# taz.de -- +++ Krieg in Nahost +++: Anschlag in Jerusalem | |
> In Jerusalem werden fünf Menschen bei einem Anschlag getötet. Derweil | |
> spricht Trump eine „letzte Warnung“ an die Hamas aus. Gelingt noch ein | |
> Deal? | |
Bild: Anschlag in Jerusalem an einer Bushaltestelle. Ein Mitglied der israelisc… | |
Jerusalem Gaza dpa |/afp | Bei einem Schusswaffenangriff in Ost-Jerusalem | |
sind am Montag fünf Menschen getötet worden. Bei den Opfern handele es sich | |
um vier Männer und eine Frau, teilte der israelische Rettungsdienst Magen | |
David Adom mit. | |
Zehn weitere Menschen seien verletzt worden, sieben von ihnen schwer. Die | |
radikalislamische Hamas erklärte, die Tat sei von zwei palästinensischen | |
Angreifern verübt worden. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu berief | |
eine Krisensitzung ein. | |
Nach Angaben der Polizei eröffneten die Angreifer das Feuer an einer | |
Bushaltestelle an einer Kreuzung in dem von Israel annektierten | |
Ost-Jerusalem. „Ein Sicherheitsbeamter und ein Zivilist am Tatort | |
reagierten sofort, erwiderten das Feuer und neutralisierten die Angreifer“, | |
erklärte die Polizei. Ein Polizeisprecher sagt im israelischen Fernsehen, | |
die Tat sei von zwei Angreifern verübt worden. | |
Die radikalislamische Hamas erklärte, bei den Angreifern handele es sich um | |
zwei militante Palästinenser. Die Attacke sei eine „Reaktion auf die | |
Verbrechen der Besatzung und den Völkermord an unserem Volk“, erklärte die | |
Palästinenserorganisation. | |
## Trump will diplomatische Lösung erzwingen | |
Währenddessen will US-Präsident Donald Trump mit einer „letzten Warnung“ … | |
die islamistische Terrororganisation Hamas [1][kurz vor Israels drohender | |
Großoffensive in der Stadt Gaza] eine diplomatische Lösung erzwingen. | |
Israel habe seine Bedingungen akzeptiert, es sei an der Zeit, dass auch die | |
Hamas sie akzeptiere, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. | |
„Das ist meine letzte Warnung, es wird keine weitere geben!“ Die Hamas | |
zeigte sich kurz darauf zu „sofortigen Verhandlungen“ bereit. Man begrüße | |
„jeden Schritt, der dazu beiträgt, die Aggression gegen unser Volk zu | |
beenden“. | |
Trump hatte der Hamas bereits im März ein Ultimatum gestellt. Sie müsse | |
sofort alle israelischen Geiseln und auch alle Leichen von Entführten | |
übergeben, „oder es ist vorbei für Euch“, hatte er damals auf Truth Social | |
geschrieben. Zu den Bedingungen des neuen Vorschlags machte Trump am | |
Sonntag keine Angaben. Nach Informationen des israelischen Senders Channel | |
12 sieht der Vorschlag die Übergabe aller 48 Geiseln – sowohl der lebenden | |
als auch der toten – am ersten Tag des Inkrafttretens einer Waffenruhe vor. | |
Im Gegenzug wird Israels Armee ihre [2][Offensive in der Stadt Gaza] | |
einstellen. | |
Ferner soll Israel demnach tausende palästinensische Häftlinge aus seinen | |
Gefängnissen entlassen, darunter Hunderte, die wegen der Tötung von | |
Israelis zu lebenslanger Haft verurteilt wurden. Dies berichtete auch das | |
US-Nachrichtenportal „Axios“. Nach Ausrufung der Waffenrufe sollen demnach | |
sofort Verhandlungen über die Bedingungen für ein Ende des Krieges beginnen | |
– darunter Israels Forderung nach Entwaffnung der Hamas und der Forderung | |
der Hamas nach einem vollständigen Rückzug der israelischen Streitkräfte | |
aus dem Gazastreifen, berichtete „Axios“ unter Berufung auf israelische | |
Beamte. | |
## Vorschlag werde „sehr ernsthaft“ geprüft | |
US-Präsident Trump werde sich dem Vorschlag zufolge „aktiv“ für die | |
Beendigung des Krieges einsetzen, hieß es. Solange die Verhandlungen über | |
die Bedingungen dafür andauerten, würden die Kämpfe nicht wieder | |
aufgenommen, berichtete auch der Sender Channel 12. | |
Von [3][offizieller israelischer Seite] gab es zunächst keine Bestätigung | |
