| # taz.de -- Treffen der Ost-Ministerpräsident:innen: Mehr Geld und mehr Gehör | |
| > Bei der Konferenz der ostdeutschen Regierungschef:innen verspricht | |
| > Bundeskanzler Merz eine engere Zusammenarbeit | |
| Bild: Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt (re) will mehr Geld aus dem R�… | |
| Ettersburg taz | Mitten in Thüringen, nahe der geschichtsträchtigen Stadt | |
| Weimar, haben sich am Donnerstag die Ministerpräsident:innen der | |
| ostdeutschen Länder getroffen. Bei ihrer jährlichen Konferenz, der MPK Ost, | |
| erörterten sie dieses Mal im Schloss Ettersburg Probleme, die die Länder | |
| aus historischen Gründen von denen im Westen der Bundesrepublik | |
| unterscheiden. Die Idee: Gemeinsam für mehr Aufmerksamkeit sorgen und die | |
| „ostdeutsche Perspektive“ im Bund stark machen. Zu Besuch waren in diesem | |
| Jahr Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), Verteidigungsminister Boris | |
| Pistorius (SPD) und die [1][Ostbeauftragte der Bundesregierung, Elisabeth | |
| Kaiser (SPD).] | |
| Auf der Agenda standen die Themen Energiepolitik, Wirtschaftspolitik und | |
| Rüstungsinvestitionen in Ostdeutschland. Dazu haben die | |
| Ministerpräsident:innen 16 Beschlüsse gefasst. So sollen etwa | |
| Zukunftsbranchen wie die Mikroelektronik, Biotechnologie und Robotik | |
| gestärkte werden. Der Bund soll die Länder dabei stärker fördern. | |
| Vorab hatte Thüringens Ministerpräsident und Gastgeber Mario Voigt (CDU) | |
| bemängelt, der Bund engagiere sich zu wenig im Osten. „Unsere Kommunen | |
| haben massive Belastungen durch Sozialkosten, die auf der | |
| Bundesgesetzgebung beruhen“, sagte er dem Stern und forderte, einen | |
| Ausgleich. | |
| Für Friedrich Merz war der Besuch bei der MPK der erste größere Auftritt | |
| mit den Ministerpräsident:innen in Ostdeutschland. In seinem | |
| Statement am Ende der Konferenz erklärte Merz, er wolle es nicht bei dem | |
| einen Treffen belassen und im nächsten Jahr enger mit den ostdeutschen | |
| Regierungschef:innen zusammenarbeiten. | |
| ## „Ostkompenente“ im Wehretat | |
| Bereits am Morgen, bevor Merz eintraf, war Verteidigungsminister Pistorius | |
| kurz zu Besuch. Ähnlich wie Voigt hatte in den letzten Tagen Sachsens | |
| Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) mehr Investitionen vom Bund | |
| gefordert – insbesondere im Bereich der Rüstungsproduktion. Durch eine | |
| „Ostkomponente“ sollten auch dort Unternehmen vom hohen Wehretat des Bunds | |
| profitieren, schlug Kretschmer vor. Es gelte, in Ostdeutschland die | |
| entsprechenden Standorte aufzubauen. | |
| Pistorius erklärte nach seinem Gespräch mit den Regierungschef:innen, | |
| man sei sich einig, dass die Regierung „alle Anstrengungen unternehmen | |
| müsse“, um Produktionsstandorte hochzuziehen. Allerdings sehe das | |
| Vergaberecht keine Quoten vor. | |
| Am frühen Morgen, vor Beginn der eigentlichen Konferenz besuchten vier der | |
| Ost-Ministerpräsident:innen die Gedenkstätte Buchenwald, die unweit | |
| des Schlosses Ettersburg liegt. Gedenkstättenleiter Jens-Christian Wagner | |
| sagte der taz danach, er habe ihnen einen Überblick zur Geschichte des | |
| Konzentrationslagers gegeben. | |
| ## „Herausfordernde“ Stimmung | |
| Während der NS-Diktatur waren dort etwa 277.000 Menschen inhaftiert. Die | |
| Ministerpräsident:innen hätten Fragen gestellt, „vor allem zu dem | |
| Umstand, dass die Konzentrationslager derart eng eingebunden waren in ihre | |
| Umgebungsgesellschaft, dass sich die Verbrechen nicht geheim halten | |
| ließen“, berichtete Wagner. „Auch über die Angriffe auf die | |
| Erinnerungskultur durch rechts außen, vor allem aus der AfD, haben wir | |
| gesprochen.“ | |
| Die rechtsextreme Partei erreichte in den ostdeutschen Ländern zuletzt neue | |
| Höchstwerte. In einer Umfrage zu den im nächsten Jahr anstehenden | |
| Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern, erhielt sie 38 Prozent der | |
| Stimmen. | |
| Umfragen wie diese sprach auf der Konferenz in Ettersburg auch die | |
| Ostbeauftragte der Bundesregierung Elisabeth Kaiser an. Trotz allem, was | |
| geschafft worden sei, herrsche eine „herausfordernde“ Stimmung. Es brauche | |
| darum Orte, um zu diskutieren, und es müsse für die Menschen sichtbar | |
| werden, dass sich etwas verändert. | |
| 25 Sep 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| David Muschenich | |
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