# taz.de -- Jordanien: Mitgliedschaft bei den Muslimbrüdern verboten | |
> Sechzehn Personen, die angeblich einen Anschlag planten, wurden | |
> festgenommen. Sie sollen der Muslimbruderschaft angehören und im Libanon | |
> trainiert worden sein. | |
Bild: Abdul Hamid Thunaibat von der Muslimbruderschaft in Jordanien bei einer V… | |
Berlin taz | Das jordanische Innenministerium greift gegen die Muslimbrüder | |
durch. Am Mittwoch gab der Innenminister des Haschemitischen Königreichs, | |
Mazen Farraya, bekannt: Die Mitgliedschaft in der Organisation sei | |
verboten, ebenso das Bewerben ihrer Ideologie. Von der Organisation | |
genutzte Büros sollen geschlossen werden, berichtet die Jordan Times. | |
Das kommt nur bedingt überraschend: In der vergangenen Woche wurden in | |
Jordanien sechzehn angeblich der Muslimbruderschaft nahestehende Personen | |
festgenommen. Der Vorwurf: Sie hätten Anschläge im Königreich geplant, etwa | |
auf militärische Anlagen. Die Verdächtigen sollen im Libanon trainiert | |
worden sein. | |
Die Muslimbruderschaft in Jordanien ist ein komplizierter Sonderfall: Sie | |
existiert seit 1946 im Land. Die Beziehungen zwischen Königshaus und der | |
Organisation waren lange recht gut: Die Organisation sei eng verwoben mit | |
der Gründung des Staates Jordanien selbst, schreibt etwa das Italian | |
Institute for International Political Studies. Sie habe die Monarchie in | |
unruhigen Zeiten stabilisiert. | |
Die Beziehungen verschlechterten sich aber mit dem [1][Beginn des | |
Arabischen Frühlings] deutlich: Aus Sorge vor einer durch die | |
[2][Muslimbrüder vorangetriebenen Destabilisierung] setzte König Abdullah | |
II. erst auf Dialog, dann auf Einschüchterung. Im Jahr 2015 kam es zu einer | |
Aufspaltung der Organisation: Die Muslimbruderschaft stand unter Druck des | |
jordanischen Königshauses und zerfiel in zwei Fraktionen – die Reformer, | |
die sie von der Mutterorganisation, der ägyptischen Muslimbruderschaft, | |
wegführen wollten. Und die alte Fraktion, die diese Nähe beibehalten | |
wollte. | |
Schließlich registrierten die Reformer eine neue Muslimbrüder-Organisation | |
in Jordanien – und übertrugen das gesamte Vermögen darauf. [3][Die | |
Regierung erkannte die neue Gruppe an], die alte löste sich 2020 | |
schließlich auch formal auf. Über ihren politischen Arm, die Islamische | |
Aktionsfront (IAF), sitzt die neue Gruppe auch im jordanischen Parlament: | |
31 von 138 Sitzen gewann sie [4][in der Wahl im vergangenen September]. | |
Es sei wohl die alte, aufgelöste Gruppe – so berichtet es das | |
Nachrichtenportal Al-Monitor – von dem nun erfolgten Bann betroffen. Ob die | |
Ankündigung des Innenministers dennoch auch das Parlament betreffen könnte, | |
ist bislang unklar: Am Dienstag hatte die IAF laut Al-Monitor bekannt | |
gegeben, dass auch drei ihrer Mitglieder eine Beteiligung an den geplanten | |
Angriffen vorgeworfen werde. Sie seien suspendiert worden. | |
23 Apr 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Die-Stadt-Maan-in-Jordanien/!5043833 | |
[2] /Buch-ueber-Muslimbruederschaft/!5841119 | |
[3] https://www.newarab.com/news/splinter-jordanian-muslim-brotherhood-faction-… | |
[4] /Niedrige-Wahlbeteiligung/!6032957 | |
## AUTOREN | |
Lisa Schneider | |
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Lesestück Recherche und Reportage | |
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