# taz.de -- Ewin-Gefängnis: Iran meldet nachträglich 71 Tote | |
> Vor einer Woche flog Israel einen Luftangriff auf das berüchtigte | |
> Ewin-Gefängnis in Teheran. Erst jetzt teilt der Iran mit, dass Dutzende | |
> Tote geborgen wurden. | |
Bild: Abteilung des Ewin-Gefängnisses in Teheran | |
Teheran dpa | Nach dem israelischen Angriff auf das Teheraner | |
Ewin-Gefängnis vor einer Woche bangen zahlreiche Angehörige weiter um das | |
Schicksal ihrer inhaftierten Familienmitglieder. Mindestens 71 Menschen | |
sollen getötet worden sein, sagte Justizsprecher Asghar Dschahangir laut | |
dem Justizportal Mizan. | |
Demnach sollen Gefängnispersonal, Wehrpflichtige, Häftlinge und | |
Familienangehörige von Häftlingen unter den Toten sein. Unabhängig | |
verifizieren lassen sich die Zahlen nicht – auch weil die Führung in | |
Teheran keinen unbeschränkten Zutritt zu dem Gefängnis gewährt. | |
Am Montag vergangener Woche hatte die israelische Luftwaffe Teile der | |
Haftanstalt Ewin bombardiert – [1][laut israelischer Darstellung ein | |
symbolischer Schlag gegen Irans Regierung]. Berichten zufolge wurden vor | |
allem Verwaltungsgebäude zerstört. | |
Iranische Aktivisten und ehemalige Insassen reagierten mit Kritik: Der | |
Angriff gefährde das Leben politischer Gefangener. In Ewin sind auch | |
mehrere Europäer inhaftiert. | |
## Folter und Misshandlungen im Gefängnis | |
Das Gefängnis im Norden Teherans gilt landesweit als der [2][Ort für | |
Misshandlung und Folter, insbesondere von politischen Gefangenen]. Auch | |
Demonstranten [3][wurden dort wegen ihrer Teilnahme an den systemkritischen | |
Protesten inhaftiert]. | |
Über das Ausmaß der Schäden an dem Gebäude, das Schicksal der Inhaftierten | |
oder Namen der Getöteten dringen seit Tagen nur wenig Informationen an die | |
Öffentlichkeit. Eine für heute angekündigte Besichtigung der Haftanstalt | |
für Journalisten wurde zunächst kurzfristig abgesagt und dann für | |
ausgewählte Medien wieder ermöglicht. | |
Eine Kinderrechtsaktivistin sagte der Zeitung Shargh, der Angriff habe | |
einem Verwaltungsgebäude gegolten. Die Explosionen trafen demnach den | |
Bereich der Staatsanwaltschaft, den Sanitätsbereich und den Besuchersaal. | |
Dort hielten sich zahlreiche Soldaten sowie Anwälte auf. | |
Medienberichten zufolge soll unter den Toten auch der Staatsanwalt Ali | |
Ghanatkar sein. Er ist mitverantwortlich für die Verurteilung der | |
Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi, die selbst im Ewin-Gefängnis | |
saß. | |
Die Unwissenheit ist besonders für die Angehörigen eine große Belastung. In | |
den sozialen Medien äußerten viele ihre Besorgnis. Unter dem Hashtag | |
#WhereIsOurPrisoner begannen Angehörige, die Justiz zu mehr Transparenz zu | |
drängen. | |
## Verlegung in andere Gefängnisse | |
Berichten zufolge wurden Insassen nach dem Angriff auch in andere | |
Gefängnisse gebracht, in denen die [4][Zustände Menschenrechtlern zufolge | |
noch schlimmer sein sollen als in dem berüchtigten Ewin-Gefängnis]. | |
In dem [5][zwölf Tage anhaltenden Krieg zwischen Iran und Israel] kamen auf | |
iranischer Seite laut bisherigen offiziellen Angaben mehr als 620 Menschen | |
ums Leben, darunter mehr als 20 hochrangige Kommandeure. Das in den USA | |
ansässige Menschenrechtsnetzwerk HRANA berichtete von fast als 1.200 Toten. | |
Die Aktivisten stützen sich auf Informanten und öffentlich zugängliche | |
Quellen. In Israel kamen 28 Menschen bei iranischen Angriffen ums Leben. | |
30 Jun 2025 | |
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