# taz.de -- Werder Bremen im Frauen-Pokalfinale: Das Spiel ihres Lebens | |
> Mit kleinen Schritten hat sich Werder Bremen in der Bundesliga etabliert. | |
> Im DFB-Pokalfinale gegen Bayern rechnet man sich trotz allem Chancen aus. | |
Bild: Sie hat das Tor zum großen Traum geöffnet: Sophie Weidauer trifft im Po… | |
Am Sonntagabend erst lief im NDR die TV-Dokumentation „Das Spiel ihres | |
Lebens“, welche die Spielerinnen vor und nach dem [1][DFB-Pokalhalbfinale | |
zwischen dem HSV und Werder Bremen] begleitete. [2][57.000 | |
Zuchauer:innen] hatten es im Volksparkstadion gesehen. Am Donnerstag | |
wird das Werder-Team ein noch bedeutenderes Spiel erleben – das Pokalfinale | |
in Köln. | |
„Ich hätte mir niemals träumen lassen, dass ich nochmal im Pokalfinale | |
stehe“, sagt Sophie Weidauer, die 2022 mit Turbine Potsdam schon mal im | |
Finale stand und nun Werder mit einem Doppelpack gegen den HSV dahin | |
brachte. „Das Finale ist aber nicht nur für mich besonders, sondern auch | |
für die ganze Mannschaft, für den Verein.“ | |
Die erwähnte TV-Doku zeigt in einem Rückblick, wie die damalige | |
Werder-Trainerin Birte Brüggemann 2007 die Spielerinnen für die gerade neu | |
gegründete Frauen-Abteilung castete. Brüggemann, die bis heute als | |
Abteilungsleiterin treibende Kraft und Kopf des Frauenfußballs bei Werder | |
ist, erinnert sich an ein Interview des damaligen DFB-Präsidenten Theo | |
Zwanziger in Werders erstem Jahr, in dem dieser sagte, es wäre doch schön, | |
wenn es auch im Frauenfußball irgendwann mal ein Spiel Werder Bremen gegen | |
Bayern München geben würde. | |
Als Werder in der Verbandsliga neu begann, spielten die Bayern wie der VfL | |
Wolfsburg bereits in der Bundesliga. An der Weser wurde auch danach nicht | |
geklotzt wie an anderen Standorten. Mit einer Strategie der kleinen | |
Schritte ging es über die zweite Liga und eine mehrjährigen Phase als | |
Fahrstuhlteam ins gesicherte Mittelfeld des Oberhauses. Aktuell liegt das | |
Team von Trainer Thomas Horsch auf Platz sieben, auf dem auch die letzte | |
Saison abgeschlossen wurde. | |
## Vom Boom profitiert | |
Bei der Etablierung in der Bundesliga profitierte auch Werder vom [3][Boom | |
des Frauenfußballs] nach der EM in England 2022, in deren Folge sowohl die | |
TV- als auch die Sponsoreneinnahmen deutlich stiegen. „Wir haben in dieser | |
Saison schon den Etat erhöht und werden das auch in der neuen Saison tun“, | |
sagt Werders Sportvorstand Clemens Fritz. „Mehr Vereine in der Liga | |
investieren und es geht immer mehr um die Professionalisierung. Das sind | |
wichtige Schritte.“ Bei Werder bedeutet Professionalisierung unter anderem, | |
dass der Trainerstab besser ausgestattet wurde. Und die Spielerinnen können | |
mittlerweile auch in Bremen von ihrem Gehalt leben. Die Top-Drei der Liga – | |
Bayern München, VfL Wolfsburg und Eintracht Frankfurt sind allerdings so | |
weit entrückt, dass es mittelfristig nur darum gehen kann, sich im | |
Mittelfeld gegen Freiburg, Hoffenheim und Leipzig zu behaupten. Und sich | |
dem Ansturm neuer Wettbewerber aus Berlin, Stuttgart oder [4][Dortmund] zu | |
erwehren. | |
Werder bleibt auch weiter ein Ausbildungsverein, der regelmäßig seine | |
besten Spielerinnen verliert. Wie nach dieser Saison Sophie Weidauer, die | |
ihren Vertrag nicht verlängerte. Oder Eigengewächs Michelle Ulbrich, die im | |
Winter zu Bayern München ausgeliehen wurde. „Gute Spielerinnen zu haben, | |
heißt auch, gute Spielerinnen zu verlieren“, sagte Brüggemann Ende letzten | |
Jahres. „Es gibt nichts Schöneres, als Stars selbst zu formen und nicht zu | |
kaufen.“ | |
## Krasse Außenseiterinnen | |
Den Vertrag nicht verlängert hat auch Thomas Horsch, der nach vier Jahren | |
als Cheftrainer der Frauen für sich „ein neues Kapitel“ aufschlagen möcht… | |
Dafür kommt mit Friederike Kromp, die derzeit die U20 von Eintracht | |
Frankfurt trainiert, eine ausgewiesene Expertin für die Nachwuchsarbeit. | |
Vorher will die Mannschaft Horsch aber noch den Pokal schenken. Gegen | |
Bayern München sind die Bremerinnen zwar krasse Außenseiterinnen, doch in | |
der Liga verloren sie zuletzt in München nur knapp mit 0:1. Die | |
Münchnerinnen reisen zwar als deutsche Meisterinnen an, den Pokal konnten | |
sie aber das letzte Mal vor 13 Jahren gewinnen. | |
Die Kulisse von 44.000 Zuschauer:innen, zu der der Bremer Anhang die Hälfte | |
beitragen wird, schreckt Sophie Weidauer nicht: „Das beflügelt mich noch | |
mehr“, sagte Weidauer dem Weser-Kurier. „Man weiß: Diese Menschen, die sind | |
für uns gekommen und wollen uns Fußballspielen sehen. Und es ist für mich | |
dann das befreiendste Gefühl zu wissen, ich darf heute da draußen stehen. | |
Solche Kulissen können einen tragen.“ | |
30 Apr 2025 | |
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## AUTOREN | |
Ralf Lorenzen | |
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