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# taz.de -- #SEAblings-Meme in Indonesien: Essen für die Lieferant:innen
> In Indonesien arbeiten Motorradfahrer:innen, die für Onlinedienste
> ausliefern, am Existenzminimum. Nach einem Todesfall gibt es breite
> Solidarität.
Bild: Solidarität mit den working poor: Demonstrationen in Jakarta nach dem To…
Berlin taz | Essen bestellen ist inzwischen fast überall auf der Welt
ziemlich einfach. Meistens reichen wenige Klicks auf einer Website oder in
einer App und in wenigen Minuten steht der Essenslieferant vor der Tür.
Auch in Indonesien gehen so jeden Tag zigtausende Bestellungen ein. Gerade
gibt es allerdings viele Onlinebestellungen, die nicht dafür bestimmt sind,
geliefert zu werden, sondern als Zeichen der Solidarität direkt an die
Lieferfahrer:innen gehen sollen.
In dem südostasiatischen Land arbeiten Motorradfahrer:innen, die für
Onlinedienste etwa Essen und Medikamente ausliefern, am Existenzminimum.
Ende August wurde einer von ihnen getötet, der 21-jährige
Motorrad-Lieferfahrer Affan Kurniawan. Er wurde als Unbeteiligter von einem
Polizeifahrzeug in Jakarta überfahren, während der andauernden [1][Proteste
im Land.] Seit dem 25. August halten die Unruhen gegen hohe
Lebenshaltungskosten, Armut und Korruption schon an.
Es sind die heftigsten seit mehreren Jahren. Für die
Motorradfahrer:innen verschlechtert sich die Lebenssituation durch
die Proteste noch mehr, da viele Restaurants geschlossen sind, und Menschen
weniger bestellen. Gleichzeitig sind sie als Sinnbild der Unterschicht, der
„working poor“ zentraler Gegenstand der Proteste und nehmen auch aktiv an
ihnen teil.
## Über Landesgrenzen hinaus
Kurniawans Tod und die grundsätzliche Situation für die
Lieferfahrer:innen sorgen für nationale Trauer und öffentlich
ausgetragenen Ärger – die Proteste eskalieren. Aber sie sorgen auch für
Solidarität über Landesgrenzen hinaus.
Unter dem Hashtag [2][#SEAblings] – eine Mischung aus der Abkürzung für
South East Asia und Siblings (Geschwister) – rufen gerade viele Menschen
auf Onlineplattformen aus Nachbarländern wie Malaysia, Singapur und
Thailand zu Essenslieferungen und dem Senden von Hilfsgütern an die
Essenstaxifahrer:innen auf. Einer der Initiatoren ist der
thailändische X-Nutzer [3][@sighyam], der bereits am 30. August, zwei Tage
nach Kurniawans Tod, dazu aufrief, Essen an die Lieferant:innen zu
liefern.
Genutzt wird dafür hauptsächlich die [4][App „Grab“]. Die hat einen
Vorteil: Sie ist in vielen südostasiatischen Ländern verbreitet und im
Gegensatz zu anderen Lieferapps kann man hier den Standort verstellen, etwa
auf ein anderes Land.
2019 gab das Unternehmen an, fast fünf Millionen Fahrer:innen in
Indonesien für GrabBike, GrabCar und GrabFood zu haben. Bemerkenswert ist
daran, wie viele Menschen über einen Hashtag und die Nutzung einer
digitalen Plattform mobilisiert werden können, ohne dass dazu physische
Proteste oder etwa humanitäre Vermittler:innen erforderlich sind.
Die Aktion erinnert an andere digitale Proteste in dieser Region wie etwa
die „Milk Tea Alliance“, ein viraler Hashtag unter dem sich seit 2020
Menschen aus der Region vernetzen, um für Freiheit und Demokratie zu
kämpfen. Bei #SEASiblings allerdings wird nun die Solidarität über Essen
gezeigt. Das ist vielleicht gar nicht so erstaunlich. In vielen asiatischen
Ländern ist „Have you eaten yet“ – „hast du schon gegessen?“ eine ty…
Begrüßung und Ausdruck von Zuneigung.
12 Sep 2025
## LINKS
[1] /Proteste-in-Indonesien/!6107626
[2] https://www.thejakartapost.com/opinion/2025/09/11/seablings-when-sending-fo…
[3] https://x.com/sighyam?lang=de
[4] https://www.grab.com/sg/
## AUTOREN
Ann-Kathrin Leclere
## TAGS
Indonesien
Lieferdienste
Sozialproteste
Social-Auswahl
Schwerpunkt Klimawandel
Prabowo Subianto
Indonesien
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