| # taz.de -- Sächsisches Innenministerium: Gleichstellungsposten auf der Kippe | |
| > Das CDU-geführte Innenministerium möchte so die Kommunen entlasten. Es | |
| > gibt Kritik von Gewerkschaften – und aus der eigenen Regierung. | |
| Bild: Armin Schuster will die Gleichstellungsbeauftragten abschaffen | |
| Berlin taz | Das sächsische Innenministerium erwägt, die kommunalen | |
| Gleichstellungsbeauftragten abzuschaffen. In einem Papier, das der taz | |
| vorliegt, führt das Ministerium 66 „Vorschläge für Gesetzesänderungen“ … | |
| um die Kommunen des Landes zu entlasten. Die Vorschläge 2 und 3 lauten: | |
| „Pflichten zur Bestellung von Kommunalen Gleichstellungsbeauftragten | |
| reduzieren bzw. streichen.“ | |
| Zudem hält es das Ministerium unter [1][Armin Schuster (CDU)] für möglich, | |
| die kommunalen Dienststellen „generell vom Geltungsbereich des Sächsischen | |
| Gleichstellungsgesetzes“ auszunehmen. Die Begründung: In allen kommunalen | |
| Verwaltungen seien mehr Frauen tätig als Männer. Ein „Verzicht auf | |
| Gleichstellungspläne“ scheint dem Ministerium deshalb eine Option. | |
| Hintergrund ist [2][der Koalitionsvertrag von CDU und SPD], der die | |
| Schaffung eines „Gesetzes zur Stärkung der kommunalen Freiheit und | |
| Verantwortung“ vorsieht. „Wir wollen die Kommunen langfristig und | |
| nachhaltig entlasten“, heißt es im Vertrag. So sollen etwa „Gemeinden mehr | |
| Ermessensspielräume für ihre Entscheidungen erhalten“. Zudem wolle man die | |
| „Veränderung inhaltlicher Anforderungen“ prüfen. Eingesetzt werden soll | |
| dazu eine Reformkommission, die sich mit Vorschlägen beschäftigen soll. Die | |
| liegen nun offenbar vor. | |
| ## Sozialministerium verweist aufs Grundgesetz | |
| Nach Informationen des SPD-geführten Sächsischen Sozialministeriums, das | |
| für Gleichstellung zuständig ist, gibt es in Sachsen derzeit 41 | |
| hauptamtliche kommunale Gleichstellungsbeauftragte. Kommunen mit mehr als | |
| 17.000 Einwohnern sowie Landkreise müssen solche Stellen hauptamtlich | |
| besetzen. Jede Kommune mit weniger als 17.000 Einwohner*innen muss laut | |
| Gesetz ehrenamtliche Gleichstellungsbeauftragte bestellen. | |
| Der Verfassungsauftrag zur Herstellung von Gleichberechtigung in | |
| [3][Artikel 3 Grundgesetz] bestimme, so die Pressestelle des | |
| Sozialministeriums auf Anfrage der taz, dass der Staat die tatsächliche | |
| Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern fördere und auf | |
| die Beseitigung bestehender Nachteile hinwirke. Gleichstellungsbeauftragte | |
| spielten eine Schlüsselrolle dabei, diesem Auftrag nachzukommen. Die | |
| Vorschrift verbiete hingegen staatliche Untätigkeit. Man spreche sich unter | |
| anderem deshalb „klar gegen eine Abschaffung“ der | |
| Gleichstellungsbeauftragten aus. | |
| „Die Forderung, die kommunalen Gleichstellungsbeauftragten abzuschaffen, | |
| ist starker Tobak“, sagte auch die Vizechefin des Deutschen | |
| Gewerkschaftsbunds Sachsen, Daniela Kolbe. Zwar sei eine Entlastung der | |
| Kommunen notwendig. Hier aber werde versucht, „bestehende Standards | |
| abzubauen“. Unter dem „Deckmäntelchen des Bürokratieabbaus“ sollten | |
| bewährte Strukturen geschleift werden. „Diesem Unsinn stellen wir uns | |
| entschieden entgegen“, so der DGB. | |
| Die Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten | |
| (LAG) Sachsens schreibt in einem Brief an das Innenministerium, die | |
| Gleichstellungsbeauftragten seien „keine Verhandlungsmasse für | |
| Kosteneinsparungen in den Kommunen“. Setze Sachsen die Vorschläge um, falle | |
| das Land „hinter den gleichstellungspolitischen Stand aller Bundesländer“ | |
| zurück. | |
| Der Koalitionsvertrag betone zwar die Entlastung der Kommunen, sehe aber | |
| Gleichstellung als „tragende Säule“ des gesellschaftlichen Zusammenhalts: | |
| „Wir setzen uns für eine moderne Gleichstellungspolitik ein, die die | |
| Vielfalt von Lebensentwürfen berücksichtigt“, heißt es dort. Die jetzigen | |
| Vorschläge, so die LAG, seien insofern eine „Missachtung des | |
| Koalitionsvertrags“. | |
| Das Sächsische Innenministerium schreibt auf verschiedene Fragen der taz | |
| nur: „In der gegenwärtigen frühen Phase“ der Erarbeitung des Gesetzes zur | |
| Entlastung der Kommunen werde eine Vielzahl verschiedener Ideen auch | |
| aufgrund kommunaler Vorschläge erwogen. Es gehe darum, Regelungen zu | |
| identifizieren, die nicht mehr zentral aus Dresden festgelegt werden | |
| müssten, sondern vor Ort eigenständig entschieden werden könnten. | |
| 22 May 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Sachsens-Innenminister-zu-AfD-Einstufung/!6086507 | |
| [2] /Koalition-in-Sachsen/!6054892 | |
| [3] /Ampel-Koalition-kippt-eigenen-Plan/!5991342 | |
| ## AUTOREN | |
| Patricia Hecht | |
| ## TAGS | |
| Sachsen | |
| CDU | |
| Gleichstellung | |
| Frauen | |
| Kommunen | |
| Gleichstellung | |
| Omas gegen Rechts | |
| Schwerpunkt Klimawandel | |
| Luchs | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Sachsens Grüne Ex-Ministerin zu CDU-Idee: „Die Rechnung geht so aber nicht a… | |
| Das sächsische CDU-Innenministerium findet Gleichstellungsbeauftragte | |
| verzichtbar. Katja Meier, ehemalige grüne Ministerin für Gleichstellung, | |
| hält davon nichts. | |
| Omas gegen Rechts: „Der Mut wächst mit dem Einsatz“ | |
| Christiane Lähnemann und Jutta Shaikh sind bei den Omas gegen Rechts. Von | |
| jungen Menschen hat Lähnemann gelernt, wie wichtig Spaß für den Aktivismus | |
| ist. | |
| Studie zu Emissionen in Frankreich: Frauen emittieren 26 Prozent weniger Treibh… | |
| Frauen sind in der Regel besorgter ums Klima als Männer. Eine neue Studie | |
| zeigt nun: Sie verursachen auch deutlich weniger Treibhausgase als Männer. | |
| 25 Jahre Luchse im Harz: Angekommen, doch isoliert | |
| Ein viertel Jahrhundert nach Auswilderung der ersten Luchse im Harz ist die | |
| Population stabil. Damit das so bleibt, braucht es Luchsmigration. |