für Trumps Aussage, dass Israel seine Bedingungen akzeptiert habe. Die | |
Times of Israel will jedoch aus dem Umfeld von Ministerpräsident Benjamin | |
Netanjahu erfahren haben, dass der Vorschlag „sehr ernsthaft geprüft“ | |
werde, wie es am Sonntagabend hieß. | |
Die Hamas erklärte in der Nacht, man habe über Vermittler einige Ideen von | |
amerikanischer Seite erhalten, ein Waffenstillstandsabkommen zu erzielen. | |
Sie sei „bereit, sich unverzüglich an den Verhandlungstisch zu setzen“, um | |
über die Freilassung aller Geiseln „im Austausch für eine klare Erklärung | |
zur Beendigung des Krieges, einen vollständigen Rückzug aus dem | |
Gazastreifen und die Einrichtung eines Komitees unabhängiger Palästinenser | |
zur Verwaltung des Gazastreifens“ zu diskutieren, hieß es in einer | |
Erklärung der Terrororganisation. | |
Dies müsse mit einer „öffentlichen und ausdrücklichen Verpflichtung des | |
Feindes einhergehen, sich an alle vereinbarten Bedingungen zu halten“, hieß | |
es. Es müsse verhindert werden, dass Israel die Waffenruhe wieder einseitig | |
für beendet erklären und den Krieg wieder aufnehmen kann. Die letzte | |
Waffenruhe hatte im März geendet, nachdem sich Israel und die Hamas nicht | |
auf die Bedingungen für die nächste Phase des Deals hatten einigen können. | |
## Trumps „letzte Warnung“ | |
Man stehe in Kontakt mit den Vermittlern, „um diese Ideen zu einer | |
umfassenden Vereinbarung auszuarbeiten“, die den eigenen Forderungen | |
entspreche, heißt es in der Erklärung der Hamas weiter. Trump hatte zuvor | |
geschrieben, er habe die Hamas vor den Konsequenzen gewarnt, wenn sie seine | |
Bedingungen nicht akzeptiere. | |
In dem Fall würde Israel die angekündigte Großoffensive gegen die Stadt | |
Gaza durchziehen, berichtete „Axios“. Trump sagte zu Reportern nach seiner | |
„letzten Warnung“: „Ich denke, wir werden sehr bald eine Einigung zu Gaza | |
erzielen. Es ist ein verdammt großes Problem“. | |
Kritiker werfen Israels Regierungschef Netanjahu vor, den seit fast zwei | |
Jahren andauernden Krieg unnötig in die Länge zu ziehen. Seine | |
rechtsextremen Koalitionspartner, von denen sein politisches Überleben | |
abhängt, sind gegen eine Waffenruhe. Am Sonntag setzte das israelische | |
Militär seine Luftangriffe auf die dicht besiedelte Stadt Gaza im Norden | |
des abgeriegelten Küstengebiets fort. Dabei wurde ein weiteres Hochhaus | |
bombardiert, wie die Armee mitteilte. | |
Hamas-Terroristen hätten dort Mittel zur Informationsbeschaffung | |
installiert und Beobachtungsposten eingerichtet, um Israels Truppen zu | |
überwachen, hieß es in einer Mitteilung der Armee. In der Nähe des Gebäudes | |
habe die Hamas zahlreiche Sprengsätze angebracht. Unabhängig überprüfen | |
ließ sich dies nicht. | |
## Sorge um die Geiseln | |
Nach Schätzungen sollen sich fast eine Million Menschen in der Stadt | |
aufhalten. Israels Armee rief die Bewohner auf, sich in eine im südlichen | |
Gazastreifen ausgewiesene sogenannte humanitäre Zone zu begeben. Bis zum | |
Sonntag hatten erst weniger als 100.000 Menschen die Stadt verlassen. | |
Angehörige der von der Hamas festgehaltenen Geiseln, aber auch die | |
israelische Armeeführung befürchten, dass eine militärische Einnahme der | |
Stadt das Leben der Entführten gefährden würde. Nach israelischer | |
Einschätzung befinden sich noch 48 Geiseln in der Gewalt der Islamisten. 20 | |
von ihnen sollen noch am Leben sein. Die meisten der lebenden Entführten | |
werden in den Tunneln der Hamas unterhalb der Stadt Gaza vermutet. | |
Erst am Mittwoch hatte US-Präsident Trump auf seiner Plattform Truth Social | |
geschrieben, dass die Hamas sofort Geiseln freilassen solle. Alle wollten, | |
dass die Geiseln freikommen, schrieb er am Sonntag. Und zu Reportern sagte | |
er anschließend in Washington: „Ich denke, wir werden sie alle bekommen.“ | |
8 Sep 2025 | |
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