# taz.de -- Proteste in Frankreich erwartet: Schwieriger Start für neuen Premi… | |
> Am Tag seiner Amtseinführung erwarten Frankreichs neuen Premier Sebastien | |
> Lecornu Protestblockaden im ganzen Land. Zugleich muss ein Sparhaushalt | |
> her. | |
Bild: Frankreichs neuer Premierminister: Sebastien Lecornu | |
Paris dpa | Einen Tag nach der Ernennung eines neuen Premierministers | |
erwartet Frankreich weitere Proteste. Mit den Demonstrationen, die sich | |
gegen [1][die seit längerem angekündigten Sparpläne richten], soll das | |
ganze Land blockiert werden. Die Behörden machen sich auch auf | |
Sabotageaktionen gefasst. Für den neuen Premier Sébastien Lecornu stehen | |
nun Gespräche mit den verschiedenen politischen Lagern an, um zu einem | |
Sparhaushalt für das hoch verschuldete Land zu kommen. | |
Das genaue Ausmaß der Proteste ist ungewiss. Auch wer genau hinter dem | |
Aufruf „Bloquons tout“ (Lasst uns alles blockieren) steht, ist nicht klar. | |
Die Protestaufforderungen erfolgen dezentral, viele verschiedene Seiten | |
wollen ihrem Ärger Luft machen. Unter anderem Linke, | |
Gelbwesten-Gruppierungen und Gewerkschaften wie etwa die der Eisenbahner | |
riefen zum Protest auf. | |
Die Proteste sind vor allem eine Reaktion auf den | |
Sparhaushalt-[2][Vorschlag des bisherigen Premiers François Bayrou]. Am | |
Montag hatte dieser nach nicht einmal neun Monaten im Amt in der | |
Nationalversammlung [3][eine Vertrauensfrage verloren] und seine | |
Mitte-Rechts-Minderheitsregierung so zu Fall gebracht. | |
Die Behörden sind in Alarmbereitschaft: Innenminister Bruno Retailleau | |
kündigte an, 80.000 Polizeikräfte zu mobilisieren und entschieden gegen | |
Blockade-Aktionen durchzugreifen. Sicherheitskräfte sollten bereits ab dem | |
Vorabend im Einsatz sein. | |
Der Druck von der Straße dürfte erstmal bleiben: Für den 18. September | |
haben dann die Gewerkschaften zu landesweiten Streiks und Kundgebungen | |
gegen den Sparkurs der Regierung aufgerufen. Inzwischen nehmen die Proteste | |
das Ausmaß eines Generalstreiks an. | |
## Auch Macron in der Schusslinie der Proteste | |
Unter Druck steht aber auch Staatschef Emmanuel Macron. Die altlinke Partei | |
LFI forderte seinen Rücktritt. Die Rechtsnationalen wollten mit einer | |
Parlamentsauflösung den Weg für Neuwahlen freimachen. Dass Macron schon | |
einen Tag nach der verlorenen Vertrauensfrage von Bayrou einen neuen | |
Premier ernannte, kann auch als Versuch gewertet werden, selbst aus der | |
Schusslinie zu kommen. | |
Der neue Premierminister und frühere Verteidigungsminister Lecornu gilt als | |
sein Vertrauter – ob das Macron hilft, bleibt abzuwarten. Die ersten | |
Reaktionen der bisherigen Opposition fielen alles andere als positiv aus. | |
Seit der Parlamentswahl im vergangenen Jahr ist die Nationalversammlung | |
tief gespalten. Macrons Mitte-Leute, Le Pens Rechtsnationale und das linke | |
Lager stehen sich als drei große Blöcke gegenüber. Eine eigene Mehrheit hat | |
keiner von ihnen. | |
## Zeit drängt bei Haushaltsaufstellung | |
Lecornu soll nun mit den politischen Kräften in der Nationalversammlung | |
beraten, um den dringend nötigen Haushalt auf die Beine zu stellen, hieß es | |
in der Mitteilung des Élysée-Palastes zu seiner Ernennung. Auch | |
Vereinbarungen für die Entscheidungen der kommenden Monate solle Lecornu | |
treffen, heißt es weiter. Gemeint sein dürfte, dass Lecornu sondiert, | |
welche Parteien Teil einer Koalition sein könnten, wer ihn dulden könnte | |
oder zumindest bei einzelnen Themen bereit wäre, gemeinsame Sache zu | |
machen. | |
Lecornu wird nachgesagt, einen gewissen Draht zu der rechtsnationalen | |
Führungsfigur Marine Le Pen zu haben. Er gilt als Politiker, der von der | |
bürgerlichen Rechten toleriert wird und dem im linken Lager zumindest keine | |
Komplett-Ablehnung entgegenschlägt. | |
Lecornu wandte sich noch am Abend seiner Ernennung direkt an die Menschen | |
im Land. Er sagte, er verstehe die Erwartungen und kenne die | |
Schwierigkeiten, und versprach, mit Demut ans Werk zu gehen. | |
10 Sep 2025 | |
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