| # taz.de -- Trumps Handelspolitik: Zollhammer verunsichert Pharmaindustrie | |
| > Die EU hofft, dass Trumps Ankündigung von 100 Prozent Zöllen auf | |
| > Pharmaprodukte Europa nicht trifft. Die Branche ist besorgt. | |
| Bild: Herstellung von Pharmaprodukten bei der Firma Merck in Darmstadt | |
| Brüssel taz | Einen Schritt vorwärts, einen zurück: US-Präsident Donald | |
| Trump sorgt erneut für Unsicherheit im Handel mit der EU. Nachdem Trump die | |
| [1][US-Zölle auf europäische Autos am Donnerstag rückwirkend und wie | |
| vereinbart zum 1. August auf 15 Prozent abgesenkt] hatte, kündigte er nun | |
| einen [2][100-prozentigen neuen Zollhammer für Arzneimittel] bereits ab 1. | |
| Oktober an. Zunächst war unklar, ob auch Güter aus der EU betroffen sind. | |
| Er gehe davon aus, dass sich die USA an die vereinbarte Zoll-Obergrenze für | |
| Arzneimittel von 15 Prozent halten, erklärte EU-Handelskommissar Maros | |
| Sefcovic dazu am Freitag in Brüssel. Die EU-Kommission werde am Wochenende | |
| einen Brief an die US-Regierung schicken, der Vorschläge zur Lösung der | |
| noch offenen Handelsstreitigkeiten bei Stahl und Aluminium enthalte, | |
| kündigte Sefcovic an. | |
| Trump hatte sich mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im | |
| Sommer auf einen Handelsdeal geeinigt, der nun nach und nach umgesetzt | |
| wird. Bei Autos und Autoteilen, Stahl und Aluminium und auch [3][Pharma] | |
| gab es aber bis zuletzt Fragezeichen. Dies sorgte für Verunsicherung in der | |
| deutschen und europäischen Industrie. Trumps Ankündigung trägt nun erneut | |
| zu Verwirrung bei. | |
| „Das ist ein weiterer Schlag ins Gesicht. Und ein neuer Tiefpunkt für die | |
| Handelsbeziehungen mit den USA“, sagte der Hauptgeschäftsführer des | |
| Verbandes der Chemischen Industrie, Wolfgang Große Entrup. „Wenn der | |
| 15-Prozent-Deal nicht auch für Pharmaprodukte gilt, ist er nichts wert.“ | |
| Die USA seien für die deutsche Pharmaindustrie ein „sehr wichtiger | |
| Absatzmarkt“, erklärte der VCI. Demnach exportierten die Unternehmen der | |
| Branche 2024 Produkte im Wert von 27,9 Milliarden Euro. Nach Angaben des | |
| Verbands der forschenden Pharmaunternehmen (VFA) entspricht dies einem | |
| Viertel der deutschen Pharmaexporte. | |
| ## Trump nutzt offenbar die Grauzonen des Abkommens | |
| Für Entwarnung sei es zu früh, meint auch der Chefökonom der Hamburg | |
| Commercial Bank (HCOB), Cyrus de la Rubia. „Die Tinte unter dem neuen | |
| Abkommen ist noch nicht ganz getrocknet und schon wirft Trump mit neuen | |
| Zöllen scheinbar alles wieder über den Haufen“, so der Experte. In Wahrheit | |
| habe der Handelsdeal von Ende Juli für weite Teile des Handels gar keine | |
| Regeln festgelegt. | |
| Trump nutzt offenbar die Grauzonen des Abkommens. Der neue Zoll von 100 | |
| Prozent auf Marken- oder patentgeschützte Pharmaprodukte gelte für alle | |
| Importe, erklärte er auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social. Eine | |
| Ausnahme gebe es nur, wenn ein Unternehmen bereits mit dem Bau einer | |
| Produktionsstätte in den USA begonnen habe. | |
| Zudem sollen künftig spezielle Zölle von 50 Prozent auf Küchenschränke und | |
| Badezimmerwaschtische sowie 30 Prozent auf Polstermöbel gelten. Für schwere | |
| Lastwagen hat sich Trump einen Aufschlag von 25 Prozent ausgedacht. Die USA | |
| würden von anderen Ländern mit Möbeln „überflutet“, schrieb er. Die Abg… | |
| auf schwere Lastwagen sollten die Hersteller vor „unfairem Wettbewerb von | |
| außen“ schützen. | |
| Für Kommissionschefin von der Leyen ist diese Zollrunde eine kalte Dusche. | |
| Sie hatte ihren Handelsdeal mit Trump damit begründet, dass er für | |
| Stabilität sorge und Planungssicherheit schaffe. Zuletzt hatte sich die | |
| CDU-Politikerin sogar damit gebrüstet, einen direkten Draht zum Weißen Haus | |
| zu haben. Trump höre auf von der Leyen, beteuerte ein Sprecher der | |
| EU-Kommission. | |
| Dies steht nun wieder in Frage. „Trumps Ankündigung, weitere Zölle auf | |
| Medikamente, Lastwagen und Möbel zu verhängen, widersprechen eindeutig dem | |
| Handelsdeal“, kritisiert Martin Schirdewan, Ko-Fraktionschef der Linken im | |
| Europaparlament. Die EU-Kommission dürfe deshalb nicht weiter an der | |
| Umsetzung des Deals arbeiten. „Dieser elende Handelsdeal muss aufgekündigt | |
| werden“, so Schirdewan. | |
| 26 Sep 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
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