# taz.de -- Misstrauensantrag im EU-Parlament: Die linke Mitte hat sich mal wie… | |
> Ursula von der Leyen übersteht eine Misstrauensabstimmung. Das Parlament | |
> hat eine Chance verpasst, sich Respekt zu verschaffen. | |
Bild: Macht weiter wie bisher: die Präsidentin der Europäischen Kommission Ur… | |
Das war keine Sternstunde des Europaparlaments. In nur fünf Minuten hat die | |
Straßburger Kammer [1][das umstrittene Misstrauensvotum von 72 | |
rechtslastigen Abgeordneten gegen EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen | |
abgehak]t, als wäre es bloß eine lästige Pflicht. Nachdem der Antrag wie | |
erwartet abgelehnt wurde, ging das Parlament wieder zur Tagesordnung über. | |
Kein Innehalten, keine weitere Aussprache. Beim Zirkus der Rechten machen | |
wir nicht mit, erklärten die Grünen trotzig. Dabei ist mit dem Nein zu | |
diesem Misstrauensantrag kein einziges Problem gelöst. [2][Nur weil sich | |
die Anhänger von Marine Le Pen, Viktor Orbán oder Alice Weidel nicht | |
durchgesetzt haben], heißt das noch lange nicht, dass die Welt wieder in | |
Ordnung wäre. Das Problem, nämlich Ursula von der Leyen, ist immer noch da. | |
Die CDU-Politikerin, die die EU-Kommission selbstherrlich wie eine Königin | |
führt, hat bisher kein einziges ihrer Wahlversprechen erfüllt. Frieden in | |
der Ukraine, grünes Wachstum, ein fairer Deal mit Donald Trump? | |
Fehlanzeige. | |
Das Misstrauen ist auch nicht weg. Das Gegenteil ist der Fall, wie eine | |
Aussprache vor dem Misstrauensvotum gezeigt hat. Dabei wurde klar, wie groß | |
die Zweifel selbst in der proeuropäischen Mitte geworden sind. Alle | |
Parteien links der konservativen Europäischen Volkspartei (EVP), der auch | |
von der Leyen angehört, klagten lauthals. Die Parlamentsdebatte wirkte | |
streckenweise wie eine Generalabrechnung mit der EU-Politik. Die | |
Kommissionschefin verfüge über keine eigene Mehrheit mehr, sie folge den | |
Rechten bei der Abwicklung des „Green Deal“ zur Klimapolitik und bei der | |
Verschärfung der Migrationspolitik, lauteten die – berechtigten – Vorwürf… | |
Doch statt daraus endlich Konsequenzen zu ziehen und konfrontativ mit | |
dieser rechtsoffenen und außer Kontrolle geratenen EU-Kommission umzugehen, | |
haben sich die Parteien links der Mitte wieder einmal einwickeln lassen. | |
Sozialdemokraten und Liberale holten sich bei von der Leyen ein paar vage | |
Zusagen, etwa zur Sozialpolitik. Reicht das, um das verlorene Vertrauen | |
wiederherzustellen? Ändert es irgendetwas am Rechtsruck in Europa? | |
Nein, es wird sich nichts ändern. Von der Leyen wird, gestützt auf ihren | |
Parteifreund, CDU-Bundeskanzler Friedrich Merz, weitermachen wie bisher. | |
Das Parlament hat eine große Chance verpasst, sich Respekt zu verschaffen. | |
Dies war keine Sternstunde der europäischen Demokratie, sondern ein | |
weiterer Beweis dafür, wie schwach sie ist. Profitieren werden davon nicht | |
die EU-Freunde, sondern, so ist zu befürchten, wieder einmal die Rechten – | |
auch wenn sie diesmal verloren haben. | |
10 Jul 2025 | |
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## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
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