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# taz.de -- Abgabe von medizinischem Cannabis: Warken plant schärfere Regeln f…
> Die Bundesgesundheitsministerin will Onlinerezepte für medizinischen
> Cannabis und dessen Onlineversand verbieten. Kritik kommt von Linken und
> Grünen.
Bild: Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU): Medizinisches Cannabis sol…
Berlin afp/taz | Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) plant
strengere Regeln für die Abgabe von medizinischem Cannabis. Dies geht aus
einem Gesetzentwurf „zur Änderung des Medizinal-Cannabisgesetzes“ hervor,
der der Nachrichtenagentur AFP vorliegt. Demnach soll Cannabis künftig „nur
nach einem persönlichen Kontakt“ zwischen Arzt und Patient in der Praxis
oder bei einem Hausbesuch verschrieben werden dürfen.
Für Folgeverschreibungen muss es innerhalb der letzten vier Quartale
ebenfalls einen solchen direkten Kontakt geben haben. „Damit wird eine
Behandlung im Rahmen der Videosprechstunde ausgeschlossen“, heißt es im
Gesetzentwurf. Bislang konnte Cannabis relativ einfach auf entsprechenden
Plattform per Online-Rezept bezogen werden. Dies will Warken mit den
geplanten Änderungen unterbinden.
Medizinisches Cannabis soll zudem künftig nicht mehr versendet werden
dürfen, sondern nur noch vor Ort in Apotheken erhältlich sein. Wegen der
mit medizinischem Cannabis verbundenen Besonderheiten bestünden „umfassende
Aufklärungs- und Beratungspflichten“, heißt es dazu im Entwurf. Diesen
müsse bei einer Beratung in der Apotheke nachgekommen werden.
Warken hatte bereits bei Amtsübernahme im Mai erklärt, die leicht
zugängliche Online-Verschreibung von Cannabis einschränken zu wollen. Sie
begründete dies mit einem stark angestiegenen Verbrauch.
## Cannabis-Importe gestiegen
Darauf wird auch im Gesetzentwurf verwiesen: Seit Inkrafttreten des
Cannabisgesetzes im April 2024 seien die Importe von Cannabisblüten zu
medizinischen Zwecken „über das zu erwartende Maß hinaus“ angestiegen. Na…
den Daten des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte stieg
demnach der Import vom ersten Halbjahr zum zweiten Halbjahr 2024 um 170
Prozent.
Verordnungen von medizinischem Cannabis zulasten der gesetzlichen
Krankenversicherung seien im gleichen Zeitraum aber nun um neun Prozent
gestiegen. Das Gesundheitsministerium führt dies auf eine zunehmenden
Anzahl an Privatrezepten von Selbstzahlern und den Bezug über
Online-Plattformen zurück.
Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) begrüßte den
Gesetzentwurf bereits „ausdrücklich“. „Arzneimittel sind keine
handelsüblichen Konsumgüter und gehören nicht auf rein kommerziell
ausgerichtete Handelsplattformen“, erklärte ABDA-Präsident Thomas Preis.
Eine pharmazeutisch fundierte Beratung zu Cannabis sollte „mit Blick auf
das hohe Suchtrisiko und Auswirkungen auf die Gehirnentwicklung bei jungen
Menschen durch die Apotheke vor Ort stattfinden“.
## Unzureichende Umsetzung des Konsum-Cannabis-Gesetzes
Bei der Bundestagsopposition stoßen Warkens Pläne hingegen auf Kritik. „Das
geplante Versandhandelsverbot für medizinisches Cannabis belegt einmal
mehr, dass die Bundesregierung Doppelstandards pflegt“, sagte Ates
Gürpinar, Sprecher für Public Health und Drogenpolitik der Linksfraktion.
Die wachsende Zahl an Verschreibungen von Medizinal-Cannabis sei eine
direkte Folge der unzureichenden Umsetzung des Konsum-Cannabis-Gesetzes.
„Es gibt immer noch nicht ausreichend Möglichkeiten, Cannabis legal zu
beziehen“, konstatierte Gürpinar. Das Medizinal-Cannabis-Gesetz
einzuschränken, ohne gleichzeitig echte und legale Bezugswege für
Genusscannabis zu schaffen, „ignoriert die Realität, kriminalisiert
weiterhin Konsument:innen und setzt sie allen Risiken des Schwarzmarkts
aus“, monierte er.
Auch die grüne Gesundheitspolitikerin Linda Heitmann kritisierte den
Entwurf. Sie stelle sich gegen den „Generalverdacht gegenüber
Cannabis-Konsument:innen, die Möglichkeit der Fernverschreibung für
Genusszwecke nutzen“, sagte Heitmann dem Online-Magazin Legal Tribune
Online. Eine Reform der Fernverschreibung sollte auf alle Medikamente
bezogen werden, nicht nur auf Cannabis. „Gerade vor dem Hintergrund, dass
Medikamentenabhängigkeit ein riesiges Problem in unserer Gesellschaft ist,
brauchen wir hier für sämtliche Medikamente klarere Regeln“, so Heitmann.
15 Jul 2025
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