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# taz.de -- Streit an der Georg-August-Universität: Uni-Präsident zeigt Landt…
> Mit seiner Abwahl als Uni-Präsident in Göttingen Metin Tolan sich nicht
> abfinden. Jetzt führt er einen juristischen Feldzug zur Rettung seines
> Rufs.
Bild: Klagt für seinen guten Ruf: Der Physiker Metin Tolan, abgewählter Präs…
Hannover taz | Seit [1][seiner Abwahl als Präsident der
Georg-August-Universität Göttingen] kämpft Metin Tolan darum, seinen
lädierten Ruf wiederherzustellen. Dafür focht er vor dem Verwaltungsgericht
gegen das Land Niedersachsen und erzielte [2][immerhin einen Vergleich.]
Gleichzeitig klagte er vor dem Landgericht Dortmund gegen das Göttinger
Tageblatt, dessen Berichterstattung er als verunglimpfend empfand. Nun also
auch noch eine Strafanzeige.
„Gegen Unbekannt“, wie sein Anwalt Gernot Lehr betont. Die Anzeige richtet
sich nicht gegen eine bestimmte Person. Es gibt allerdings einen Verdacht,
wer die große Unbekannte ist: [3][Pippa Schneider, derzeit
Landtagsabgeordnete der Grünen], von 2021 bis 2022 Asta-Vorsitzende an der
Uni Göttingen. In dieser Funktion ist sie natürlich auch auf Metin Tolan
getroffen. Sie könnte also die anonyme Quelle sein, die dem Göttinger
Tageblatt gesagt hat, er habe sie im September 2021 – vor Zeugen –
angeschrien. Was Tolan vehement bestreitet.
Die Behauptung, er habe eine Universitätsangehörige angeschrien, steht in
einem Artikel des Göttinger Tageblatts mit dem Titel [4][„Herrscht an der
Uni ein Klima der Angst?“], der kurz vor der entscheidenden Senatssitzung
erschien, [5][in der Tolan abgewählt wurde.] In den Augen Tolans – so hat
er das mehrfach öffentlich geäußert – war der Teil einer Kampagne, einer
Intrige gegen ihn, für die sich das Tageblatt habe einspannen lassen. Sein
Anwalt spricht sogar von [6][Mobbing].
Der Artikel zitiert allerdings noch fünf weitere anonyme Quellen, die
ebenfalls Kritik an Tolans Führungsstil und Kommunikationsverhalten äußern,
darunter einen Professor, einen Mitarbeiter aus dem Verwaltungsapparat,
eine Führungskraft aus dem Wissenschaftsministerium.
## Andere Quellen werden bisher nicht belangt
In die Welt gesetzt hatte diese massive Kritik die Psychologieprofessorin
Margarete Boos schon eine Woche vorher. Sie war unter Tolan zwei Jahre lang
Senatssprecherin, zu diesem Zeitpunkt aber schon pensioniert.
Sie sprach von Betroffenen, die eingeschüchtert, angeschrien und bei
potenziellen Arbeitgebern diskreditiert worden seien, beschreibt Tolans
Stil als autoritär und wenig kritikfähig.
Eine Strafanzeige hat sie nach eigenem Bekunden deshalb noch nicht
erhalten. Möglicherweise sind ihre Äußerungen, genauso wie die der anderen
Personen, aber auch deshalb juristisch schwer anzugreifen, weil sie
eindeutiger als Meinungsäußerungen formuliert wurden.
Übrig blieben in der umfangreichen Berichterstattung des Göttinger
Tageblatts nur zwei Passagen, die Tatsachenbehauptungen enthielten. In der
einen wird eine Person aus der Verwaltung zitiert, die behauptet, Tolan
habe ihr ein Sprechverbot gegenüber Presse und Senat erteilt. In der
anderen geht es um jene Aussprache, bei der Tolan laut geworden sein soll.
Weil das Tageblatt sich weigerte, die anonymen Quellen hinter diesen
Aussagen offenzulegen und lediglich eine anonymisierte eidesstattliche
Erklärung vorlegte, hielt das Landgericht Dortmund diese für unzureichend
belegt und untersagte der Zeitung die Weiterverbreitung.
## Ungünstig für die Uni, die an Neustart arbeitet
Nun geht man also gegen die eine anonyme Quelle vor, die man glaubt,
identifizieren zu können und die sich möglicherweise juristisch angreifbar
gemacht hat. Die Staatsanwaltschaft gab am Montag bekannt, sie ermittle
wegen eines Anfangsverdachts gegen Schneider.
Die junge grüne Abgeordnete hält sich da bedeckt: Pippa Schneider will
vorläufig weder einräumen, dass sie diese Quelle war, noch sich irgendwie
inhaltlich äußern. Sie weise die Vorwürfe zurück und sehe einem möglichen
Strafverfahren mit Gelassenheit entgegen, heißt es in einer kurzen
schriftlichen Erklärung von ihr.
Für die Universität ist das ständige Wiederaufwärmen dieser alten Konflikte
allerdings ungünstig. Seit März versucht dort der Interimspräsident Axel
Schölmerich die entstandenen Gräben zuzuschütten.
Nachdem sich Metin Tolan mit dem Land Niedersachsen vor dem
Verwaltungsgericht auf einen Vergleich geeinigt hatte, [7][betonte man dort
noch wie erleichtert man darüber sei.] Immerhin hätte eine jahrelange
gerichtliche Auseinandersetzung die angestrebte baldige Neuwahl eines
Präsidenten erheblich schwieriger gemacht.
## Ministerium schließt sich Medienschelte an
Der Vergleich, über dessen Inhalt eigentlich Stillschweigen vereinbart
wurde, dessen Eckdaten aber trotzdem durchsickerten, sieht vor, dass Metin
Tolans Entlassung erst zum 30. September erfolgt statt schon im Februar.
Bis dahin erhält er weiter die vollen Bezüge, ist jedoch freigestellt.
Außerdem hat das Wissenschaftsministerium eine Erklärung abgegeben, die ihn
von jedem Amtsversäumnis freispricht und die [8][„von anonymer Seite
durchgeführten und durch die Presse verstärkten persönlichen Angriffe auf
Ihre Person“] missbilligt. Das ist ein schon ziemlich ungewöhnlicher
Vorgang, aber Metin Tolan reicht das anscheinend nicht.
2 Aug 2025
## LINKS
[1] /Personalquerelen-an-der-Uni-Goettingen/!6041511
[2] /nachrichten/!6096152&s=Metin+Tolan/
[3] https://www.fraktion.gruene-niedersachsen.de/abgeordnete/pippa-schneider.ht…
[4] https://www.goettinger-tageblatt.de/beruf-und-bildung/regional/universitaet…
[5] /Chaos-an-der-Universitaet-Goettingen/!6032892
[6] /Journalist-ueber-ein-schmerzhaftes-Gefuehl/!6100413
[7] https://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?id=7864
[8] https://www.redeker.de/de/presse/unzutreffende-vorwuerfe-gegen-metin-tolan-…
## AUTOREN
Nadine Conti
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