der zentrale Claim sein.“ | |
| Sie möchte Kandidatin für ganz Berlin sein. Das Bild, das sie dafür | |
| zeichnet, ist das eines Menschen, der „immer viel arbeiten und fleißig sein | |
| musste, um seine Ziele zu erreichen“. Sieben Tage die Woche, 14 Stunden | |
| täglich etwa habe sie investiert, um Anwältin zu werden. „Elif Eralp ist | |
| eine Erfolgsstory“, sagt der Landesvorsitzende Maximilian Schirmer bei | |
| ihrer Vorstellung. | |
| Doch neben ihrem unwahrscheinlichen Aufstieg ist die zentrale Botschaft | |
| eine andere: Eralps Bodenhaftung. Dass sie als Mutter von zwei Kindern in | |
| Kreuzberg in einer normalen Mietwohnung lebe, betont sie wiederholt. Ebenso | |
| ihre politische Sozialisation in Initiativen wie dem | |
| Migrant:innen-Selbsthilfeverein Allmende, ihr Einsatz gegen Rassismus und | |
| Zwangsräumungen. Schirmer sagt, Elif Eralp kenne „die Probleme der Stadt | |
| nicht aus der Zeitung, sondern aus der Nachbarschaft“. | |
| In die Linke, für deren Bundestagsfraktion sie bereits eine Weile als | |
| rechtspolitische Referentin arbeitete, trat sie 2017 nach dem | |
| Bundestagseinzug der AfD ein. Ihre Haltung gegen Rassismus ist so klar wie | |
| jene gegen Antisemitismus, gegen den sie sich seit ihrer Jugend eingesetzt | |
| habe, ob durch Diskussionen in der eigenen Community oder ihrem Engagement | |
| für ein Gedenken nach dem antisemitischen Anschlag in Halle. Zuletzt war | |
| Eralp auf der „All eyes on Gaza“-Demo, die die Linke mitorganisiert hatte. | |
| „Wir müssen verbinden. Die Polarisierung in der Stadt macht mir Sorgen“, | |
| sagt sie fast schon staatstragend. | |
| ## „Große Schnittmengen“ mit der SPD | |
| Bei ihrer Vorstellung wird deutlich: Volle Konfrontation ist nicht ihre | |
| Strategie im Kampf um die Macht in der Stadt. Ein Abarbeiten an der SPD, | |
| dem wohl neben den Grünen nötigen Koalitionspartner, wird es mit ihr nicht | |
| geben. Stattdessen fand Eralp gar Lob für die mietenpolitischen Beschlüsse | |
| der Sozialdemokraten und betonte die „großen Schnittmengen“. Die [2][Absage | |
| des SPD-Spitzenkandidaten Steffen Krach an Vergesellschaftungen] hält sie | |
| nicht für endgültig. Die Überführung von 220.000 Wohnungen in kommunales | |
| Eigentum bleibt das große Ziel. Die Linke wird die Wohnungsfrage ins | |
| Zentrum ihres Wahlkampfes stellen. „Mietendeckel“ steht auf einer Kette, | |
| die Eralp um den Hals trägt. | |
| Ob sie zu radikal sei, zu links, wird sie auf der Presskonferenz im | |
| Karl-Liebknecht-Haus gefragt. Eralp macht nicht den Eindruck. Sie möchte | |
| Politik für die Mehrheit machen, die Mehrheit der 85 Prozent, die zur Miete | |
| wohnt. Sie sagt: „Wir machen keine Politik für linke Menschen, sondern | |
| linke Politik für alle Menschen.“ | |
| Zumindest innerhalb ihrer Partei ist Eralp damit konsensfähig. Ihre | |
| Nominierung durch den 20-köpfigen Landesvorstand fiel einstimmig aus. | |
| 17.600 Mitglieder hat die Linke in Berlin mittlerweile, die Hälfte davon | |
| ist innerhalb des letzten Jahres neu eingetreten. „Wir werden die Stadt mit | |
| unserem Wahlkampf aufmischen“, sagt die Co-Parteichefin Kerstin Wolter. Ob | |
| Elif Eralp dafür die richtige Kandidatin ist, muss sie nun beweisen. | |
| 10 Oct 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Erik Peter | |
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