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# taz.de -- Silvia Salis: Die neue Bürgermeisterin von Genua ist links
> In der Kommunalwahl hat sich die Kandidatin der Mitte-links-Allianz gegen
> den Rechten durchgesetzt. Jetzt stellt sie den eigenen Leuten
> Bedingungen.
Bild: Hat als Hammerwerferin an den Olympischen Spielen in Peking und in London…
Rom taz | Schon im ersten Wahlgang machte Silvia Salis bei den
Kommunalwahlen von Sonntag und Montag in Genua alles klar. Mit 51,5 Prozent
der Stimmen setzte sich die Kandidatin der breiten Mitte-links-Allianz
gegen ihren Rivalen von der Rechtskoalition durch. Künftig wird sie als
Bürgermeisterin die Hafenstadt und sechstgrößte Kommune Italiens regieren.
Sie beendete damit in Genua die achtjährige Vorherrschaft jener Rechten,
die [1][national von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni] angeführt werden.
Politisch „unerfahren“ sei die Frontfrau der Linken, wurde während des
Wahlkampfs von rechts gelästert. Doch die Wähler*innen störten sich
nicht daran, dass da eine Seiteneinsteigerin ins Rennen ging, die zuvor vor
allem mit Erfolgen im Sport auf sich aufmerksam gemacht hatte.
Über Jahre nämlich hatte die 39 Jahre junge Salis als Hammerwerferin
geglänzt, hatte sie zehn nationale Meisterschaften eingesammelt, hatte sie
an den Olympischen Spielen in Peking und in London teilgenommen. Ihre
Trainingsstätte war eine kommunale Sportanlage in Genua, auf der ihr Vater
– ein alter Kommunist, wie sie erzählt – als Platzwart arbeitete. Als sie
wegen einer Verletzung im Jahr 2016 ihre Laufbahn beenden musste, machte
sie als Sportfunktionärin weiter, wurde im Jahr 2021 Vizepräsidentin des
Olympischen Komitees Italiens.
Dort wäre sie wohl auch geblieben, wenn das Mitte-links-Lager in Ligurien –
der Region im Nordwesten Italiens, deren Hauptstadt Genua ist – nicht
heillos zerstritten wäre und sich über Monate hinweg unfähig zeigte, sich
auf eine gemeinsame Kandidatur zu einigen. Früher einmal waren Ligurien und
Genua linke Hochburgen gewesen, doch wegen der internen Querelen der Linken
konnte sich hier in den letzten zehn Jahren immer wieder die Rechte
durchsetzen – zuletzt bei den Regionalwahlen vom Oktober 2024, als wieder
einmal ein breites Bündnis an internem Krach scheiterte und der mögliche
Erfolg verspielt wurde.
## Wie der Streit der Linken gelöst wurde
Auch im Vorfeld der Kommunalwahl gab es monatelang keine Einigung, bis
schließlich aus der links der Mitte dominierenden Partito Democratico (PD)
der Vorschlag kam, einfach Silvia Salis zu fragen. Die ließ sich nicht
lange bitten, wurde im Februar als Bürgermeisterkandidatin aufgestellt,
machte aber sogleich klar, dass sie sich nicht als bloßes Aushängeschild
missbrauchen lassen wollte.
Ihre erste Forderung war, dass alle, wirklich alle Parteien links der Mitte
mit im Boot sein mussten, von der PD über die Fünf Sterne, der radikalen
grün-linken Allianz bis hin zu den kleinen Mitteparteien. Und sie legte
gleich nach mit der Drohung, sofort hinzuschmeißen, sollten [2][die alten
Konflikte] wieder losgehen.
Das verfing – und die Rechte begriff, dass sie ein Problem hatte. Die
Antworten waren sexistische Ausfälle. „Gutaussehend“ sei die
Linkskandidatin ja, hieß es, doch die Wahl sei schließlich „kein
Schönheitswettbewerb“. Salis ließ diese Attacken an sich abperlen. Sie
erklärte immer wieder, sie werde sich niemals auf das Niveau der
politischen Konkurrenz begeben. Stattdessen redete sie lieber über ihre
Vision Genuas, die sie in eine auch für junge Menschen attraktive Metropole
„wie Berlin“ verwandeln möchte.
Jetzt hat sie die Chance, ihre Vorstellungen umzusetzen. Ehe sie sich an
die Arbeit im Rathaus macht, redet sie jedoch erst mal der italienischen
Linken ins Gewissen. Die solle endlich lernen, auf die [3][„unzähligen
Dinge, die uns einen“,] zu setzen, statt immer die wenigen trennenden
Fragen in den Mittelpunkt zu stellen.
29 May 2025
## LINKS
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## AUTOREN
Michael Braun
## TAGS
Wahlen in Italien
Italien
Genua
Giorgia Meloni
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Italien
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Rechten.
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