# taz.de -- Gewalt und Drohungen durch Nazis: In Sachsen wächst die Gewalt von… | |
> Die Beratungsstelle RAA stellt neue Zahlen vor. Gleichzeitig werden immer | |
> neue Vorfälle bekannt. Einer Bürgermeisterin wird gedroht: „Denken Sie an | |
> Lübcke“ | |
Bild: Ein beliebtes Ziel von rechter Gewalt: Stolpersteine die an die Opfer der… | |
Dresden taz | Im Januar lauerten Schüler einer Oberschule im | |
erzgebirgischen Oelsnitz in der Dunkelheit einer Lehrerin auf, posierten | |
mit einer Reichskriegsflagge, riefen „Sieg Heil“ und drohten „Wir schicken | |
dich ins KZ“. Die Zahl von Taten wie dieser ist in Sachsen 2024 um ein | |
Drittel gegenüber dem Vorjahr angestiegen. Mindestens 446 Menschen waren | |
davon betroffen. Das belegt die jährliche Statistik der in Dresden | |
ansässigen [1][Opferberatungsstelle RAA] und ihrer Fachberatungsstelle | |
„Support“. | |
Nur in den Jahren des verstärkten Andrangs von Flüchtlingen 2015/16 lagen | |
die Fallzahlen noch höher. Seit 2022 steigen sie kontinuierlich. Den | |
größten Zuwachs verzeichnen mit bis zu 59 Prozent die ostsächsischen | |
Landkreise Bautzen und Görlitz. Gewalttaten sind im Landkreis Meißen mit 18 | |
Fällen sogar auf das Sechsfache angestiegen. | |
Vom Anstieg ist allerdings keine sächsische Region ausgenommen. An der | |
Spitze liegen seit Beginn der statistischen Erfassung die drei Großstädte, | |
Leipzig mit 74 Fällen gefolgt von Dresden und Chemnitz. Die | |
RAA-Opferberatung erklärt den Anstieg zum Teil mit den Wahlkämpfen 2024. | |
Auch [2][die lokalen Christopher-Street-Day-Paraden] seien von | |
Rechtsextremen immer wieder zum Anlass für Attacken genommen worden. | |
Rassismus bildet weiterhin das häufigste Tatmotiv. Deutlich zugenommen | |
hätten aber Angriffe gegen politische Gegner. Am häufigsten münden sie nach | |
wie vor in Körperverletzungsdelikte, aber die Zahl allgemeiner Bedrohungen | |
ist auffällig angestiegen. | |
RAA-Geschäftsführerin Andrea Hübler macht auf die „zunehmend gewalttätige | |
rechte Raumnahme“ aufmerksam. Vor allem Jugendliche organisierten sich in | |
Kameradschaften und neonazistischen Strukturen. Bekanntestes Beispiel | |
dürften die Ermittlungen der Bundesanwaltschaft gegen die mutmaßlich | |
rechtsterroristische Gruppe „Sächsische Separatisten“ sein. Wegen seiner | |
Verbindungen zu dieser Gruppe hat der Sächsische Landtag Ende März den | |
AfD-Abgeordneten Alexander Wiesner als Vorsitzenden des Verfassungs- und | |
Rechtsausschusses abgewählt, der erste Vorgang dieser Art seit 1990. | |
## Hitler-Gruß in Auschwitz-Gedenkstätte | |
Andrea Hübler warnt, solche Gruppen könnten Anschläge planen oder sich „mit | |
Häuserkampf- und Schießtrainings auf einen Tag X vorbereiten“. Sicherlich | |
mit Blick auf die laufenden Beratungen des Landes zum sächsischen | |
Krisenhaushalt 2025/26 und auf Absichten der Bundes-CDU zur Überprüfung von | |
NGOs mahnt sie die fortgesetzte Unterstützung zivilgesellschaftlicher | |
Demokratiearbeit an. „Diese Arbeit verdient Unterstützung und keine | |
Kürzungen oder Diffamierungen über kleine Anfragen!“ | |
Die RAA-Statistik wird untersetzt mit zahlreichen konkreten Fällen. Die | |
vergangenen Tage brachten weitere Beispiele: Am Montag ging über das | |
digitale Kontaktformular der Zwickauer Stadtverwaltung eine an | |
Oberbürgermeisterin Constance Arndt gerichtete Drohmail ein. Ein Absender | |
„Adolf Hitler“, Mailadresse [email protected], warnt sie darin: „Denken Sie an | |
Walter Lübcke. Immer schön aufpassen.“ Der Kasseler Regierungspräsident war | |
2019 von einem Rechtsextremisten ermordet worden. Die Zwickauer Linke | |
bezeichnete die Morddrohung als „abscheuliche Grenzüberschreitung“. | |
Am gleichen Tag wurde bekannt, dass bereits am 13. März vier Schüler der | |
Görlitzer Scultetus-Oberschule bei einem Besuch des Vernichtungslagers | |
Auschwitz-Birkenau mit einer rassistischen Geste posiert hatten. Sie | |
zeigten das White-Power-Handzeichen, das die vermeintlich weiße | |
Überlegenheit symbolisieren soll. Schule und Schulverwaltung reagierten mit | |
Gesprächen und einem Verweis. | |
15 Apr 2025 | |
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## AUTOREN | |
Michael Bartsch | |
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