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# taz.de -- Nachtzug von Bukarest nach Chișinău: Hinter der Gardine lockt die…
> Im Nachtzug von Bukarest nach Chișinău gibt es günstiges Bier,
> Blümchenbettwäsche und Teppichböden. Nur auf die Toilette sollte man
> nicht müssen.
Bild: Nostalgischer Flair im Nachzug von Bukarest nach Chișinău
Berlin taz | Wer eine Nachtzugfahrt mit postsowjetischem Flair erleben
möchte, dem sei die 593 Kilometer lange Strecke ans Herz gelegt, die die
rumänische mit der moldauischen Hauptstadt verbindet. Der Zug fährt täglich
um 19.10 Uhr vom Nordbahnhof Bukarest ab und erreicht Chișinău gegen 8.44
Uhr. Für unsere beiden Liegeplätze im eigenen Abteil, die wir einige Wochen
im Voraus auf der Seite der rumänischen Eisenbahngesellschaft buchen,
zahlen wir umgerechnet 43 Euro pro Person. Im nach Geschlechtern getrennten
Vierer-Schlafabteil kostet ein Platz nur 26 Euro – das ist günstiger als
ein Busticket.
Der Waggon kann bei uns mit seinem nostalgischen Charme punkten. Auf dem
Boden im Gang und in den Abteilen liegen Teppiche, die Bettwäsche und die
kleine Tischdecke haben ein Blümchenmuster. In den alten, laut Infotafel in
der DDR gefertigten Waggons gibt es natürlich keine Klimaanlage, und so
schwitzen wir erst einmal an diesem warmen Sommerabend. Das Fenster ist
zwar gekippt, Luft kommt aber durch die dicken, gemusterten Vorhänge kaum
hindurch. Glücklicherweise lassen sich die Gardinen mit etwas Geschick
seitlich fixieren – und schon spüren wir eine frische Brise.
Nach der Ticketkontrolle begeben wir uns auf die Suche nach einem kühlen
Bier in Richtung Speisewagen. Das kann man dort nur bar bezahlen und kostet
12 Leu, umgerechnet 2,40 Euro. Neben Snacks und Getränken stehen auch
frisch gebrutzelte Hackfleischröllchen mit eingemachtem Gemüse und
Kartoffeln auf der Speisekarte.
An Stehtischen lässt sich der Sonnenuntergang genießen – am besten, indem
man auch hier die Vorhänge zur Seite schiebt. Im Speisewagen treffen wir
nicht nur Einheimische an, sondern auch überraschend viele Tourist:innen.
Zurück in unserem Abteil, das inzwischen etwas heruntergekühlt ist, machen
wir die Betten und legen uns hin. Der Zug ruckelt uns sanft in den Schlaf.
Der währt allerdings nicht allzu lange: Die Grenzkontrolle beginnt kurz
nach zwei Uhr morgens. Wir werden vom Schaffner geweckt, dann kommen auch
schon rumänische Grenzbeamt:innen in den Zug und sammeln die Pässe der
Passagier:innen ein. Dabei kann man sogar liegenbleiben, allerdings bei
eingeschaltetem Licht. Auf der anderen Seite des Flusses Pruth wiederholt
sich der Vorgang am moldauischen Kontrollpunkt.
Eine Besonderheit dieser Strecke ist, dass man eine Umspurung erlebt. Die
Spurweite der Waggons wird in der moldauischen Stadt Ungheni auf die
russische Breitspur angepasst. Das ist laut und nimmt einige Zeit in
Anspruch. Wir sind aber so müde, dass wir schnell wieder einschlafen.
Am nächsten Morgen weckt uns der Zugbegleiter 20 Minuten vor der Ankunft,
und bald schon begrüßen uns die Plattenbaufassaden der moldauischen
Hauptstadt.
Nur eine Schattenseite hat die ansonsten wärmstens zu empfehlende Zugfahrt:
die Toiletten. Beim Halten an den Bahnhöfen ist deren Nutzung untersagt,
während der Grenzkontrolle werden die WC-Kabinen gar zugesperrt. Die
alten Fallrohrtoiletten – so heißen die Modelle, bei denen sich mit einem
Pedal eine Klappe öffnen lässt und der Inhalt der Schüssel direkt auf die
Gleise fällt – stinken abgöttisch. Die ruckelige Fahrt hat den
Passagier:innen wohl das Zielen erschwert.
3 Sep 2025
## AUTOREN
Yelizaveta Landenberger
## TAGS
Nachtzugkritik
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