| # taz.de -- Krieg in Gaza: Macrons Weg in der Palästinafrage | |
| > Weltweit erkennen 148 Länder Palästina als Staat an. Nun geht auch | |
| > Frankreich als erstes G7-Mitglied diesen Schritt. | |
| Bild: Macron hat sich zur Anerkennung Palästinas entschieden, im Juli 2025 | |
| Jerusalem/Paris taz | Für jene in Frankreich, die politisch eher links | |
| stehen und gegen [1][Israels grausame Kriegsführung in Gaza] protestieren, | |
| kommt Emmanuel Macrons Entscheidung, Palästina als Staat anzuerkennen, viel | |
| zu spät. Für andere, konkret für die mit Benjamin Netanjahu solidarische | |
| Rechte, ist dieser Schritt bestenfalls verfrüht, wenn nicht verfehlt. | |
| Frankreichs Präsident hatte die Staatsanerkennung bereits für eine | |
| UN-Konferenz zur Zweistaatenlösung im Juni geplant. Doch dann kam der | |
| israelisch-iranische Krieg dazwischen, und Macron wartete ab. Nun will er | |
| im September bei der UN-Vollversammlung in New York den Schritt zur | |
| Anerkennung offiziell vollziehen. 148 Staaten weltweit tun dies bereits, | |
| Frankreich wäre jedoch das erste G7-Land. | |
| Zur Zweistaatenlösung in Frankreich herrscht seit Langem weitgehend | |
| Konsens. Seit dem 7. Oktober 2023 gehen die Meinungen zur Frage des | |
| Zeitpunkts allerdings auseinander. Der konservative EU-Abgeordnete | |
| François-Xavier Bellamy hält den jetzigen Moment für falsch und die | |
| Entscheidung für „kontraproduktiv“, weil die Bedingungen, die Macron noch | |
| vor drei Monaten für eine Anerkennung genannt habe, nicht erfüllt sind. | |
| Macron betonte am Donnerstagabend, dass es eine „unverzügliche“ Waffenruhe | |
| geben müsse, alle Hamas-Geiseln müssten freigelassen, die Hamas | |
| entmilitarisiert werden und massive humanitäre Hilfe in den Gazastreifen | |
| gelangen. | |
| „Einen palästinensischen Staat heute anerkennen, bedeutet, einen | |
| Hamas-Staat und also einen terroristischen Staat anzuerkennen“, schrieb | |
| Rechtspopulistin Marine Le Pen auf X. Sie versucht sich seit Jahren, vom | |
| Antisemitismus ihres Vaters Jean-Marie Le Pen abzugrenzen, und will sich | |
| der israelischen Rechten annähern. Scharfe Kritik kam auch aus Israel. | |
| Premier Netanjahu sagte, die Ankündigung belohne den Terror. Und fügte | |
| hinzu: „Seien wir uns im Klaren: Palästinenser wollen keinen Staat neben | |
| Israel, sie wollen einen Staat statt Israel.“ | |
| ## USA kritisieren Frankreichs Entscheidung | |
| Die USA zeigten sich ebenfalls nicht erfreut über den Schritt Frankreichs. | |
| US-Außenminister Marco Rubio sagte, die Entscheidung nutze lediglich der | |
| Propaganda der Hamas. Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot erwiderte, | |
| das Gegenteil sei der Fall: „Die Hamas habe eine Zweistaatenlösung immer | |
| abgelehnt. Indem wir Palästina (neben Israel) anerkennen, geben wir dieser | |
| terroristischen Bewegung Unrecht.“ | |
| Der US-Botschafter in Israel, Mike Huckabee, schrieb zynisch: „Macrons | |
| unilaterale Ankündigung eines palästinensischen Staats sagte nicht, wo er | |
| sein sollte. Jetzt kann ich exklusiv verraten, dass Frankreich die | |
| französische Riviera dafür zur Verfügung stellen wird und die neue Nation | |
| „Franc-en-stine“ genannt wird.“ | |
| Jubel kam von der Palästinensischen Autonomiebehörde, die das | |
| Westjordanland eingeschränkt verwaltet. [2][Vizepräsident Hussein | |
| al-Scheich] bedankte sich bei Macron für die Entscheidung und bei | |
| Saudi-Arabien für die diplomatische Hilfe. „Diese Position spiegelt die | |
| Verpflichtung Frankreichs gegenüber dem internationalen Recht wider“, | |
| schrieb er auf X. Ebenfalls zeuge die Entscheidung von Unterstützung für | |
| das Recht der Palästinenser*innen auf Selbstbestimmung. | |
| Auch Spanien, Irland und Saudi-Arabien hießen die Ankündigung willkommen. | |
| Spaniens Premierminister Pedro Sánchez schrieb: „Zusammen müssen wir das | |
| beschützen, was Netanjahu gerade zu zerstören versucht. Die | |
| Zweistaatenlösung ist die einzige Lösung.“ Saudi-Arabiens Außenminister | |
| Faisal bin Farhan al-Saud nannte Macrons Entscheidung „historisch“. | |
| ## Deutschland hält sich zurück | |
| Die deutsche Regierung plant zunächst keine Anerkennung. „Die | |
| Bundesregierung hält an der Überzeugung fest, dass nur eine verhandelte | |
| Zweistaatenlösung dauerhaft Frieden und Sicherheit für Israelis und | |
| Palästinenser bringen wird“, sagte Regierungssprecher Stefan Kornelius. | |
| „Die Anerkennung eines palästinensischen Staats betrachtet sie weiter als | |
| einen der abschließenden Schritte auf dem Weg zur Verwirklichung einer | |
| Zweistaatenlösung.“ | |
| Macron ist laut Le Monde ungehalten, weil Netanjahu den UN-Appellen und dem | |
| französischen Drängen auf „Zurückhaltung“ und Verhandlungen so wenig Geh… | |
| schenkt. Nicht nur politische Überlegungen hätten ihn zu seiner | |
| Entscheidung bewogen, sondern auch eine Begegnung mit schwerverletzten | |
| Opfern des Gaza-Kriegs bei einem Besuch in Ägypten. | |
| Nicht nur Frankreichs Linke unterstützt mehrheitlich Macrons Pläne, auch | |
| Jacques Chiracs ehemaliger Premier Dominique de Villepin will die Tradition | |
| der französischen Nahostpolitik seit General de Gaulle in Erinnerung rufen: | |
| „Wir müssen den Völkern zu Palästina etwas sagen: Palästina anerkennen ist | |
| eine Frage des Prinzips, und ein Prinzip ist nicht verhandelbar.“ | |
| 25 Jul 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Serena Bilanceri | |
| Rudolf Balmer | |
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