# taz.de -- Frauen-EM vs Männer-Klub-WM: Schuld ist nur der Infantino | |
> Die Klub-WM der Männer ist nicht mehr als ein Sommerlochturnier und killt | |
> doch die Frauen-EM trotz attraktiver Spiele. Das hat mit Überdruss zu | |
> tun. | |
Bild: Rasantes Spiel: Deutschlands Kathrin Hendrich und Sarai Linder versuchen … | |
Zum Glück ist sie jetzt vorbei. Nein, ich meine nicht die Vorrunde der EM | |
in der Schweiz, hier einfachheitshalber und ungerechterweise „Frauen-EM“ | |
genannt. Ich meine die Klub-WM der Männer in den USA. Ein mehrheitlich | |
schreckliches Turnier, dessen Perversion am Sonntagabend für alle sichtbar | |
wurde, als zum einen Fifa-Boss Infantino neben Ekelpräsident Trump | |
postierte, zum anderen Letzterer sich nach der Pokalübergabe einfach nicht | |
vom Siegerpodest vertreiben ließ. | |
Geguckt habe ich insgesamt circa 45 Minuten reinen Fußballs von dieser WM. | |
Die letzten 10 Minuten irgendeines Spiels der Dortmunder, das ich längst | |
vergessen habe, und die ersten 35 des Endspiels, bis Palmer von Chelsea das | |
schöne Tor zum 2:0 und der vermeintlichen wie tatsächlichen Vorentscheidung | |
knipste, kurz nach dem Water-Break, das, meine Vorhersage, demnächst als | |
Werbezeitfläche fest in den Fernsehfußball integriert wird. | |
Apropos Fernsehfußball: Klar, ich hätte auch [1][einfach das Spiel der | |
Französinnen schauen können,] das zeitgleich lief und wohl bestes Spektakel | |
lieferte. Auch gilt es zu bedenken, dass die Klub-WM unter einfachen Leuten | |
wie mich auch darunter litt, dass man wieder irgendeine Datenspende für | |
einen Account bei einem Streaminganbieter hätte abgeben müssen, um alle | |
Spiele sehen zu können. Und dann ist das moralische Argument bei mir | |
keines, bedenkt man, dass auch [2][die vermaledeite Katar-WM] in aller | |
Ausgiebigkeit von mir weggeguckt wurde, schlimmes Ausrichterland hin oder | |
her. | |
## Nur noch selektives Schauen | |
Und doch, und darauf wollte ich hinaus: Die Klub-WM der Männer war nicht | |
mehr als ein Sommerloch-Turnier; Vorfreude, Freude und Nachfreude hielten | |
sich in sehr überschaubaren Grenzen. Chelsea gewinnt? Who cares. | |
Zweite These: Die Klub-WM killt auch die Frauen-EM. Der ganze Fußballzirkus | |
unter Infantino, der schon dem Namen nach das Zirkusartistische mit dem | |
Kindlichen vereint, stößt einen mittlerweile so sehr ab, dass man nur mehr | |
selektiv guckt: HSV ja, Pokalfinale okay, CL-Finale auch, DFB-Elf hin und | |
wieder, Rest nein. Und unter diesem Rest fällt dann leider auch die | |
Frauen-EM. | |
Dabei waren die 30 Minuten, die ich von dieser EM bislang geguckt habe, | |
tatsächlich höchst attraktiv, und das liegt, ich möchte mich jetzt schon | |
entschuldigen, nicht an einem eventuellen male gaze. [3][Deutschland gegen | |
Schweden bot beste Unterhaltung,] ein schönes Rauf und Runter, auch | |
taktisch lehrreich, mit vielen Toren. Nur leider war ich zur Halbzeit sehr | |
müde und dachte, das geht sowieso 4:1 aus, die Deutschen sind erledigt. | |
Also, wenn ich an dieser Stelle nicht in den von der EM schwärmenden Chor | |
einstimmen kann, dann liegt das an Infantino. Oder einfach gesagt: Ich bin | |
vom Fernsehfußball mittlerweile so gelangweilt und geüberdrüssigt, dass ich | |
nicht einmal die doch eigentlich ganz tolle Frauen-EM gucken will. | |
Zum Finale schalte ich dann wieder ein. Zumindest zur ersten Halbzeit. | |
*Nur etwas Kleines | |
15 Jul 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Frankreich-steht-im-Viertelfinale/!6097419 | |
[2] /Bilanz-der-WM-2022-in-Katar/!5900324 | |
[3] /Nach-Rot-und-Elfmeter/!6097248 | |
## AUTOREN | |
René Hamann | |
## TAGS | |
Kolumne Nur öppis chliises* | |
Fußball-EM der Frauen 2025 | |
Klub-WM | |
Fußball-EM der Frauen 2025 | |
Fußball-EM der Frauen 2025 | |
Fußball-EM der Frauen 2025 | |
Fußball-EM der Frauen 2025 | |
Kolumne Nur öppis chliises* | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kulturgut Live-Ticker: Feinstes Fabulieren über Fußball | |
Beim Lesen von handgefertigten Kommentaren zum Spielgeschehen im Netz geht | |
unserem Autor einfach das Herz auf. Doch das Genre ist gefährdet. | |
Religiöse Fußballspielerinnen: God first | |
Die Deutschen Sarai Linder und Giovanna Hoffmann tragen ihren christlichen | |
Glauben offensiv nach außen. Anders als bei Muslimen ist das kein Problem. | |
Am Rande der Fußball-EM: Gefühle müssen übersetzt werden | |
Bei Pressekonferenzen tauchen gerne merkwürdige Begriffe auf. Aber der DFB | |
lässt ausgesuchte Fans zu den Spielerinnen vor. | |
England, Wales, Schottland, Nordirland: Das Land mit den vier Fußballteams | |
Warum existiert im Fußball eigentlich kein Team Großbritannien? Es gibt im | |
United Kingdom doch auch keine vier Könige. | |
EM-Land Schweiz: Mit dem Zug durch die Klischees | |
Gespenstische Pünktlichkeit und eine Reisegruppe, die jodelt. Kann das wahr | |
sein oder ist das alles für den EM-Reporter der taz inszeniert? |