# taz.de -- Preisverleihung beim Filmfest in Cannes: Goldene Palme für Jafar P… | |
> Der iranische Regisseur erhält die größte Auszeichnung für „Ein einfach… | |
> Unfall“. Die Berliner Regisseurin Mascha Schilinski bekommt den Preis der | |
> Jury. | |
Bild: Jafar Panahi mit der Goldenen Palme am Samstag in Cannes | |
Cannes afp/taz | Der iranische Regisseur und Dissident Jafar Panahi ist | |
beim Filmfestival in Cannes am Samstag für seinen Film „Ein einfacher | |
Unfall“ mit der Goldenen Palme geehrt worden. Der Film, den Panahi heimlich | |
in seiner Heimat gedreht hatte, hatte bei seiner Premiere in Cannes acht | |
Minuten lang Beifall erhalten. Er galt als Favorit für die Goldene Palme. | |
Die Berliner Regisseurin und Drehbuchautorin Mascha Schilinski war zuvor | |
für ihren Film „In die Sonne schauen“ (Sound of Falling) mit dem Preis der | |
Jury ausgezeichnet worden. Es ist das erste Mal seit über 40 Jahren, dass | |
eine deutsche Regiearbeiteinen einen der vier Hauptpreise gewonnen hat. | |
## Inspiriert von eigenen Haftaufenthalten | |
[1][Jafar Panahis „Ein einfacher Unfall“] handelt von fünf ehemaligen | |
politischen Gefangenen, die ihrem mutmaßlichen Folterer begegnen. Für | |
seinen Film ließ sich der 64-jährige Panahi von seinen eigenen | |
Haftaufenthalten im Iran inspirieren. | |
Panahi war es zum ersten Mal seit 15 Jahren gelungen, persönlich in Cannes | |
zu erscheinen. Die iranischen Behörden hatten ihm lange die Ausreise aus | |
dem Land verweigert. Zudem [2][musste er 2022 eine Haftstrafe antreten], | |
wurde im Jahr danach [3][aber auf Kaution wieder freigelassen]. Panahi | |
hatte 2015 mit „Taxi Teheran“ den Goldenen Bären der Berlinale gewonnen. | |
2018 erhielt er bei den Filmfestspielen von Cannes den Preis für das beste | |
Drehbuch für „Drei Gesichter“. | |
„Ein einfacher Unfall“ wurde von Panahi wie ein Thriller inszeniert. Die | |
Frage, was man als Zivilist mit einem Schergen des Regimes tut, wenn man | |
ihn in die Finger bekommt, geht er sehr direkt an. Und das so, dass man von | |
dieser Direktheit ziemlich angefasst ist. | |
## „In die Sonne schauen“ erzählt die Lebensgeschichten von vier Frauen | |
[4][Der Film „In die Sonne schauen“ von Mascha Schilinski] wurde bei den | |
Filmfestspielen von den Kritikern gefeiert. „Der Film zeigt uns, dass Kino | |
sich immer noch neu erfinden kann“, schrieb „The Hollywood Reporter“. | |
„In die Sonne schauen“, der in Cannes unter dem internationalen Titel | |
„Sound of Falling“ gezeigt wurde, hat eine eigene, recht anspruchsvolle | |
Handschrift, der es weniger um Unterhaltung als um einen konzentrierten | |
Dialog mit dem Publikum geht. | |
Der Film spielt auf einem abgelegenen Hof in der ostdeutschen Altmark, auf | |
dem sich die Lebensgeschichten von vier Frauen verschiedener Generationen | |
kreuzen. Sie rückt stets eine weibliche Figur ins Zentrum des Geschehens, | |
lässt einige von ihnen aus dem Off über den rauen, von vielen Entbehrungen | |
geprägten Alltag berichten. | |
## Seltene Auszeichnung | |
Dass der Film aus Deutschland in Cannes den Wettbewerb eröffnet hatte, war | |
schon ungewöhnlich. Auch Auszeichnungen für deutsche Regiearbeiten sind | |
selten. Der Verleih Neue Visionen, der „In die Sonne schauen“ in | |
Deutschland in die Kinos bringt, sprach von einer Sensation, die ein | |
historischer Moment für das deutsche Kino sei. Als bisher letzter deutscher | |
Regisseur hat Wim Wenders die Goldene Palme gewonnen, 1984 für „Paris, | |
Texas“ – in dem Jahr, in dem Mascha Schilinski geboren wurde. | |
24 May 2025 | |
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