| # taz.de -- Gesundheitspolitik: Krankenhausreform mit späteren Klinikschließu… | |
| > Durch die Änderungen der Gesundheitsministerin gibt es ein Jahr Aufschub. | |
| > Die Krankenkassen kritisieren jedoch die Lockerungen der | |
| > Qualitätsvorgaben. | |
| Bild: „Es wird weniger Krankenhäuser geben, Krankenhäuser werden zusammenge… | |
| Berlin afp | Das Bundeskabinett hat am Mittwoch Ä[1][nderungen an der | |
| Krankenhausreform] beschlossen. Der Gesetzentwurf räumt den Ländern mehr | |
| Zeit zur Umsetzung der Reform ein. Die [2][Neuregelung soll außerdem den | |
| befristeten Weiterbetrieb insbesondere von kleinen Kliniken] sichern, die | |
| von Schließung bedroht sind. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) | |
| machte aber klar, dass die Reform trotz der Überarbeitung am Ende spürbare | |
| Auswirkungen für viele Menschen vor Ort haben werde. | |
| „Es wird weniger Krankenhäuser geben, Krankenhäuser werden zusammengelegt, | |
| Krankenhäuser schließen“, sagte Warken im Deutschlandfunk. „Es werden | |
| künftig die Kliniken am Netz bleiben, die auch wirtschaftlich arbeiten | |
| können.“ Die Reform solle gewährleisten, „dass wir eine gut erreichbare | |
| Grundversorgung haben“. Allerdings würden bestimmte Leistungen in kleineren | |
| Krankenhäusern wegfallen, so dass „man dann, wenn man einen speziellen | |
| Eingriff benötigt, einen weiteren Weg in Kauf nimmt“. | |
| Durch die Gesetzesänderung bekommen die Länder mehr Zeit: Die Reform soll | |
| erst 2030 voll wirksam werden – ein Jahr später als ursprünglich geplant. | |
| Zudem sollen gerade für kleinere Kliniken mehr Ausnahmen [3][bei den | |
| strengen Qualitäts- und Personalvorgaben] gelten: Sie sollen weiter | |
| betrieben werden können, auch wenn sie die Vorgaben nicht erfüllen. So | |
| sollen unpopuläre Klinikschließungen auf dem Land verhindert werden. | |
| Diese Ausnahmen sind aber auf drei Jahre beschränkt. Über die Ausnahmen | |
| entscheiden die Länder. Vor allem die unionsgeführten Länder hatten bei | |
| Warken darauf gedrängt, hier mehr Autonomie zu erhalten. Die Union hätte | |
| sich auch eine längere Dauer der Ausnahmeregelungen vorstellen können, | |
| allerdings war die SPD dagegen. | |
| ## Den Anteil der Kassen soll der Bund übernehmen | |
| Eine Änderung gibt es auch beim Transformationsfonds, mit dem der Umbau der | |
| Krankenhauslandschaft finanziert werden soll. Bislang sollte dieser 50 | |
| Milliarden Euro schwere Topf je zur Hälfte von den Ländern und den | |
| Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) gefüllt werden. | |
| Den Anteil der Kassen will jetzt der Bund übernehmen und aus dem | |
| Sondervermögen „Infrastruktur und Klimaneutralität“ bezahlen – damit ko… | |
| letztlich die Steuerzahler und nicht die GKV-Versicherten für die Kosten | |
| auf. Zudem übernimmt der Bund nun in den ersten vier Jahren der Umsetzung | |
| der Reform jährlich eine Milliarde Euro zur Entlastung der Länder. | |
| Die ursprüngliche Reform ihres Amtsvorgängers Karl Lauterbach von der SPD | |
| habe an verschiedenen Stellen „den Praxischeck bisher nicht bestanden“, | |
| erklärte Warken. Den Krankenhäusern werde nun genügend Zeit gelassen, „die | |
| neuen Qualitätsvorgaben auch umzusetzen“. | |
| Die Gesetzlichen Krankenkassen bewerteten die Reform kritisch. Stefanie | |
| Stoff-Ahnis, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des | |
| GKV-Spitzenverbandes, bemängelte den großen Einfluss der Länder auf die | |
| Ausnahmeregelungen für Krankenhäuser bei den Qualitätsstandards: „Die | |
| Behandlungsqualität darf doch nicht davon abhängen, in welchem Bundesland | |
| jemand ins Krankenhaus kommt, genau das droht nun.“ | |
| ## Krankenkassen kritisieren Qualitätslockerungen | |
| Die Chefin des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann, sprach von einer | |
| „Aufweichung wichtiger Qualitätsvorgaben für die Kliniken“. Den | |
| Bundesländern würden nun „zahlreiche Hintertüren zur Abweichung von den | |
| ursprünglich verbindlich festgeschriebenen Qualitätsvorgaben geöffnet“. Das | |
| sei „nicht im Sinne der Patientensicherheit“. | |
| Mit der Reform reagiert die Bundesregierung auf die Probleme im | |
| Krankenhaussektor. Viele Kliniken sind in den roten Zahlen, die | |
| Behandlungsqualität lässt oft zu wünschen übrig, es mangelt an Ärzten und | |
| Pflegepersonal. Im Kern verfolgt die Reform das Ziel, die hohen Kosten für | |
| die Krankenhaus-Versorgung zu senken und die Behandlungsqualität | |
| gleichzeitig steigen. | |
| Kernstück der Reform ist eine stärkere medizinische Spezialisierung. Vor | |
| allem die kleineren Kliniken sollen weniger Leistungen anbieten und sich | |
| auf jene Eingriffe beschränken, die sie gut beherrschen. Um bestimmte | |
| Eingriffe anbieten zu können, müssen die Kliniken ein bestimmtes | |
| Qualitätsniveau sowie ausreichend Personal nachweisen – sofern die Länder | |
| ihnen nicht die Ausnahmeregelung gewähren. | |
| 8 Oct 2025 | |
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