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# taz.de -- Am Rande der Fußball-EM: Gefühle müssen übersetzt werden
> Bei Pressekonferenzen tauchen gerne merkwürdige Begriffe auf. Aber der
> DFB lässt ausgesuchte Fans zu den Spielerinnen vor.
Bild: Der DFB organisiert das Gespräch mit Fans: Klara Bühl gibt Autogramme
Italien ist in der Abfahrt sehr schnell.“ Das soll die spanische Trainerin
[1][Montse Tomé] im Nachgang der Partie über ihre Gegnerinnen gesagt haben.
So recht glauben mag ich das nicht. Es ist nicht das erste Mal, dass ich
den Verdacht habe, die Übersetzer und Übersetzerinnen bei dieser [2][EM]
kämen mit dem Metier Fußball ansonsten in ihrem Berufsleben eher weniger in
Berührung. Meinte sie vielleicht, dass die Italienerinnen im Abschluss sehr
schnell sind? Aber gut, wir sind in der [3][Schweiz]. Meinetwegen auch in
der Abfahrt.
Mit dem, was die Schweiz so zu bieten hat, spielten auch die
Marketinggenies der [4][Uefa]. Für Gipfel ist die Schweiz bekannt, für
Emotionen noch nicht so sehr. Da entsteht doch eine wunderbare Reibung,
haben sie sich vermutlich gedacht und schon war das Turniermotto „Summit of
Emotions“ geboren.
Die etwa 2.500 Freiwilligen, welche die Organisation dieser EM begleiten,
sind also gewissermaßen als Bergführer tätig. Sie weisen mit diesen
überdimensional großen Schaumstoffhänden inklusive ausgestrecktem
Zeigefinger den Weg zu den vermeintlichen Emotionsgipfeln. Die Volunteers
tun ihr Bestes, damit kein Schäfchen aus der Herde verloren geht. Selbst
wenn der Weg durch die Bewegungsrichtung der Menschenmasse vorgezeichnet
scheint, fingern die mit ihrem Schaumstoffding dahin, wo alle hin sollen.
Ein Witzbold geht zu ihnen hin und fragt, wie er denn am besten zum Stadion
komme.
## Der emotionale Gipfel der Europameisterschaft
Andere Volunteers heben Schilder hoch, auf denen „Here to help“ oder
„Information point“ draufsteht. Worin sich ihr Aufgabenprofil genau
unterscheidet, kann ich nicht sagen. Allgemein sollen sie jedenfalls dabei
helfen, dass die Emotionen steil gehen können.
In Bern schauen sich viele Volunteers die Partie Spanien gegen Italien beim
Public Viewing in der Fanzone an. Ich frage mich, ob das zu ihrem
Aufgabengebiet als Freiwillige zählt oder ob sie das völlig freiwillig
machen. Eigentlich ist der Platz auch so gut gefüllt.
Auch der [5][DFB] bemüht sich, dass es mit den Emotionen zumindest nicht
steil bergab geht. In Zürich haben sie erstmals einen ausgewählten Kreis
von Menschen, die dem Fanklub Nationalmannschaft angehören, zum Training
nach Zürich ins höher gelegene Sportzentrum Buchlern eingeladen. Nach der
Pleite gegen Schweden steht eine Regenerationseinheit an.
Dabei können die Zaungäste nicht nur die deutsche Nationalspielerinnen auf
dem Ergometer und beim Auslaufen studieren, sondern werden von diesen auch
mit Autogrammen und irgendwelchen DFB-Wimpeln versorgt. Das ein oder andere
Gespräch über die Absperrung hinweg findet statt. Ein Anhänger stellt
gegenüber Sjoeke Nüskens klar: „An uns liegt es nicht.“ Das ist er nun au…
losgeworden.
Und von diesem Regenerationstraining wird er bestimmt noch seinen
Enkelinnen erzählen. Mal schauen, wie es weitergeht. Aus dieser deutschen
Fansicht könnte das schon der emotionale Gipfel dieser Europameisterschaft
gewesen sein.
14 Jul 2025
## LINKS
[1] /Einigung-mit-Spaniens-Fussballerinnen/!5961497
[2] /Fussball-EM-der-Frauen-2025/!t5865336
[3] /EM-Land-Schweiz/!6097207
[4] /Uefa/!t5015331
[5] /Deutscher-Fussballbund-DFB/!t5008915
## AUTOREN
Johannes Kopp
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