| # taz.de -- Dänemark reagiert auf hybride Bedrohung: Alarmglocken in Kopenhagen | |
| > Dänemarks militärischer Nachrichtendienst bewertet die Lage nun | |
| > eindeutig. Russland führe einen hybriden Krieg gegen Dänemark und den | |
| > Westen. | |
| Bild: Eine Drohne unterwegs über Kopenhagen | |
| Härnösand taz | Gerade erst haben Europas Regierungsspitzen die dänische | |
| Hauptstadt Kopenhagen nach zwei Tagen Gesprächen über die Sicherheitslage | |
| verlassen, da aktualisiert Dänemark seine eigene Bewertung: Russland führe | |
| einen hybriden Krieg gegen Dänemark und den Westen. Zu diesem Schluss | |
| kommen der Militärische Nachrichtendienst (FE) und das | |
| Verteidigungsministerium des Landes. | |
| FE-Chef Thomas Ahrenkiel und Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen | |
| informierten die Öffentlichkeit am Freitagmorgen auf einer Pressekonferenz, | |
| die der dänische Rundfunk DR live übertrug. „Russland nutzt aggressiv | |
| militärische Mittel, um uns unter Druck zu setzen, ohne die Grenze zu einem | |
| bewaffneten Konflikt nach traditionellem Verständnis zu übertreten“, sagte | |
| Ahrenkiel. Die Menschen in Dänemark sollten in der Angst leben, dass es zu | |
| einem bewaffneten Angriff kommen könnte. | |
| Diese Gefahr bestehe aber weiterhin nicht, betonte der | |
| Verteidigungsminister. Ein Krieg nach traditionellem Verständnis wäre für | |
| Russland zu groß, ist die Auffassung des Militärgeheimdienstes. Die Sorge | |
| sei aber, so Ahrenkiel, dass Russland mit hybriden Angriffen die Grenzen | |
| zwischen Frieden und Krieg schrittweise verschiebe. | |
| Die Bedrohungen würden ihm zufolge in den kommenden Jahre weiter steigen. | |
| Derzeit gilt vor allem die Gefahr von Sabotageakten gegenüber dem dänischen | |
| Militär als hoch. Zu den Drohnen-Vorfällen der vergangenen zehn Tage gab es | |
| wenig Neues: Die Ermittlungen liefen weiter, hieß es. An der Umschreibung, | |
| dahinter stecke ein „fähiger Akteur“, hielt der Verteidigungsminister auch | |
| am Freitagmorgen noch fest. | |
| ## Das Gesamtbild betrachten | |
| Es sei das Merkmal eines hybriden Krieges, dass man nicht sagen könne, wer | |
| hinter einzelnen Vorfällen stehe, betonte Ahrenkiel. Es sei deshalb | |
| wichtig, das Gesamtbild zu sehen, und das zeige „dass Russland einen | |
| hybriden Krieg gegen uns führt“, sagte er. | |
| Er berichtete etwa von russischen Kriegsschiffen, die dänische Schiffe mit | |
| Drohgebärden daran hindern wollten, die Schifffahrt in ihren Gewässern zu | |
| überwachen. „Wenn da ein russisches Landungsfahrzeug südlich von Langeland | |
| vor Anker liegt, kann das so sein, weil es eingreifen will, wenn wir | |
| versuchen, ihre Fahrzeuge der Schattenflotte zu stoppen“, sagte er. | |
| Die russischen Ziele seien klar. „Sie wollen uns dazu bringen, die | |
| Unterstützung für für die Ukraine einzustellen“, sagte Ahrenkiel, „und u… | |
| daran hindern, Entscheidungen zu treffen, die gegen ihre Interesse gehen | |
| und Russlands Wirtschaft weiter schaden.“ | |
| Am Freitag gab Dänemark zudem bekannt, dass zwei seiner F-35-Kampfjets in | |
| Bereitschaft versetzt worden seien, als Teil der Nato-Truppenverstärkung | |
| „Eastern Sentry“ zum Schutz von Polen und der Nato-Ostflanke. Die dänische | |
| Fregatte Niels Juel werde außerdem in der Ostsee patrouillieren. | |
| ## Niederlage für Finnland | |
| [1][Die Nato-Verstärkung war eine Reaktion auf den Vorfall im September, | |
| als russische Drohnen in den polnischen Luftraum eindrangen] – wenige | |
| Wochen, bevor die ersten Drohnen über Dänemark den Flughafen von Kopenhagen | |
| lahmlegten. | |
| Ebenfalls am Freitag wurde klar, dass Finnland eine Niederlage im | |
| juristischen Kampf gegen Sabotageakte vom vergangenen Dezember erlitten | |
| hat. [2][Wie der finnische Rundunk Yle berichtete, gab ein Gericht in | |
| Helsinki der Verteidigung dreier Besatzungsmitglieder des Öltankers Eagle S | |
| recht, die wegen schwerer Sabotage und Störung der Telekommunikation | |
| angeklagt waren]. | |
| Sie sollten für die Zerstörung von Unterseekabeln durch einen über den | |
| Meeresgrund geschleiften Anker verantwortlich gemacht werden. Die Anklage | |
| hatte argumentiert, dass Finnland direkt von der Tat betroffen gewesen und | |
| deshalb zuständig sei. Das Gericht urteilte hingegen im Sinne der | |
| Angeklagten. Die finnische Gerichtsbarkeit sei nicht zuständig, weil die | |
| mutmaßliche Sabotage in internationalen Gewässern erfolgt sei. | |
| 3 Oct 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Anne Diekhoff | |
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