# taz.de -- Nach Anschlag in Kaschmir: Indien startet Diplomatieoffensive | |
> Überparteiliche Delegationen reisen um die Welt, um Indiens Position zu | |
> Terrorismus und Pakistan darzulegen. In Deutschland soll die Mission | |
> enden. | |
Bild: Demonstration von Frauen zum Erfolg der Operation Sindoor in Siliguri, We… | |
Mumbai taz | In Mumbai erinnern schwarz-rote Poster an Indiens | |
[1][Vergeltung für den tödlichen Terroranschlag] in Kaschmir vor einem | |
Monat. Einige tragen die Aufschrift „Operation Sindoor“, den Namen der | |
Militäraktion, und zeigen Premierminister Narendra Modi. Auf anderen sind | |
die weiblichen Offiziere Sofiya Qureshi und Vyomika Singh zu sehen. Sie | |
informierten die Bevölkerung über die Angriffe, mit denen Neu-Delhi ab dem | |
7. Mai 2025 das Nachbarland Pakistan ins Visier nahm. | |
„Bilder dieser beiden Frauen machen mich stolz“, sagt die junge Mumbaierin | |
Ankita Padhy. Aufgehängt wurden die Plakate von Parteien und Bürgergruppen. | |
Die Botschaft dahinter: Indien vergisst nicht und ist bereit, | |
zurückzuschlagen. Dies betont zurzeit auch die Regierung. Seit Mittwoch | |
entsendet Indien daher sieben Teams mit knapp 60 Abgeordneten, Ex-Ministern | |
und Diplomaten – inklusive Muslimen und Frauen – in 32 Länder, um seine | |
Haltung zum Terrorismus und Pakistan zu erklären. | |
Bei Padhy sitzt die Trauer über den Anschlag tief. Die Studentin kennt | |
Erzählungen aus der Zeit, als Mumbai selbst Ziel zahlreicher Angriffe | |
wurde, wie etwa 2008, als mit Pakistan assoziierte [2][islamistische | |
Terroristen 166 Menschen töteten]. Die Anschläge sorgten damals nicht nur | |
dafür, dass die Stimmung gegenüber Pakistan kippte. Sie gruben Gräben | |
zwischen Hindus und Muslimen. Eine düstere Zeit, in die sich niemand | |
zurücksehnt. | |
„Ich wünsche mir eine friedliche Gesellschaft“, sagt Padhy. Es mache sie | |
bestürzt, dass im Namen von Religion Menschen sterben. Am 22. April | |
[3][ermordeten Terroristen im kaschmirischen Pahalgam 26 Menschen], vor | |
allem Hindus. Nach Auffassung der indischen Regierung unterhalten sie | |
Kontakte zum pakistanischen Geheimdienst. Konkrete Beweise dafür legte die | |
Regierung bisher nicht vor. | |
## Erste überparteiliche Delegation seit Langem | |
Padhy versteht, dass sich manche eine härtere Vergeltung gegen Pakistan | |
gewünscht hätten. „Terrorismus greift nicht nur Einzelne, sondern auch die | |
Entwicklung unseres Landes an“, fügt die 18-Jährige hinzu. Wie viele | |
Inder:innen hat sie das Gefühl, dass Indien international nicht die | |
Solidarität erhält, die es verdient habe. Deshalb begrüßt sie Delhis | |
diplomatische Großoffensive. | |
Am Donnerstag war die BJP-Abgeordnete Aparajita Sarangi nach Japan gereist, | |
einer der ersten Stationen neben den Vereinigten Arabischen Emiraten. In | |
Tokio traf sie Japans Außenminister, um ihn um Unterstützung zu bitten. | |
Sarangis Botschaft: „Gespräche und Terror, Handel und Terror – das passt | |
nicht zusammen. Blut und Wasser können nicht fließen“, schrieb die | |
55-Jährige auf X, ein Verweis auf das suspendierte indisch-pakistanische | |
Wasserabkommen. In indischen Medien sagte sie, man wolle Fakten und Zahlen | |
präsentieren, um zu verhindern, dass Pakistan die Weltgemeinschaft täuscht. | |
„In Zeiten von Trauer und Krise sollte Überparteilichkeit uns verbinden“, | |
sagte der Kongresspolitiker Shashi Tharoor, der international bekannteste | |
Oppositionelle der Mission. Sein Parteikollege Jairam Ramesh warf Modi vor, | |
die Initiative nur gestartet zu haben, um sein angeschlagenes Ansehen zu | |
verbessern und von unbequemen Fragen zum Anschlag abzulenken. Früher sei es | |
üblich gewesen, Abgeordnete verschiedener Parteien zu den Vereinten | |
Nationen zu entsenden, das habe Modi 2014 beendet. Neben den USA, Russland, | |
Brasilien und Frankreich wird als letzte Station am 5. Juni auch in | |
Deutschland eine Delegation erwartet. | |
Unterdessen sprach Modi am Donnerstag bei seiner ersten Rallye seit Ende | |
des bewaffneten Konflikts erneut eine Warnung aus. Indiens Feinde hätten | |
gesehen, was passiert, wenn sich Sindoor in Schießpulver verwandle, eine | |
Anspielung auf das rote Pulver, das verheiratete Hindu-Frauen am Haaransatz | |
tragen und das der Militäraktion ihren Namen gab. | |
23 May 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Kaempfe-zwischen-Pakistan-und-Indien/!6084325 | |
[2] /Terroranschlaege-von-2008/!5078994 | |
[3] /Terroranschlag-in-Indien/!6083778 | |
## AUTOREN | |
Natalie Mayroth | |
## TAGS | |
Indien | |
Pakistan | |
Terrorismus | |
Kaschmir | |
Diplomatie | |
Social-Auswahl | |
GNS | |
Indien | |
Kaschmir | |
Kaschmir | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kämpfe zwischen Pakistan und Indien: Suche nach Ausweg aus dem Kaschmir-Konfli… | |
Die Eskalation zwischen Indien und Pakistan hat einen Dämpfer erfahren. Ein | |
Beinahe-Krieg wurde vorerst gestoppt, doch die Feuerpause ist fragil | |
+++ Nachrichten im Kaschmir-Konflikt +++: Indien und Pakistan einigen sich auf … | |
Die beiden Staaten vereinbaren, die Kampfhandlungen vorerst einzustellen. | |
Vorausgegangen war ein weltweites politisches Drängen auf eine Niederlegung | |
der Waffen im Kaschmir-Konflikt. | |
Kaschmir-Konflikt: Neue Feuergefechte zwischen Indien und Pakistan | |
Im Konflikt zwischen den beiden Atommächten ist keine Entspannung in Sicht. | |
International wächst die Sorge vor einer weiteren Eskalation der | |
Spannungen. |