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# taz.de -- Haftstrafe wegen Southport Riots: Knast wegen rassistischer Hetze
> Die Britin Lucy Connolly hat bei den Southport Riots zu Gewalt gegen
> Migranten aufgerufen. Die Berufung gegen ihre lange Haftstrafe wurde
> abgewiesen.
Bild: „Polizei für die Straßen, nicht für unsere Tweets“
Lucy Connolly muss weitere acht Monate im Gefängnis verbringen. Die
Tagesmutter und Ehefrau eines ehemaligen konservativen Stadtrats in West
Northamptonshire wurde im Oktober 2024 zu zwei Jahren und sieben Monaten
Haft verurteilt. Sie hatte, so die Begründung des Gerichts, im Rahmen der
antimuslimischen [1][„Southport Riots“ im August] vorigen Jahres im Netz
zu rassistischer Gewalt aufgerufen.
Am Dienstag veröffentlichte der Berufungsrichter Lord Justice Holroyde das
Urteil mit der Ablehnung des Berufungsgesuchs. Für die Behauptung, das vom
Richter festgelegte Strafmaß sei überhöht gewesen, gebe es keine
„stichhaltige Grundlage“.
Am 29. Juli 2024 tötete ein in Wales geborener Siebzehnjähriger, Sohn
christlicher ruandischer Einwanderer, drei kleine Mädchen bei einer
Messerattacke auf einen Taylor-Swift-Tanzworkshop im nordwestenglischen
Southport. Danach war im Netz das Gerücht verbreitet worden, der
Tatverdächtige sei Muslim und als syrischer Bootsflüchtling ins Vereinigte
Königreich gekommen.
Von dieser Falschinformation aufgehetzt, begannen in verschiedenen
englischen und nordirischen Städten Rechtsextreme massive gewalttätige
Ausschreitungen gegen Muslime und Moscheen, aber auch gegen die Polizei. In
der Folge wurden mehr als 200 Täter verurteilt und erhielten insgesamt über
100 Jahre Gefängnis. 31 Monate davon gingen an Lucy Connolly.
## Crowdfunding für Rassistin
In einem Tweet auf X am Tag der Tat forderte die 41-Jährige
„Massenabschiebungen jetzt, zündet von mir aus alle verdammten Hotels
voller Bastarde an … wenn mich das zu einer Rassistin macht, dann ist das
so.“ Wenige Stunden darauf löschte sie den Post wieder.
Als Connolly am 6. August festgenommen wurde, hatten bereits 310.000
User:innen ihren Gewaltaufruf gelesen. Am 17. Oktober wurde sie vor einem
Gericht in Birmingham wegen Anstiftung von rassistischem Hass verurteilt.
Die Polizei hatte auch weitere rassistische Nachrichten auf ihrem Telefon
gefunden.
Connollys Verurteilung sorgte für Kritik. Die Verhältnismäßigkeit der
Strafe wurde infrage gestellt, eine Crowdfundig Kampagne sammelte 81.000
Pfund (umgerechnet etwa 96.000 Euro) für ihre Verteidigung, ihr Mann
Raymond monierte, Lucy sitze länger in Haft als mancher „Pädophile und
häusliche Gewalttäter“.
Vor dem Berufungsgericht im Gefängnis Drake Hall in Eccleshall,
Staffordshire, erklärte Connolly letzte Woche, sie sei „wirklich wütend und
aufgebracht“ gewesen, als sie den X-Post veröffentlichte, und es habe sie
„bestürzt, dass diese Kinder gestorben waren“.
## Strenge Ahndung von Hassverbrechen
Den Richtern sagte sie, sie wisse, wie sich die Eltern der getöteten
Mädchen fühlten, nachdem sie selbst ihren Sohn vor etwa 14 Jahren verloren
habe. „Diese Eltern müssen immer noch ein Leben in Trauer führen“, sagte
Connolly. Sie entschuldigte sich vor dem Berufungsgericht. Sie habe „auf
der Grundlage von Informationen gehandelt, von denen ich heute weiß, dass
sie falsch und böswillig waren“.
Am Dienstag verglich der Journalist Lewis Brackpool auf X Connollys Fall
mit dem des Labour Gemeinderats und Palästina-Aktivisten Ricky Jones, der
öffentlich geäußert hatte, den Rechtsextremen solle man „die Kehle
durchschneiden“. Dieser sei derzeit gegen Kaution auf freiem Fuße, während
Connollys Berufungsgesuch abgelehnt wurde.
Im Vereinigten Königreich kommt es immer wieder zu Verurteilungen wegen
sogenannter „Hate-Crimes“, unter die die Anstachelung zu rassistischer
Gewalt fällt, teils mit hohen Haftstrafen.
20 May 2025
## LINKS
[1] /Nach-Messerangriff-in-Grossbritannien/!6024233
## AUTOREN
Fabian Schroer
## TAGS
Großbritannien
Schwerpunkt Rassismus
Hassverbrechen
Großbritannien
Messer
Lesestück Recherche und Reportage
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