Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Dünne Luft im Frauenfußball: Jenseits des Rattenrennens
> Mit der Finalteilnahme im DFB-Pokal haben die Frauen von Werder Bremen
> ihre bislang beste Saison gekrönt. Doch der Konkurrenzkampf wird härter.
Bild: Nach dem Finale ist womöglich vor dem Finale: die Frauen von Werder Brem…
Bremen taz | Für den Balkon hat es noch nicht gereicht, der ist auch im
Bremer Rathaus den Sportler:innen vorbehalten, die einen Meistertitel
oder einen Pokal mit nach Hause bringen. Aber drinnen im Kaminsaal wurden
Werders Fußballfrauen einen Tag [1][nach dem DFB-Pokalfinale gegen Bayern
München] gebührend empfangen. Immerhin war die Finalteilnahme der bislang
größte Erfolg dieser Mannschaft, die sich in Köln vor 45.000
Zuschauer:innen trotz des Endstands von 2:4 bravourös gegen den
übermächtigen Deutschen Meister schlug.
Bei der internen Feier nach dem Spiel in einem Lokal über dem Rhein hatte
Werders Vorstandsvorsitzender Klaus Filbry laut Weser Kurier gesagt:
„Dieses Mal sind wir nur Zweiter geworden, aber dann könnt ihr halt
nächstes Jahr wiederkommen und euch den Pokal holen!“ Starke Worte, denen
allerdings nicht nur Taten folgen müssen. Mit den bisherigen finanziellen
Möglichkeiten wird das augenblickliche Niveau kaum zu halten sein, das
neben dem Einzug ins Pokalfinale zu einer Rekordpunktzahl in der Bundesliga
bereits zwei Spieltage vor Saisonende geführt hat.
## Hart erkämpfter Platz
Nicht halten konnte Werder schon mal [2][Torjägerin Sophie Weidauer] und
Trainer Thomas Horsch, die ihre Verträge nicht verlängert haben. Dass die
besten Spielerinnen zu zahlungskräftigeren Klubs abwandern, ist nichts
Neues. Neu wäre, wenn sich die Pressemeldungen bewahrheiten, dass Weidauers
Weg nicht zu einem der Topklubs, sondern zum Aufsteiger Union Berlin führt
– einem der Prof-Klubs, die gerade stark in den Frauenfußball investieren.
Und die Werders gerade hart erkämpften Platz im Mittelfeld der Bundesliga
bedrohen.
Werders wirtschaftliche Möglichkeiten sind schrittweise gewachsen, durch
die gestiegenen TV- und Sponsoreneinnahmen nach der EM 2022 gab es zuletzt
einen größeren Sprung. „Bei den personellen Ressourcen im Trainerstab haben
wir aufgeholt“, sagt Werders Leiterin Frauenfußball, Birte Brüggemann.
„Trotzdem trennen uns finanziell noch Welten von Bayern München, dem VfL
Wolfsburg oder Eintracht Frankfurt. Denen dürfen wir nicht zu weit
hinterherrennen und vor denen, die jetzt nachkommen, in Stuttgart,
Dortmund, Schalke oder bei Union Berlin, wollen wir unseren Vorsprung
verteidigen.“
Beim Rathaus-Empfang kündigte Werder-Chef Filbry an, das Budget für die
kommende Saison noch mal zu erhöhen. Die Frage wird sein, in welcher Höhe
und ob dies ausreicht. Die Tabelle der Frauenbundesliga wird immer mehr zum
Spiegelbild der Männerbundesliga mit ihren ungleich verteilten
wirtschaftlichen Möglichkeiten. Nur dass bei den Männern ein
Durchschnittsprofi 1,5 Million Euro verdient. Bei den Werder-Frauen war das
der gesamte Etat im Jahr 2024.
## Schnell wachsender Markt
Nur durch eine kräftige Erhöhung wird es für Werder möglich sein, künftig
Spielerinnen wie Weidauer oder die zu Bayern München ausgeliehene Michelle
Ulbrich zu binden. Andererseits wäre der Klub damit mittendrin im
Rattenrennen um immer mehr Einnahmen, das er durch langsames Wachstum
bislang vermieden hat. Dieses Rennen wird in dem Maß eskalieren, in dem die
deutschen Spitzenklubs versuchen werden, den in den letzten Jahren
entstandenen Rückstand zur internationalen Spitze wieder aufzuholen. In
Frankreich, England und den USA [3][haben Investmentgesellschaften
begonnen], einen der am schnellsten wachsenden Sportmärkte zu erobern und
ihn mit Kapital zu füttern – das sie irgendwann wieder herausholen wollen.
Die Gefahr ist gering, dass Werder sich dem Fieber dieser
Goldgräberstimmung hingibt. „Wir haben uns ganz bewusst für Fritzi Kromp
als neue Trainerin entschieden, weil sie eine exzellente Trainerin mit
einem Riesenschwerpunkt im Nachwuchsbereich ist“, sagt Birte Brüggemann.
„Die Entwicklung von Spielerinnen, die Etablierung in der Liga so gut es
geht, der Pokal als Highlight und dazu eine gute Nachwuchsarbeit“ – das
seien schon „coole Ziele“.
4 May 2025
## LINKS
[1] /Werder-Bremen-im-Frauen-Pokalfinale/!6082231
[2] /Werder-Frauen-gewinnen-beim-HSV/!6074598
[3] /Investoren-im-Fussball-der-Frauen/!6038532
## AUTOREN
Ralf Lorenzen
## TAGS
Fußball
Werder Bremen
Frauenfußball
DFB Team Frauen
Fußball
Fußball
Kolumne Press-Schlag
## ARTIKEL ZUM THEMA
Nach dem 6:0 in Wien: Sehr viel Womanpower
Das deutsche Nationalteam der Frauen scheint glänzend auf die EM
vorbereitet zu sein. Kleinere Baustellen gibt es aber.
Werder Bremen im Frauen-Pokalfinale: Das Spiel ihres Lebens
Mit kleinen Schritten hat sich Werder Bremen in der Bundesliga etabliert.
Im DFB-Pokalfinale gegen Bayern rechnet man sich trotz allem Chancen aus.
Werder-Frauen gewinnen beim HSV: 57.000 wollen Frauenfußball sehen
Vor Rekordkulisse gewannen Werder Bremens Frauen das Pokal-Halbfinale beim
HSV mit 3:1. Die Hamburgerinnen empfahlen sich für die erste Liga.
Stagnation im Frauenklubfußball: Volle Hütte in der Zweitklassigkeit
Der deutsche Klubfußball der Frauen stellt immer wieder Rekorde auf und
doch treten die Besten im internationalen Vergleich sportlich auf der
Stelle.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.