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# taz.de -- Kipp-Punkte des Ökosystems: Fossilfreunde, hört endlich auf die W…
> Das Eisschild Grönlands droht wegen der Klimakrise zusammenzubrechen –
> mit fatalen Folgen für den Wasserpegel. Viele haben den Schuss nicht
> gehört.
Bild: Inlandeis nordöstlich von Kangerlussuaq in Grönland, am 26.3.2023
Wer in die Berge wandern geht, packt sich einen warmen Pullover ein, denn
jeder weiß: Oben auf dem Gipfel ist es kühler als unten im Tal. [1][Beim
Grönländischen Eisschild] ist dies genauso; bis zu 3.300 Meter ragt der
Gletscher in die Höhe. Weshalb das gefrorene Wasser ein sogenanntes
Kippsystem in der Ökologie der Erde darstellt: Beginnt der Gletscher, der
übrigens fünfmal so groß ist wie die Bundesrepublik, einmal zu tauen, fällt
seine Oberkante in immer wärmer werdende Schichten nach unten – das Tauen
hört nie wieder auf. Zwar wird der Prozess etliche Jahrhunderte dauern, an
seinem Ende aber wird der Pegel der weltweiten Ozeane allein aus dieser
Quelle sieben Meter höher sein als heute. Emden liegt einen Meter hoch.
Alarmierend sind deshalb zwei Berichte, die jetzt vorgestellt wurden. Der
erste ist der „Global Tipping Points Report 2025“: In diesem warnen 160
Experten aus 23 Ländern, dass die Eisschilde von Grönland genauso wie jener
in der Westantarktis oberhalb einer globalen Erwärmung von 1 Grad
irreversibel zusammenbrechen werden. Der zweite Bericht stammt von der
Weltmeteorologie-Organisation WMO: Nie stieg die Treibhausgaskonzentration
in der Erdatmosphäre schneller als im vergangenen Jahr; die globale
Durchschnittstemperatur lag 2024 schon um 1,55 Grad über dem
vorindustriellen Niveau.
Seit Jahren forscht die Wissenschaft, sie misst nach und versorgt uns mit
Daten: So hat besagter grönländischer Gletscher bereits mehr als eine
Billion – in Zahlen: 1.000.000.000.000 – Tonnen Eis verloren – 20 Mal so
viel Wasser, wie der Bodensee enthält. Zwar wissen wir längst, dass die
Kippelemente in Gefahr sind, und – ja, vielleicht manche sogar akut. Doch
statt auf die Wissenschaft zu hören, halten es zu viele mit dem
rheinländischen Spruch „Et hätt noch immer jot jejange“.
Dabei geht es nicht um Glauben, sondern um die Gesetze der Physik: 17
solcher Kippsysteme gibt es, viele hängen unmittelbar zusammen.
Beispielsweise wird das schmelzende Süßwasser Grönlands die
Salzkonzentration im Atlantik so verändern, dass der Golfstrom
zusammenbrechen dürfte. Wie ein Leben in Mitteleuropa ohne dieses Wärmeband
aussieht, lässt sich gut auf Neufundland studieren: Die Stadt St. John’s
liegt etwa auf demselben Breitengrad wie Hannover – aber Eisberge vor der
Küste sind selbst im Frühsommer dort keine Seltenheit. Eines dieser
Kippelemente haben die Forscher nun für unrettbar erklärt: [2][Mitte des
Jahrhunderts werden 70 Prozent aller Korallen] in den wärmer werdenden
Ozeanen abgetötet sein, Ende des Jahrhunderts dann 99 Prozent.
Statt jetzt aber besorgt in den Lösungsmodus zu wechseln, diskutieren wir
immer noch, ob ein Verbrenner-Aus in zehn Jahren sinnvoll ist. Von der
Wärmepumpe über die Bioökonomie, der Solarthermie bis zum „Grünen
Wasserstoff“ – wir kennen sehr viele Lösungen des Problems. Trotzdem
gelingt es der Fossil-Lobby, uns weiter in ihrer Abhängigkeit zu halten:
Die Bundesregierung will jetzt neue Erdgaskraftwerke bauen lassen.
17 Oct 2025
## LINKS
[1] /Grosses-Schmelzen-am-Nord--und-Suedpol/!6086982
[2] /Forschende-sehen-drohendes-Sterben/!6119503
## AUTOREN
Nick Reimer
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Klimaanpassung
Grönland
Reden wir darüber
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Schwerpunkt Klimawandel
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