Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Bundesliga ohne Pressetribüne: Endlich mal wieder Stehplatz
> Wie ganz anders der Fußball doch ist, wenn ständig Fahnen vor den Augen
> geschwenkt werden.
Bild: Beste Sicht, echte Fußballatmosphäre: Fanblock von Borussia Mönchengla…
Erstmals seit Langem mal wieder Bundesliga live. [1][Gladbach] gegen
[2][Freiburg] – vorentscheidend, wer womöglich die Champions League entert.
Aber anders als sonst: Stehplatz irgendwo weit oben in der Kurve im
Borussia Park in Begleitung von zwei Vereins-Enzyklopädien.
Die vergangenen Jahre hieß Fußball: entweder im infogepamperten
Pressebereich des Stadions oder zu Hause, manchmal in der Kneipe; großer
Bildschirm, Wiederholungen, viele Perspektiven, Nahaufnahmen,
[3][VAR]-Erläuterungen. Fußball seziert, Fußball aufbereitet de luxe. Und
Jetzt? Lauter Einmomentszenen ganz weit weg.
Die Anzeigentafel kann man auch bestäugig kaum entziffern, Infos via
Lautsprecher gehen im Dauerlärm unter. Man kennt die meisten Spieler ja,
aber nicht auf die weiten Distanzen. Ein Riesenraum vor einem, aber man
sieht im Spiel die Räume nicht.
## Abgefälscht, Eigentor oder was!
Gegenüber, 150 Meter weit weg, geht die Heimelf in Führung, Die
Spekulationen in unserem Borussenblock schwanken zwischen abgefälscht und
Eigentor. Freiburgs schneller Ausgleich schräg unter uns, offenbar ein
Kopfball. Aber dann nichts mehr zu sehen wegen der vielen Fahnen, emsig
geschwenkt, direkt hinter dem Tor. „Eigentor?“ – „Keine Ahnung“ – �…
glaube Torwartfehler.“ – „Ja, aber …“
Willi, die Enzyklopädie 1, hat Routine im Aufklären von Ungesehenem. „Guck
mal, der Cardoso wird getröstet“, erkennt er beim Gang in die Pause. Also
doch Torwartlapsus. Willi erklärt, dass die Fahnen für Debatten sorgen:
„Für die jungen Leute gehört das zur Fußballkultur, aber wir anderen sehen
nichts.“ Auffällig die gewandelte Bierkultur: Früher trank man in Gladbach
dieses Altbier, jetzt dominiert Pils.
Freiburg gewann. Soweit erkennbar: hochverdient. Siegtor durch einen feinen
Kopfball in der 90. Minute, anderthalb Platzlängen entfernt. „War das der
Gregoritsch?“ – „Nee, ich glaub eher ein Dunkelhäutiger“, raunt einer.
Gutes Auge: Johan Manzambi, 19, gerade eingewechselt, erstes Bundesligator.
Die Rückreise: erst wieder halbstündiger Fußmarsch mit Analyse von
Johannes, Borussia-Enzyklopädie 2: „Das wird nichts mehr dieses Jahr.“
Immerhin weniger Autobahnstau als auf dem zähen Hinweg, dann Reststrecke
auf dem Rad, bis die Luftlinie 45,3 Kilometer bewältigt sind. Knapp sieben
Stunden für 90+5 Minuten. Andere sind länger unterwegs, jede Woche.
Vielleicht kriegen sie dafür auch mal 90+9. Zu Hause dann fernsehen, was
man alles nicht nahsah.
13 Apr 2025
## LINKS
[1] /Borussia-Moenchengladbach/!t5008763
[2] /SC-Freiburg/!t5008789
[3] /VAR/!t5606148
## AUTOREN
Bernd Müllender
## TAGS
Kolumne Press-Schlag
Fußball-Bundesliga
Borussia Mönchengladbach
Polizei Niedersachsen
Fußball
Fußball-Bundesliga
## ARTIKEL ZUM THEMA
Innenministerin gegen Fußballfans: Auswärts bleibt man draußen
Niedersachsen will Fußball-Partien zwischen Hannover und Braunschweig ohne
Auswärtsfans stattfinden lassen. Geht das? Neun Antworten auf neun Fragen.
Zukunft des Fußballs: Vorwärts zu den Wurzeln
Wer wissen will, welche Wege der Profifußball einschlagen kann, muss nach
England schauen. Unser Autor war in der Premier League unterwegs.
Fußball-Bundesliga in Berlin: Derby der Ultras
Die Bundesliga startet mit der Berliner Stadtmeisterschaft; der 1. FC Union
empfängt Hertha BSC. Es ist ein Duell zwischen Mannschaften und Fanszenen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.