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# taz.de -- Bundesweites Trainerregister: Rote Karte für Täter
> Sportvereine haben ein massives Problem mit sexualisierter Gewalt. Täter
> sind oft Trainer. Bessere Kontrollmaßnahmen sind längst überfällig.
Bild: Kriegt der Sport die Kurve?
Jetzt also auch noch ein [1][bundesweites Trainerregister], um gegen
sexuellen Missbrauch in Sportvereinen vorzugehen. Kerstin Claus, die
Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, hat sich Anfang der Woche dafür
ausgesprochen. Das Unbehagen, das diese Forderung auslösen wird, ist
absehbar.
Wie soll der Breitensport den ohnehin schon eklatanten Mangel an
ehrenamtlichen Trainerinnen und Trainern künftig ausgleichen, wenn sie mit
solch einer Maßnahme allesamt dem Generalverdacht der sexuellen
Übergriffigkeit ausgesetzt werden? Wenn dafür Datenbanken eröffnet werden,
in denen Vergehen jenseits der Straffälligkeit gesammelt und abrufbar
werden? Wenn also ansonsten geltende Persönlichkeitsrechte außer Kraft
gesetzt werden? Und ist es nicht gerade in Zeiten, in denen autoritäre
Systeme an Anziehungskraft gewinnen, gefährlich, Freiheitseinschränkungen
voranzutreiben?
Dies sind alles wichtige und berechtigte Fragen. Beschäftigt man sich
jedoch konkret damit, weshalb Kerstin Claus oder die unabhängige
[2][Sportlervertretung „Athleten Deutschland“] ein Trainerregister will,
stellen sich wiederum völlig andere Fragen. Es kann doch nicht im Interesse
der Ehrenamtlichen sein, dass ihre Arbeit in einem völlig ungesicherten
Umfeld stattfindet, in dem wenige Täter dafür sorgen können, dass der Ruf
von allen massiv leidet? Lastet der Generalverdacht auf allen
Ehrenamtlichen im Sport nicht stärker, wenn trotz sich häufender
Missbrauchsfälle nicht gehandelt wird?
Der Sport hat ein massives Problem mit sexueller Gewalt. Für Aufsehen
[3][sorgte 2016 die „Safe Sport“-Studie], nach der im Leistungssport 37
Prozent der Befragten eine Form sexualisierter Gewalt erlebt hatten. Die
Stu[4][die „SicherimSport“ kam 2022] zu dem Ergebnis, dass im Breitensport
ein Viertel der Befragten sexualisierte Belästigungen oder
Grenzverletzungen ohne Körperkontakt erfahren hatten.
## Enttarnung und Suspendierung
Jüngst hat eine ZDF-Recherche über Missbrauchsfälle in der Leichtathletik
eindrücklich ein bekanntes Tatmuster dokumentiert. Die Täter gingen nach
ihrer Enttarnung und Suspendierung häufig einfach zu einem anderen Verband
oder Verein. Sie wechselten ihr Jagdrevier der sexuellen Ausbeutung. Teils
agierten sie geschickt unter der Strafbarkeitsschwelle. Sie versuchten
etwa, Minderjährige durch Liebesbriefe und psychischen Druck gefügig zu
machen. Das Fehlen eines Warnsystems erklärten die interviewten
Sportfunktionäre vor Ort schulterzuckend mit den vorgegebenen
Datenschutzbestimmungen, was ihnen die Hände binde.
Ein Trainerregister wäre fraglos eine Hilfe, solche Taten zu verhindern.
Die Einschränkung von Freiheitsrechten der Trainer ist mit dem
Freiheitsrecht von Kindern und Jugendlichen zu begründen, sexuell nicht
unterdrückt zu werden. Um Willkür zu vermeiden, bedarf es natürlich
genauester Regeln, welche Daten von wem wie lange gesammelt werden und wer
sie einsehen darf.
Für den Schutz vor Missbrauch ist das Trainerregister allerdings nur ein
kleines Puzzleteil, mit dem die Funktionsträger des Sports mehr in die
Pflicht genommen werden können, weil sie die Verantwortung nicht mehr auf
die Politik schieben können. Wichtiger als ein einzelnes Instrument ist
eine Kultur des Hinsehens im Sport und nicht etwa einer Kultur des
Aussperrens von unliebsamen Journalistinnen und Journalisten, wie sie der
Deutsche Leichtathletik-Verband bei seinen Deutschen Meisterschaften
pflegte. Dem ZDF-Team, das bekanntermaßen zu den Missbrauchsfällen im
Verband recherchierte, wurde die Akkreditierung für das Event verweigert.
Übrigens, der Mangel an Ehrenamtlichen im Breitensport ist gerade ein
Einfallstor für potenzielle Täter auf Reviersuche. Weil allerorten
händeringend nach Trainern gesucht wird, sieht man in den Vereinen schon
gern über die ein oder andere Auffälligkeit hinweg. Mit den fehlenden
Ehrenamtlichen gegen ein Trainerregister zu argumentieren, wäre fatal. Dies
unterstreicht vielmehr dessen Notwendigkeit.
8 Oct 2025
## LINKS
[1] /was-alles-nicht-fehlt/!6115442/
[2] https://athleten-deutschland.org/
[3] https://www.bundestag.de/resource/blob/838336/6ae875244fce036753edf128c5667…
[4] https://www.dshs-koeln.de/safe-clubs/abgeschlossene-projekte/sicherimsport/
## AUTOREN
Johannes Kopp
## TAGS
Sportvereine
Sexualisierte Gewalt
Ehrenamt
Social-Auswahl
sexueller Übergriff
Leichtathletik
Turnen
Leistungssport
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